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Medikamentöse Therapie von Infektionskrankheiten
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Erregernachweis
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Unkomplizierte Infektionen brauchen keine Medikamente
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Die Therapie von Infektionskrankheiten erfolgt mit Medikamenten. Dabei
können unterschiedliche Strategien verfolgt werden. Es gibt Medikamente, die sich direkt
gegen die in den Körper eingedrungenen Krankheitserreger richten. Andere Medikamente
unterstützen das Immunsystem bei der Abwehr der Erreger. Medikamente müssen aber nicht
bei jedem Infekt eingesetzt werden. Eine unkomplizierte Infektionskrankheit der Atemwege
beispielsweise heilt auch ohne spezifische Therapie ab. |
Schwere Infektionen müssen sofort behandelt werden
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Vor Beginn einer medikamentösen Therapie muss im Allgemeinen festgestellt
werden, welcher Krankheitserreger die Infektion ausgelöst hat, damit ein speziell gegen
diesen Erreger gerichtetes Medikament zum Einsatz kommen kann. Bei schwereren Erkrankungen
kann allerdings die Zeit bis zum Abschluss der Erregerdiagnostik nicht abgewartet werden.
In diesen Fällen kann abgeschätzt werden, welcher Erreger die Erkrankung am
wahrscheinlichsten ausgelöst hat (z.B. anhand typischer Krankheitssymptome oder
aussagekräftiger Fieberverläufe). Anhand dieser Abschätzung wird bereits mit einer
Therapie begonnen. Ist dann die Erregerdiagnostik abgeschlossen und zeigt sich dort, dass
ein anderer Erreger für die Erkrankung verantwortlich ist, als der angenommene, dann wird
die Therapie entsprechend abgeändert. Neben dem reinen Erregernachweis kann im Labor
festgestellt werden, welche Medikamente gegen den festgestellten Keim am besten wirken. |
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Bakterielle Infektionen
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Antibiotika wirken gegen Bakterien
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Bei einer Infektionskrankheit, die durch Bakterien hervorgerufen wird,
kommen Antibiotika
zum Einsatz. Die Auswahl eines oder mehrer infrage kommender Antibiotika richtet sich nach
dem Ergebnis der Erregerdiagnostik, aber auch nach anderen Aspekten. Unter anderem
fließen folgende Kriterien in die Entscheidung für ein bestimmtes Antibiotikum ein:
- Ort der Infektion (z.B. Lunge oder Darm). Das ist wichtig, weil das Antibiotikum
innerhalb des Körpers den Ort der Infektion auch erreichen muss und deshalb die Applikationsform wichtig
ist.
- Ort des Erwerbs der Infektion. Es ist oft entscheidend zu wissen, wo sich der Erkrankte
infiziert hat, weil z.B. innerhalb eines Krankenhauses andere Keime zu erwarten sind als
außerhalb.
- Bedrohlichkeit der Infektion (z.B. leichter grippaler Infekt oder schwere
Lungenentzündung). Hier geht es insbesondere darum zu vermeiden, dass man nicht
"mit Kanonen auf Spatzen schießt", denn Medikamente haben häufig auch
Nebenwirkungen. Deshalb gilt es abzuwägen, ob eine Therapie nicht mehr Schaden als Nutzen
bringt bzw. andersherum werden schwerere Nebenwirkungen in Kauf genommen, wenn eine
bedrohliche Infektion vorliegt, um so das Leben des Betroffenen zu retten.
- Patientencharakteristika (z.B. Allergien, Alter, bestehende Schwangerschaft, Nieren-
oder Leberfunktionsstörungen). Diese Parameter sind wichtig, denn z. B. verarbeitet der
Körper eines alten Menschen Medikament anders, als der eines Kindes oder eines jungen
Erwachsenen. Nieren und Leber sind Ausscheidungsorgane für Medikamente. Wenn jemand
zusätzlich zu der bestehenden Infektionskrankheit an einer Erkrankung dieser Organe
leidet, so kann das Auswirkungen auf den Verbleib und die Verarbeitung der Medikamente im
Körper haben.
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Antibiotika müssen immer ausreichend lange eingenommen werden
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Antibiotika müssen immer mit viel Bedacht eingesetzt werden, weil die
Gefahr der Entwicklung von Resistenzen besteht. Man spricht von einer Resistenz, wenn ein
Krankheitserreger gegenüber einem ursprünglich wirksamen Antibiotikum nicht mehr
empfindlich ist. Eine Resistenz kann sich beispielsweise entwickeln, wenn eine
Antibiotikatherapie zu früh beendet wird. Dann überleben einige Bakterien und sind
danach nicht mehr empfindlich gegenüber dem Medikament. Leider geben Bakterien diese
Eigenschaft auch an Folgegenerationen weiter. So entstehen resistente Bakterienstämme,
die nur noch schwer zu bekämpfen sind. Daher ist es wichtig, Antibiotika so lange
einzunehmen, wie der Arzt es verordnet hat, auch wenn man sich bereits vorher wieder
besser fühlt. |
Gegen Viren sind Antibiotika wirkungslos
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Außerdem ist wichtig zu berücksichtigen, dass Antibiotika nur
dann wirksam sind, wenn die Infektion durch Bakterien verursacht wurde. Gegen
Virusinfektionen sind Antibiotika unwirksam. Leider werden heute immer noch Antibiotika
gegen virale Infektionen, z. B. leichte Erkältungen, verordnet. Das geschieht häufig
deshalb, weil Patienten unbedingt Antibiotika einnehmen wollen weil sie denken, dass sie
dann schnell wieder gesund werden. Manche Ärzte geben wider besseres Wissen diesem
Drängen nach und leisten der Resistenzentwicklung dadurch Vorschub. |
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Virale Infektionen
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Viren nutzen die Körperzellen des Wirtes zur Vermehrung
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Infektionen, welche durch Viren hervorgerufen werden, können nicht mit
Antibiotika behandelt werden, weil diese nur gegen Bakterien (und Parasiten) wirken. Bei
der Bekämpfung viraler Infektionen besteht die besondere Problematik, dass die Viren für
ihre Vermehrung auf den Stoffwechsel der Körperzellen des betroffenen Organismus
angewiesen sind. Viren dringen in eine Wirtszelle/Körperzelle ein und bauen dann ihre
Erbinformationen in die DNA des Zellkerns der Wirtszelle ein. So zwingen sie praktisch die
Wirtszelle dazu, neue Viren zu produzieren. Schließlich reißt die Zellwand der
Wirtszelle auf und viele neue Viren machen sich auf die Suche nach einer neuen Wirtszelle.
Da beginnt dann der Zyklus wieder von vorne. |
Virostatika greifen an verschiedenen Punkten in den Lebenszyklus eines
Virus ein
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Durch diese Arzt der Vermehrung entsteht die Schwierigkeit, die Viren zu
bekämpfen, ohne die Körperzellen zu schädigen, in denen die Viren sich vermehren. Hier
kommen Substanzen zum Einsatz, die das Immunsystem bei der Abwehr der Viren unterstützen
(so genannte Interferone), und/oder Präparate, die in die Vermehrung der Viren eingreifen
und so deren weitere Ausbreitung unterbinden. Dabei stehen Substanzen mit verschiedenen
Angriffspunkten zur Verfügung:
- Verhinderung des "Andockens" der Viren an die Körperzellen des betroffenen
Organismus und damit Unterbindung des Befalls dieser Körperzellen
- Verhinderung der Freisetzung des Erbmaterials des Virus innerhalb befallener
Körperzellen und dadurch Unterbindung der weiteren Vermehrung der Viren
- Verhinderung der Vermehrung der Viren innerhalb der befallenen Körperzellen durch
Unterbindung der Vervielfältigung des Erbmaterials der Viren
- Blockierung der Zusammensetzung neuer Viren in den befallenen Körperzellen aus
einzelnen, in den Körperzellen hergestellten Virusbestandteilen
- Verhinderung der Freisetzung neu "hergestellter" Viren aus den Körperzellen
und damit Unterbindung des Befalls weiterer Körperzellen
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Es gibt verschiedene Substanzgruppen
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Insgesamt gibt es 7 verschiedene Substanzgruppen: Nukleosidanaloga,
zyklische Amine, Neuraminidasehemmer, Proteasehemmer, Transkriptase-Hemmer,
Pyrophosphatanaloga und Zytokine. Virostatika können zum Teil erhebliche Nebenwirkungen
haben. Deshalb wird ihre Anwendung auf einige ausgewählte Virusgruppen beschränkt. Bei
der Anwendung muss eine Nutzen- und Risikoabwägung getroffen werden. |
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Parasitäre Infektionen
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Parasiten werden abgetötet oder an der Vermehrung gehindert
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Für die Therapie von parasitär ausgelösten Infektionen werden zum einen
- wie bei bakteriellen Infektionen - Antibiotika eingesetzt, zum anderen kommen speziell
für die Bekämpfung von Parasiten entwickelte Substanzen zum Einsatz. Beide
Präparategruppen bewirken eine Abtötung bereits in den Körper eingedrungener Parasiten
und/oder eine Unterbindung der weiteren Vermehrung der Krankheitserreger, unter anderem
indem sie in den Stoffwechsel der Parasiten eingreifen und deren Struktur zerstören.
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