Bei der Antigenshift entstehen völlig neue Viren
|
Schwerwiegendere Veränderungen geschehen, wenn zufällig in eine
Schleimhautzelle zwei unterschiedliche Grippeviren eingedrungen sind. Dann können sich
die Strukturen der beiden Viren mischen und es entsteht ein Virus mit einer völlig neuen
Zusammensetzung von Hämagglutinin und Neuraminidase. Dieser Vorgang wird Antigenshift
genannt. Kompliziert wird das Ganze noch dadurch, dass die A-Viren nicht nur beim
Menschen, sondern eben auch bei Schweinen, Pferden und Vögeln vorkommen. |
Weltweite tödliche Grippeinfektionen entstehen, wenn durch
Antigendrift neu entstandene Grippeviren sich leicht von Mensch zu Mensch übertragen
lassen
|
Bisher wurden 16 verschiedene Hämagglutinine und 9 verschiedene
Neuraminidasen gefunden:
|
Mensch |
Schwein |
Pferd |
Vogel |
Hämagglutinin |
H1, H2, H3 |
H1, H3 |
H3, H7 |
H1 - H16 |
Neuraminidase |
N1, N2 |
N1, N2 |
N7, N8 |
N1 - N9 |
Eine Antigenshift birgt die Gefahr einer Pandemie in sich, wenn das neu entstandene
Virus gut vom Menschen auf den Menschen übertragen werden kann. Dann kann der Erreger
über die ganze Welt ausbreiten, weil kein Mensch Antikörper gegen ihn hat.
Solche neuen Viren haben ihren Ursprung meistens in Asien. Dort leben viele Menschen
eng mit Schweinen, Enten und Hühnern zusammen. Zwar sind die vielen Grippeviren in Enten
für den Menschen ungefährlich, wird aber ein Schwein sowohl mit einem menschlichen als
auch mit einem Vogelvirus infiziert, kann es zum Austausch von Erbsubstanz kommen. Das
gilt auch für die gleichzeitige Infektion eines Menschen mit "Menschengrippe"
und "Vogelgrippe".
Die weltweiten Epidemien von 1957 (Asiatische Grippe) und 1968 (Hongkong-Grippe) hatten
ihren Ursprung in Asien. Die im November 1997 in Hongkong aufgetretenen tödlichen
Grippeinfektionen (18 Krankheitsfälle, davon 6 Todesfälle) mit einem völlig neuen
Grippevirus (H5N1-Viren, Vogelgrippe), die durch den Kontakt mit infizierten Hühnern
entstanden sind, zeigt, dass auch heute noch jederzeit eine Antigendrift möglich ist.
Eine Pandemie trat 1997 nicht ein, weil das neue Virus sich nicht vom Menschen auf
den Menschen übertragen ließ. Seit 2003 kommen gelegentlich einzelne
Vogelgrippeerkrankungen beim Menschen vor. Diese Menschen hatten engen Kontakt zu
erkrankten Tieren. Betroffene Länder sind vorwiegend Vietnam, Thailand, Kambodscha,
Indonesien und zuletzt auch die Türkei. In Einzelfällen könnte der Übertragungsweg
nicht eindeutig festgestellt werden, so dass eine Infektion von Mensch-zu-Mensch weiter
diskutiert wird.
|