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Choanalatresie
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Choanen sind Durchgänge in der Nase
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Der Begriff "Choanalatresie" beschreibt das Nichtvorhandensein
(Atresie) der Choanen. Die Choanen sind Öffnungen, die eine Verbindung zwischen der Nasenhaupthöhle und dem oberen Teil
des Rachens (Nasenrachen) ermöglichen. Durch sie strömt die Atemluft von der
Nase in den Rachen und von dort weiter in die Luftröhre bis in die Lunge. Sie
sind für eine ungehinderte Atmung von größter Bedeutung.
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Seltene Fehlbildung bei Neugeborenen
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Eine Choanalatresie wird mit einer Häufigkeit von ungefähr einem
Fall pro fünf- bis zehntausend Geburten beobachtet. Dabei sind einseitige
Atresien häufiger als beiderseitige. Bei den meisten betroffenen Patienten
(neunzig Prozent) ist die Verbindung zwischen Nasenhaupthöhle und Nasenrachen
knöchern verschlossen, bei den übrigen zehn Prozent durch eine Membran.
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Die Atmung wird behindert
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Eine Choanalatresie ist insbesondere beim Neugeborenen von
großer Bedeutung, da neugeborene Kinder bis zur sechsten Lebenswoche
ausschließlich durch die Nase atmen (außer beim Schreien). Bei beiderseitigem
Nichtvorhandensein der Choanen und damit bestehendem Verschluss des Luftwegs
zwischen Nasenhaupthöhle und Nasenrachen kann die eingeatmete Luft nicht bis in
die Lunge gelangen, sodass eine Luftnot resultiert. Bei einseitiger
Choanalatresie ist die Luftnot weniger deutlich ausgeprägt.
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Erstickungsanfälle
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Die Luftnot macht sich insbesondere in Ruhe und beim Schlafen
bemerkbar, wenn der Mund des Kindes in der Regel geschlossen ist. Bei der
Nahrungsaufnahme kann es zu regelrechten Erstickungsanfällen kommen, da der
Luftweg über den Mund durch die Nahrung verlegt ist, was eine Mundatmung
unmöglich macht.
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Typische Zeichen
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Da ein Neugeborenes die Empfindung von Luftnot noch nicht
verdeutlichen kann, macht sich die Choanalatresie für die Eltern und den Arzt
durch typische Zeichen bemerkbar:
- Blauwerden der Haut, beginnend an den Lippen (wie bei einem frierenden
Kind, das beispielsweise zu lange in einem kalten Schwimmbecken gespielt
hat)
- Verlangsamung des Herzschlags
- Änderung der Atemfrequenz
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Einsetzen der Mundatmung
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Diese Zeichen bessern sich typischerweise, wenn sich das Kind
nicht mehr in Ruhe befindet, sondern sich anstrengt, indem es beispielsweise
strampelt oder schreit. Die Besserung ist darauf zurückzuführen, dass bei
Anstrengung neben der Nasenatmung die Mundatmung zum Einsatz kommt. Bei der
Mundatmung gelangt die eingeatmete Luft - im Gegensatz zur behinderten
Nasenatmung - ungehindert in den Rachen und die tiefen Luftwege.
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Eitriger Ausfluss
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Bei einer einseitigen Choanalatresie kann zudem gelegentlich ein
eitriger Ausfluss aus dem betroffenen Nasenloch beobachtet werden.
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Suche nach weiteren Fehlbildungen ist wichtig
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Eine Choanalatresie kann mit anderen angeborenen Fehlbildungen
zusammen auftreten, nach denen entsprechend gefahndet werden muss, sobald
die Diagnose einer Choanalatresie feststeht. Es handelt sich dabei im Einzelnen
um folgende Fehlbildungen, die einzeln oder in Kombination auftreten können:
- Spaltbildungen im Augenbereich ("coloboma" = C)
- Herzerkrankung ("heart disease" = H)
- Choanalatresie ("atresia of the choane" = A)
- Wachstumsverzögerung, Entwicklungsstörungen oder Abnormalitäten des
Gehirns ("retarded growth, development and/oder CNS anomalies" = R)
- Minderentwicklung der Genitalien ("genital hypoplasia" = G)
- Fehlentwicklungen der Ohren oder Taubheit ("ear anomalies or deafness" =
E)
Bei Auftreten aller dieser Fehlbildungen zusammen spricht man
vom sogenannten CHARGE-Syndrom (abgeleitet von den Anfangsbuchstaben der
englischen Begriffe der einzelnen Fehlbildungen).
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Prüfung unmittelbar nach der Geburt
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Um das Vorhandensein einer unter Umständen lebensbedrohlichen
Choanalatresie auszuschließen, wird die Durchgängigkeit beider Nasenhaupthöhlen
in Richtung Rachen unmittelbar nach der Geburt geprüft. Dazu führt man einen
kleinen Katheter, den man üblicherweise zum Absaugen von Sekreten aus der Nase
des Neugeborenen verwendet, tief in die Nase ein. Trifft der Katheter rasch auf
einen Widerstand, ergibt sich die Verdachtsdiagnose einer Choanalatresie. Bei
entsprechendem Verdacht schließt sich eine Nasenspiegelung an, um das
Vorhandensein einer Choanalatresie zu bestätigen oder auszuschließen.
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Erstmaßnahmen bei Choanalatresie
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Bestätigt sich der Verdacht auf eine Choanalatresie, wird das
Neugeborene unmittelbar nach der Geburt mit einem Beatmungsschlauch versorgt,
den man durch den Mund einführt und der bis in die Luftröhre reicht. Darüber ist
eine künstliche Beatmung möglich. Anschließend wird - als Erstmaßnahme - der knöcherne oder
membranöse Verschluss der Choanen mit einem Instrument durchstoßen. Damit die Choanen offen bleiben, wird eine Art Platzhalter
eingesetzt, der ein erneutes Zuwachsen der Verbindung zwischen Nasenhaupthöhle
und Nasenrachen verhindert.
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Operative Therapie
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Bei beiderseitiger Choanalatresie wird in der Regel innerhalb
der ersten Lebenswochen eine Operation durchgeführt, welche den Verschluss der
Choanen dauerhaft beseitigt. Bei einseitiger Choanalatresie kann mit diesem
Eingriff bis in das Schulalter hinein abgewartet werden, da der Luftstrom über
das nicht betroffene, freie Nasenloch in ausreichender Weise in die tiefen
Luftwege gelangt.
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