Hämatologie - Erkrankungen des Blutes

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Vitamin B12- Mangel- Anämie

Inhaltsübersicht:
Entstehung
Ursachen
Symptome
Diagnostik
Therapie

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Entstehung

Es bilden sich abnorme rote Blutkörperchen

Die Vitamin B12- Mangel- Anämie gehört zu den Megaloblastären Anämien. Megaloblasten sind abnorme Vorstufen der Megalozyten. Megalozyten wiederum sind eine besondere Form von Erythrozyten (roten Blutkörperchen), die sehr viel größer als die normalen roten Blutkörperchen sind. Bei einem Mangel an Vitamin B12 (Cobalamin) kommt es zu einer Störung der DNS-Synthese. Die Zellteilung ist gestört, das Zellwachstum ist aber nicht behindert. Als Folge des Mangels werden deshalb weniger rote Blutkörperchen gebildet, die aber mehr Hämoglobin enthalten (hyperchrom), als normalerweise und wesentlich größer sind (makrozytär). Der gesamte Hämoglobingehalt des Blutes ist dennoch geringer, als bei gesunden Erythrozyten, weil weniger Zellen vorhanden sind. Darum ist - wie bei allen Anämien - der Sauerstofftransport verringert. Vitamin B12 hat darüber hinaus auch Bedeutung für die Funktion des Nervensystems.


Vitamin B12 muss mit der Nahrung aufgenommen werden

Vitamin B12 und Folsäure müssen mit der Nahrung aufgenommen werden, denn der Körper kann sie nicht bilden. Sie sind essentiell. Enthalten ist es vor allem in Fleisch, Fisch, Milchprodukten und Eiern.

 

Aufnahme nur zusammen mit dem Intrinsic factor

Vitamin B12 (Cobalamin) wird im unteren Dünndarm aus der Nahrung aufgenommen. Damit es aufgenommen werden kann, muss es sich zuvor mit einem Eiweißmolekül, dem so genannten "Intrinsic factor", der von besonderen Zellen der Magenschleimhaut (Belegzellen) gebildet wird, zu einem Komplex verbinden (vgl. Funktion des Magens).

 

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Ursachen

Mangelhafte Zufuhr:

Eine mangelhafte Zufuhr von Vitamin B12 mit der Nahrung ist selten und kommt nur bei strikten Vegetariern vor, die neben Fleisch und Fisch auch Eier- und Milchprodukte ablehnen (Veganer). Aber erst nach 2 bis 3 Jahren andauernder Vitamin B12-freier Ernährung entsteht ein bedeutsamer Vitamin B12-Mangel.

 

Erhöhter Verbrauch:

Durch Befall von Parasiten im Darm (z. B. Fischbandwurm), die sehr viel Vitamin B12 verbrauchen, kommt es zu einem anhaltenden Mangel.

 

Darmerkrankungen:

Bei Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Zöliakie) oder nach Entfernung des unteren Dünndarms kann es zu einer Störung der Aufnahme des Vitamin B12 / Intrinsic factor-Komplexes kommen.

 

Fehlen des Intrinsic factor:

Das Fehlen des Intrinsic factor ist die häufigste Ursache für eine Vitamin B12- Mangel- Anämie. Das Fehlen des Intrinsic factor kann bei vollständiger Entfernung des Magens entstehen. Zu einer mangelhaften oder fehlenden Bildung von Intrinsic factor kommt es auch bei der Perniziösen Anämie. Bei dieser Erkrankung, die zu den Autoimmunerkrankungen gezählt wird, kommt es zur Bildung von Antikörpern. Die Antikörper richten sich gegen die Zellen der Magenschleimhaut (Belegzellen), die den Intrinsic factor bilden. So entsteht eine chronische Form einer Magenschleimhautentzündung. Der Begriff "perniziös" (lateinisch "perniziosus= verderblich) deutet daraufhin, dass diese Erkrankung früher, als es noch keine Behandlung dagegen gab, zum Tod führte.

 

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Symptome

Symptome der Anämie

Im Vordergrund stehen die allgemeinen Symptomen einer Anämie wie blasse Schleimhäute, Müdigkeit, verminderte Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit, Kälteüberempfindlichkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Herzklopfen und Atemnot. Durch den verstärkten Abbau der roten Blutkörperchen kann eine Gelbfärbung der Haut auftreten (vgl. Ikterus).

 

Typisch sind neurologische Veränderungen

Typische Symptome sind ferner:
  • Neurologische Symptome : Pelziges Taubheitsgefühl, Kribbeln in Armen und Beinen, Gangunsicherheit, Lähmungen.
  • Magen-Darm-Symptome: Glatte, rote Zunge, Zungenbrennen, rissige Mundwinkel (Mundwinkelrhagaden),  Bauchschmerzen mit Verdauungsstörungen wie Durchfall oder Verstopfung.
  • Psychische Symptome: Verwirrtheit, mangelnde Merkfähigkeit, Depressionen

 

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Diagnostik

Das Blutbild zeigt typische Veränderungen

Im Blutbild findet man wenige, sehr große Erythrozyten mit vermehrtem Hämoglobingehalt. MCH und MCV sind erhöht. Die geringe Zahl an Retikulozyten (jugendliche Erythrozyten) zeigt die verringerte Bildung der Erythrozyten an. Durch die Übergröße der roten Blutkörperchen ist ihre Lebensdauer verkürzt. Dadurch kommt es zu einem Anstieg von Blutlaborwerten, die diesen Zerfall wiedergeben: LDH, Serum-Eisen, Bilirubin. In schweren Fällen kann außerdem die Zahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten) ebenfalls vermindert sein (Leukopenie und Thrombopenie).

 

Es sind häufig noch weitere Untersuchungen notwendig

Weitere Untersuchungen können die Diagnose sichern:
  • Bei einer Knochenmarksuntersuchung lassen sich Riesenzellen feststellen (Megaloblasten).
  • Der Gehalt an Vitamin B12 im Blutserum ist erniedrigt.
  • Mit Hilfe des Schilling-Tests kann eine Aufnahmestörung von Vitamin B12 im Dünndarm nachgewiesen werden. Dabei wird radioaktiv markiertes Vitamin B12 eingenommen, das bei regelrechter Aufnahme anschließend im Urin nachgewiesen werden kann.
  • Stuhluntersuchung zum Nachweis von Wurmeiern im Stuhl.
  • Besteht eine Perniziöse Anämie, können bei den Betroffenen Autoantikörper gegen den Intrinsic factor bzw. gegen die Belegzellen des Magens nachgewiesen werden, in denen der Intrinsic factor produziert wird.
  • Eine Spiegelung des Magens zeigt im Falle einer Perniziösen Anämie eine Magenschleimhaut mit den typischen Anzeichen für eine chronische Schädigung.

 

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Therapie

Substitution von Vitamin B12

Die Behandlung der zugrunde liegenden Ursache des Vitamin B12-Mangels steht im Vordergrund. Das ist aber nur in wenigen Fällen möglich, z.B. bei Wurmbefall oder bei Mangelernährung.

 

Lebenslange Substitution bei perniziöser Anämie

Bei der Perniziösen Anämie ist eine Beseitigung der Ursache nicht möglich. Dann ist eine lebenslange Injektion von Vitamin B12 in den Muskel notwendig. Die gleiche Behandlung wird bei einer operativer Entfernung des Magens notwendig. Bis zur Beseitigung der Anämie wird in wöchentlichem Abstand 1000 µg Vitamin B12 in den Muskel gespritzt, dann erhält der Betroffene als Erhaltungsdosis alle 3 Monate 1000 µg intramuskulär. Weil bei dieser Behandlung verstärkt rote Blutkörperchen gebildet werden, sollte zu Beginn der Therapie auch ein Eisenpräparat eingenommen werden, da der Eisenbedarf dann ebenfalls erhöht ist.

 

Therapie wirkt schnell

Die Beschwerden bilden sich bei dieser Therapie erfreulicherweise innerhalb kurzer Zeit zurück. Haben sich bei einem Betroffenen jedoch bereits schwere neurologische Symptomen entwickelt, so ist nicht mehr mit einer Rückbildung zu rechnen.

 

Spätkomplikationen

Bei zwei bis fünf Prozent der Betroffenen treten als Spätkomplikation Magen- bzw. Enddarmkarzinome auf. Aus diesem Grund sollten auch bei Behandlung des Mangels jährliche Gastroskopien zur Kontrolle vorgenommen werden.

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