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Fremdkörperaspiration
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Fremdkörper gelangen in die Lunge
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Bei einer Fremdkörperaspiration gelangt ein körperfremder
Gegenstand in die Luftwege. In der Regel sind Kinder zwischen dem ersten und dem
dritten Lebensjahr betroffen, und zwar Jungen ungefähr doppelt so häufig wie
Mädchen. Eine Fremdkörperaspiration tritt insbesondere bei Kindern auf, die
Schwierigkeiten beim Schlucken haben.
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Meistens der rechte Hauptbronchus betroffen
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Beim Essen werden kleine Nahrungsbestandteile, beispielsweise
Erdnüsse, verschluckt und gelangen statt in die Speiseröhre in die Luftröhre.
Bei Erwachsenen mit Fremdkörperaspiration handelt es sich in der Regel um
verschluckte Tabletten, die in die Atemwege gelangen. Von der Luftröhre aus
können die Fremdkörper durch den Luftstrom bei der Atmung in die tiefer
gelegenen Luftwege transportiert werden. Meist bleiben die Fremdkörper im
rechten Hauptbronchus liegen. Dieser zweigt in einem stumpferen Winkel von der
Luftröhre ab als der linke, sodass die Fremdkörper nach Passage der Luftröhre in
der Regel in den rechten Hauptbronchus gelangen. Nur selten bleiben eingeatmete
Fremdkörper bereits im Kehlkopf oder in der Luftröhre stecken, beispielsweise
Tabletten.
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Symptome
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Die Symptome, die durch eine Fremdkörperaspiration ausgelöst
werden, hängen vom eingeatmeten Gegenstand (Form, Größe, Zusammensetzung), dem
Alter des Patienten und der Lokalisation des Fremdkörpers ab.
Nahrungsbestandteile wie Erdnüsse können ihre Form durch Aufquellen oder
Zerfallen im Nachhinein noch verändern. Das erste Anzeichen einer
Fremdkörperaspiration ist in der Regel ein Hustenanfall, der den eingeatmeten
Fremdkörper unter Umständen bereits wieder ans Tageslicht bringt. Zudem können
Schmerzen, ein "jauchzendes" Geräusch bei der Einatmung (Stridor), Luftnot und
in deren Folge einer Blauverfärbung der Haut auftreten.
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Größere Gegenstände
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Bleiben größere Gegenstände im Kehlkopfbereich stecken, sind die
Luftwege unter Umständen vollständig verlegt, sodass der Erstickungstod
eintritt. Kleine Gegenstände im Kehlkopfbereich lösen Husten und Heiserkeit aus.
Eine komplette Verlegung der Atemwege äußert sich durch krampfhafte
Atembewegungen, die jedoch nicht dazu führen, dass tatsächlich Luft eingeatmet
wird, da die Luftwege blockiert sind. Aufgrund des Sauerstoffmangels verfärbt
sich die Haut des Patienten blau, und aufgrund der Blockade der Atemwege ist er
nicht in der Lage, zu rufen oder zu sprechen.
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Bolustod
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Vom Ersticken ist der sogenannte Bolustod abzugrenzen. Darunter
versteht man einen akuten Herz-Kreislauf-Stillstand als Reaktion des vegetativen
(nicht der Willkür unterliegenden) Nervensystems auf einen Fremdkörper, der die
oberen Atemwege verschließt.
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Fremdkörper in der Speiseröhre
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Zudem ist es möglich, dass ein Fremdkörper nicht die Luftwege
blockiert, sondern in der oberen Speiseröhre feststeckt. Aber auch dies kann die
Atmung beeinträchtigen. Und zwar übt ein in der oberen Speiseröhre
feststeckender Fremdkörper durch seine Größe Druck auf die benachbarte Luftröhre
aus, sodass diese unter Umständen eingeengt wird. Außerdem wird durch eine
Blockade der Luftröhre das regelmäßige Schlucken des ständig produzierten
Speichels unmöglich, sodass dieser eventuell in die Luftröhre "überläuft".
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Fremdkörper in der Luftröhre
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Liegt ein Fremdkörper in der Luftröhre, wird er unter Umständen
durch den beim Ein- und Ausatmen durch die Luftröhre ziehenden Atemstrom bewegt.
Dies ist als kleiner Stoß von außen tastbar. Außerdem können Bewegungen der
Luftröhre von außen sichtbar und Klickgeräusche hörbar sein. Ein Fremdkörper,
der im Kehlkopfbereich in der Nähe der Stimmlippen zu liegen kommt, macht sich
eventuell durch Pfeifgeräusche und ein "jauchzendes" Geräusch bei der Einatmung
(Stridor) bemerkbar.
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Diagnostik
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Der Verdacht auf eine Fremdkörperaspiration ergibt sich durch
den typischen Ablauf des Verschluckens mit
nachfolgendem Husten und eventuell anderen Symptomen. Durch eine Röntgenaufnahme
kann es möglich sein, die genaue Lokalisation des verschluckten Fremdkörpers
festzustellen. Dies ist gelegentlich auch dann möglich, wenn sich der
Fremdkörper selbst auf dem Röntgenbild nicht darstellt, aber indirekte Zeichen
verursacht, die auf eine Fremdkörperaspiration hinweisen. Beispielsweise kann
man auf einem Röntgenbild eine Verlagerung der Luftröhre erkennen, wenn diese
durch einen in der benachbarten Speiseröhre festsitzenden Fremdkörper aus ihrer
ursprünglichen Position abgedrängt wird.
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Therapie
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Die Therapie der Fremdkörperaspiration besteht in der
Entfernung des eingeatmeten Gegenstands. Mit Hilfe eines
sogenannten Endoskops können kleine Instrumente bis an den eingeatmeten
Gegenstand herangeführt werden. Anschließend besteht die Möglichkeit, den
Gegenstand mit dem Instrument zu umfahren, zu fassen und aus den Atemwegen zu
ziehen.
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Sofortmaßnahme bei drohendem Ersticken: der Heimlich-Handgriff
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Bei einer kompletten Verlegung der Atemwege, beispielsweise bei
einem im Kehlkopf oder in der Luftröhre festsitzenden Gegenstand, ist rasches
Handeln erforderlich, um einen Erstickungstod zu vermeiden. Hier können
Ersthelfer den sogenannten Heimlich-Handgriff anwenden. Beim liegenden Patienten
übt man mit beiden Händen einen plötzlichen, kräftigen Druck auf den Oberbauch
in Richtung nach hinten und oben aus. Dadurch wird der Druck im Brustkorb
plötzlich erhöht, und der in den oberen Atemwegen eingeklemmte Fremdkörper
"schießt" heraus. Auch beim stehenden Patienten ist dieses Vorgehen möglich.
Dabei stellt man sich hinter den Patienten und greift mit den Armen um dessen
Rumpf herum, um die Hände auf der Oberbauchregion zu platzieren. Der
Heimlich-Handgriff sollte jedoch nicht leichtfertig, sondern nur in echten
Notfallsituationen mit drohender Erstickung angewendet werden, da es durch die
Kraftaufwendung neben der Lösung des Fremdkörpers auch zu einer Verletzung
innerer Organe kommen kann.
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