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Gefäßfehlbildungen im Halsbereich
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Im Halsbereich werden im Wesentlichen zwei verschiedene Arten
von angeborenen Gefäßfehlbildungen unterschieden: das Lymphangiom und das
Hämangiom.
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Lymphangiom
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Lymphe kann nicht abfließen
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Beim Lymphangiom handelt es sich um Abspaltungen der
Lymphgefäße im Laufe der Entwicklung des Kindes im Mutterleib. Diese
abgespaltenen Lymphgefäße haben keinen Anschluss an die Venen, in welche sich
die Lymphflüssigkeit normalerweise entleert. In der Folge entstehen mit
Lymphflüssigkeit gefüllte Hohlräume, welche durch die zunehmende
Flüssigkeitsfüllung an Größe zunehmen. Durch die Größenzunahme können sich die
Lymphangiome bis in benachbarte anatomische Strukturen ausdehnen beziehungsweise
diese verdrängen.
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Frühe Manifestation
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Die meisten Lymphangiome im Halsbereich sind bereits bei der
Geburt erkennbar, neunzig Prozent fallen im Verlauf der ersten beiden
Lebensjahre auf. Die Lymphangiome machen sich durch eine Verdickung im
Halsbereich bemerkbar, in der Regel in der seitlichen Halsregion. Ein großes
Lymphangiom im Halsbereich, welches bereits bei der Geburt vorhanden ist, kann
bei der Geburt Probleme bereiten, weil es den Umfang des kindlichen Halses
vergrößert und dadurch die Passage des Kindes durch die Geburtswege behindert.
Zudem kann es bei erheblicher Größenausdehnung des Hämangioms mit Druckausübung
auf die Luftröhre zu Atemstörungen des Neugeborenen kommen.
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Diagnostik
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Ein Lymphangiom im Halsbereich fällt bereits durch die gut
sichtbare Vorwölbung auf. Bei der Tastuntersuchung fühlt es sich weich und
kissenartig an. Allerdings kann die tatsächliche Größe allein durch eine
Tastuntersuchung in der Regel nicht ermittelt werden, da sich Lymphangiome meist
auch noch in der Tiefe des Halses weit ausdehnen. Das ist von der Oberfläche aus
nicht tastbar. Eine diagnostische Hilfe ist hier eine
Ultraschalluntersuchung, mit deren Hilfe man die gesamte Ausdehnung des
Lymphangioms erkennen kann.
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Therapie
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In der Regel ist eine operative Entfernung des Lymphangioms
erforderlich. Alternativ kann versucht werden, durch das Einspritzen eines
Kortisonpräparats eine Rückbildung des Lymphangioms zu erreichen. Dies ist durch
den wachstumshemmenden Effekt des Kortisons auf die Lymphgefäße möglich. Eine
Rückbildung von Lymphangiomen ohne Therapie, wie dies bei Hämangiomen beobachtet
wird, findet nicht statt.
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Hämangiom
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Verstärktes Wachstum von Blutgefäßen
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Bei einem Hämangiom handelt es sich um das verstärkte
Wachstum von Blutgefäßen. Daher ist ein Hämangiom des Halses als rote, gut
durchblutete, weiche Vorwölbung am Hals erkennbar. Hämangiome sind nicht selten:
Bei Kinder im ersten Lebensjahr kommen sie mit einer Häufigkeit von zehn Prozent
vor, wobei Frühgeborene stärker betroffen sind. Rein oberflächlich gelegene
Hämangiome des Halses treten vor allem bei Mädchen auf.
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Verlauf von Wachstum und Rückbildung
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Im Gegensatz zu Lymphangiomen bilden sich Hämangiome ohne
weitere Behandlung in achtzig Prozent der Fälle von selbst zurück. Dabei nimmt
das Hämangiom einen mehrphasigen Verlauf:
- Wachstum des Hämangioms unmittelbar nach der Geburt
- Wachstumsstillstand während des ersten Lebensjahres
- Rückbildung des Hämangioms im ersten bis zweiten Lebensjahr oder in der
Pubertät.
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Diagnostik
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Ein Hämangiom im Halsbereich fällt bereits bei der Geburt durch
sein typisches Äußeres auf. Die genaue Ausdehnung lässt sich mit Hilfe einer
Ultraschalluntersuchung ermitteln. Mittels einer speziellen
Ultraschalluntersuchung, der sogenannten Dopplersonographie, ist zudem die
Darstellung des Blutflusses innerhalb des Hämangioms möglich.
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Häufig weitere Hämangiome
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Wichtig ist die Tatsache, dass Hämangiome häufig nicht einzeln
vorkommen, sondern dass bei Vorliegen eines Hämangioms in einer Körperregion
meist auch Hämangiome an anderen Orten zu finden sind. Diese sind unter
Umständen zunächst nicht offensichtlich, da sie sich in tiefer gelegenen Geweben
oder Organen befinden. Daher sollte bei der Feststellung eines Hämangioms im
Halsbereich immer auch nach Hämangiomem in anderen Körperregionen gesucht werden,
beispielsweise in der Lunge oder in der Leber.
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Behandlung nur bei Ausnahmen
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Da sich Hämangiome meist von selbst wieder zurückbilden, ist
zunächst keine Therapie erforderlich, sondern man kann zunächst den natürlichen
Verlauf abwarten. Eine Ausnahme stellen Hämangiome dar, die rasch an Größe
zunehmen oder durch ihre Lokalisation Beschwerden verursachen. Beispielsweise
kann es bei einem ausgedehnten Wachstum im Halsbereich mit Druckausübung auf die
Luftröhre zu Atembeschwerden kommen.
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Therapie
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Bei fehlender Rückbildung des Hämangioms, bei rascher
Größenzunahme oder bei Auftreten von Beschwerden kommen folgende
Therapiemaßnahmen infrage:
- Einspritzen von Kortison in das Hämangiom (Kortison bewirkt eine Hemmung
des Wachstums von Blutgefäßen)
- Verabreichung von Kortison in Form von Tabletten, Spritzen oder
Infusionen
- Verödung der Blutgefäße durch Einspritzen von Medikamenten, welche einen
Verschluss von Blutgefäßen bewirken
- Einspritzen von Substanzen in das Hämangiom, welche die kleinen
Blutgefäße innerhalb des Hämangioms verstopfen (Embolisierung)
- Spickung des Hämangioms mit Magnesiumdraht, was zu einer
Entzündungsreaktion innerhalb des Hämangioms und dadurch ebenfalls zu einer
Verödung der Blutgefäße führt
- Laserbehandlung zur Verödung von Blutgefäßen
- operative Entfernung
- Strahlentherapie (diese Behandlung wird wegen des Risikos von
Strahlenspätschäden jedoch nur in gut begründeten Einzelfällen eingesetzt)
Die Auswahl des jeweiligen Therapieverfahrens richtet sich unter
anderem nach der Lage und der Größe sowie dem Wachstumsverhalten des Hämangioms.
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