|
Das Palliativmedizinische Team - Übermittlung
schlechter Nachrichten:
Vorbereitung auf die Überbringung schlechter Nachrichten
|
Planung ist notwendig
|
Sobald sich eine ungünstige Entwicklung für den Patienten
abzeichnet, sollte er auch über seine Situation informiert werden. Eine
derartige Entwicklung kann beispielsweise in dem unerwartet raschen
Voranschreiten einer Krebserkrankung bestehen. Allerdings sollte der Arzt den
Patienten mit den schlechten Nachrichten nicht überrumpeln, sondern das dafür
erforderliche Gespräch sorgfältig planen - schließlich überbringt er eine
Nachricht, die das Leben des Patienten unwiederbringlich verändert.
|
Das Team vorab informieren
|
Zur Planung dieses Gesprächs gehört, dass der Arzt sich und alle
anderen Mitglieder des palliativmedizinischen Teams detailliert über die
Erkrankung des Patienten, den voraussichtlichen Verlauf der Erkrankung und
infrage kommende Behandlungsmöglichkeiten informiert. Dies vermeidet, dass
einzelne Teammitglieder falsche oder unvollständige Informationen haben und
diese eventuell an den Patienten weitergeben.
|
Schlechte Nachricht ankündigen
|
Bei der Vereinbarung des Gesprächstermins mit dem Patienten sollte der Arzt
bereits andeuten, dass es schlechte Neuigkeiten gibt (vgl.
Allgemeine Aspekte bei der Übermittlung schlechter Nachrichten).
Außerdem sollte er fragen, ob der Patient die Anwesenheit von
Familienangehörigen und/oder Freunden wünscht. Ist dies der Fall, kann ein Arzt
oder
eine Krankenschwester beziehungsweise ein Krankenpfleger hinzugezogen werden oder auch der Patient
selbst die entsprechenden Personen zu dem Gespräch einladen.
|
Rolle von Begleitern beim Gespräch
|
Die Anwesenheit nahe stehender Personen ist äußerst hilfreich, weil sie den Patienten in dieser
schwierigen Situation besser unterstützen können als der Arzt. Allerdings sind
dabei auch die Eigenschaften der einzelnen Familienmitglieder sowie die
Beziehungen der Familienmitglieder untereinander zu berücksichtigen, sofern dies
bekannt ist. Beispielsweise sollte man einkalkulieren, dass der Ehepartner des
Patienten sehr heftig reagiert und in diesem Moment unter Umständen mehr
Aufmerksamkeit erfordert als der Patient selbst. Ist dies abzusehen, sollte sich
der Arzt vorab überlegen, wie er diese Situation handhabt und den Patienten
selbst in den Mittelpunkt stellt. So könnte er beispielsweise planen, eine dem
Patienten und dem Ehepartner vertraute Krankenschwester in das Gespräch mit
einzubeziehen, damit sich diese dem weinenden Ehepartner annimmt, sodass sich
der Arzt weiterhin um den Patienten selbst kümmern und ihn in dieser schwierigen
Situation unterstützen kann. Die Hinzuziehung dieser "Unterstützungsperson"
erfordert jedoch das Einverständnis des Patienten.
|
Gute Voraussetzung für noch folgende Gespräche
|
Neben der Möglichkeit der moralischen Unterstützung des
Patienten sorgt die Anwesenheit von Familienangehörigen und/oder Freunden dafür,
dass diese ebenfalls informiert sind, ohne dass der Patient ihnen die schlechten
Nachrichten über sich selbst mitteilen muss. Dies schafft gute Voraussetzungen
für nachfolgende Gespräche zwischen dem Patienten und seinen Angehörigen
und/oder Freunden.
|
Fachliche Begleitung
|
Außerdem ist mit dem Patienten zu besprechen, ob er die
Anwesenheit weiterer Personen wie Krankenschwester, Psychologe, Geistlicher,
Sozialarbeiter oder Dolmetscher wünscht. Dies kann durchaus sinnvoll sein, um
nach dem ersten Schock über die schlechte Nachricht noch im gleichen Gespräch
mögliche Hilfen anzusprechen und Unterstützung anzubieten. Ist eine größere
Gesprächsrunde geplant, sollten sich die einbezogenen Mitglieder des
palliativmedizinischen Teams vorab gemeinsam auf das Gespräch vorbereiten. In
diesem Rahmen lassen sich beispielsweise mögliche Reaktionen des Patienten und
seiner Familienangehörigen sowie das eigene Vorgehen besprechen. Dies beugt
einer "Überrumpelung" durch heftige emotionale Reaktionen des Patienten und/oder
seiner Angehörigen vor.
|
Wissenstand des Patienten ermitteln
|
Das eigentliche Gespräch mit dem Patienten und eventuell den
Angehörigen sollte damit beginnen, dass sich der Arzt nach dem Wissensstand des
Patienten erkundigt. Eine entsprechende Frage könnte beispielsweise lauten: "Was
wissen Sie über Ihren derzeitigen Gesundheitszustand?" oder "Was haben Ihnen
andere Ärzte bereits über Ihre Erkrankung mitgeteilt?". Dabei geht es weniger
darum, das medizinische Wissen des Patienten abzufragen, als vielmehr darum zu
erfassen, inwieweit dem Patienten die Schwere seiner Erkrankung bewusst ist. Es
ist durchaus möglich, dass Patienten angeben, bisher noch gar nicht informiert
worden zu sein. Dies kann selbstverständlich der Wahrheit entsprechen. Zu
bedenken ist allerdings auch, dass möglicherweise ein ärztliches Gespräch
stattgefunden hat, dass der Patient jedoch komplizierte Sachverhalte vergessen
oder unangenehme Informationen verdrängt hat. Auf jeden Fall ist die Aussage des
Patienten, nicht informiert worden zu sein, zu akzeptieren.
|
Bisherige Beeinträchtigungen erfragen
|
Zudem sollte man erfragen, inwieweit die Erkrankung bisher das
Leben des Patienten beeinträchtigt hat. Mögliche Beeinträchtigungen können sich
in ganz unterschiedlichen Lebensbereichen bemerkbar machen, unter anderem
Berufstätigkeit, Zusammensein mit Freunden, sportliche Aktivitäten,
Familienleben, sexuelle Aktivität oder Ausübung von Hobbys. Zudem sollte sich
der Arzt ein Bild davon machen, inwieweit die Erkrankung und deren mögliche oder
tatsächliche Folgen dem Patienten Sorgen bereiten, beispielsweise durch die
Frage "Was bereitet Ihnen momentan Sorgen?".
|
Wunsch nach Information erfragen
|
Falls es nicht bereits im Vorfeld erfolgt ist, muss sich der
Arzt zu Beginn des Gesprächs zudem darüber informieren, wie viel der Patient
überhaupt wissen möchte. Viele Patienten
können sich besser mit ihrer schwierigen Situation arrangieren, wenn sie alle Fakten kennen.
Anderen wiederum ist ein nur vages Wissen über die Ernsthaftigkeit ihrer
Erkrankung lieber, und die genauen Details möchten sie nicht genannt bekommen.
Eine mögliche Frage, um das Wissensbedürfnis des Patienten in Erfahrung zu
bringen, könnte lauten: "Sind Sie ein Mensch, der gerne genau informiert wird
und an allen Entscheidungen beteiligt sein möchte, oder ist es Ihnen lieber,
wenn die Entscheidungen weitestgehend von den Ärzten getroffen werden?".
|
|
|