Infektionskrankheiten

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Inhaltsübersicht:
Was ist MRSA
Übertragung und Häufigkeit von MRSA
Symptome und Diagnostik einer MRSA-Infektion
Therapie und Sanierung einer MRSA-Infektion
Krankenhauskontrollen

Was ist MRSA

 

MRSA gehört zu den problematischsten multiresitenten Keimen. Die Abkürzung steht für Multi-Resistenter Staphylococcus-Aureus (ursprünglich Methicillin-Resistenter Staphylococcus-Aureus nach dem Antibiotikum gegen das der Keim zuerst resistent war).

 

Erst der Abstrich identifiziert den Erreger

MRSA ist unter dem Mikroskop und biologisch nicht von seinem antibiotika-empfindlichen Verwandten, dem Staphylococcus aureus zu unterscheiden. Erst die bakteriologische Untersuchung eines Abstrichs zeigt, dass er unempfindlich gegenüber Beta-Laktam-Antibiotika (Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme) ist. Er bildet ein bestimmtes Penicillinbindeprotein, das ihn vor dem Zugriff dieser Antibiotika schützt. Darüber hinaus sind einige MRSA- Stämme auch gegen andere Antibiotika resistent.

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Übertragung und Häufigkeit von MRSA

Gesunde Menschen können MRSA abwehren

Manche Menschen beherbergen MRSA unbemerkt in der Nasenhöhle oder im Rachenraum. Er wird von dort über Händekontakt, Türklinken und andere Gegenstände weitergegeben. Das körpereigene Immunsystem eines Gesunden kann mit ihm fertig werden. Wenn er aber über Wunden in einen möglicherweise abwehrgeschwächten Körper gelangt, kann er äußerst gefährliche und langwierige Infektionen verursachen. Deshalb ist MRSA besonders innerhalb von Krankenhäusern und Pflege- und Altenheimen gefährlich. Gerade dort ist er weit verbreitet. Aber auch außerhalb von Krankenhäusern ist ein Kontakt mit MRSA möglich.

 

Übertragung durch Händekontakt

MRSA wird häufig über direkten Händekontakt von MRSA- besiedelten Menschen übertragen, aber auch ein indirekter Kontakt über Gegenstände, verschiedene Katheter, Atemschläuche oder Wunddrainagen ist möglich.

 

Steigende Infektionsraten

In Deutschland sind im Gegensatz zu den Niederlanden MRSA-Keime schon recht verbreitet. Ca. 40.000 bis 50.000 Menschen infizieren sich pro Jahr und die Todesfälle nehmen ebenfalls zu.

 

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Symptome und Diagnostik einer MRSA-Infektion

Eitrige Infektionen

MRSA-Keime verursachen grundsätzlich dieselben Erkrankungen wie die nicht resistenen Staphylokokken. Dazu gehören Furunkel, Karbunkel, Abszesse und auch tiefer gelegene eitrige Infektionen wie z.B. Knochen- und Knochenmarksentzündungen.

 

Komplizierte Behandlung

MRSA führt zwar nicht häufiger zu Infektionen als die antibiotikasensiblen Stämme, aber eine Infektion ist um vieles schwieriger zu behandeln. Auf diese Weise kommt es gerade bei Patienten mit künstlicher Beatmung zu den gefürchteten Lungenentzündungen oder zu Sepsis.

 

Untersuchung des Abstrichs dauert 2-3 Tage

MRSA wird nachgewiesen, indem von diversen Haut- und Schleimhautpartien (Nase, Leistenbeuge) mit einem speziellen Abstrichtupfer ein Abstrich entnommen und bakteriologisch untersucht wird. Das Ergebnis dauert etwa 2 bis 3 Tage. Es gibt auch einen Schnelltest für das Screening, bei dem das Ergebnis innerhalb weniger Stunden vorliegt. Gleichzeitig wird ein Antibiogramm durchgeführt, um festzustellen, welches Antibiotikum wirksam ist. Die genaue Typisierung des Keims geschieht durch molekularbiologische Methoden.

 

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Therapie und Sanierung einer MRSA-Infektion

Antibiotika

Die Grundlage für die Therapie liefert das Antibiogramm, das aufzeigt gegen welche Antibiotika der MRSA-Keim noch empfindlich ist. Meistens besteht die Therapie aus einer Kombination verschiedener Antibiotika. Häufig verabreicht werden Glykopeptid-Antibiotika mit Rifampicin, Clindamycin oder Gentamycin. Bei schweren MRSA-Erkrankungen wird auch Linezolid als alleiniger Wirkstoff angewandt.

 

Sanierung ist genau so wichtig wie eine gezielte Therapie

Meldet das Labor eine MRSA-Besiedlung eines Patienten werden zur Sanierung ganz bestimmte Hygienemaßnahmen notwendig. Unter Sanierung versteht man in diesem Zusammenhang nicht allein die Therapie, sondern auch alle pflegerischen und Hygienemaßnahmen, die notwendig sind, um den Erreger zu eliminieren:

  • Unterbringung im Einzelzimmer
  • Besonderes Augenmerk auf sorgfältige Händedesinfektion nach jedem Patientenkontakt und nach Ablegen von Handschuhen und Kittel
  • Schutzkittel für das behandelnde Personal und Besucher
  • Einmalhandschuhe bei direktem Patientenkontakt und Kontakt mit infektiösem Material
  • Mund-Nasen-Schutz
  • Bettwäsche, Bekleidung und persönliche Gegenstände (z.B. Sehhilfe, Hörgerät) werden täglich gewechselt bzw. desinfiziert.
  • Wurde MRSA in der Nase diagnostiziert, wird mit Mupirocin-Nasensalbe (2-3x täglich für 5 Tage) behandelt. Alternativ wird auch PVP- Jod-Salbe verwendet.
  • Bei MRSA- Befall der Haut werden Ganzkörperwaschungen unter Einschluss der Haare mit antiseptischen Lösungen durchgeführt.
  • Bei MRSA- Befall des Rachens wird mit antiseptischen Mundlösungen behandelt
  • Nach 2 Tagen Pause wird ein Kontrollabstrich vorgenommen
  • Erst wenn an 3 Tagen negative Kontrollabstriche vorliegen, können die speziellen Isolierungsmaßnahmen aufgehoben werden.

Diese Maßnahmen werden in Absprache mit dem Hygienebeauftragten der Klinik durchgeführt.

 

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Krankenhauskontrollen

Vorbild Niederlande

Vorbildlich im Vorgehen sind die Niederlande. Dort existiert schon seit den 80iger Jahren ein Screening auf MRSA. Bei der Aufnahme werden bei Risikopatienten Abstriche aus dem Nasen-Rachenraum, der Leisten- und Analgegend entnommen und untersucht. Bis ein negatives Ergebnis vorliegt, werden sie strikt von anderen Patienten getrennt.

 

Mangelnde Vorschriften ermöglichen weitere Verbreitung

Leider sind in Deutschland in Bezug auf MRSA noch nicht die gleichen Hygieneregeln üblich wie in den Niederlanden. In Deutschland wird eine solche Kontrolle erst vereinzelt an wenigen Kliniken durchgeführt. Sie ist nicht vorgeschrieben.

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