Vor gut einem Jahr besuchte ich einen Vortrga über die "Traditionell-Chinesische
Medizin" (TCM) im Rahmen einer Veranstaltung der Gesellschaft für
Deutsch-Chinesische Freundschaft in Würzburg. Die Thematik fesselte mich so sehr, daß
ich mich im Anschluß an den Vortrag mit dem Referenten über seine Erfahrungen in China
unterhielt.
Die Bewerbung in Hangzou ist kein Problem; Schul-Englisch-Kenntnisse sind ausreichend
als Voraussetzung, natürlich wäre Chniesisch kein Hindernis. Mindestens sechs Monate
sollte man sich zuvor beworben haben. Theorie kann man sich bereits vorher aneignen,
eventuelle Vorkenntnisse sollten dann auch bei der Bewerbung betont werden:
Zhejiang College of TCM
Office for Foreign Affairs
Quing Chun Road
Hangzhou 31 000 9
P.R. China
Die Unterbringung findet in einem Campusähnlichen Gelände statt, wo auch chinesische
Studenten wohnen. Studiengebühren sowie Unterbringung müssen unbedingt in US$ bezahlt
werden. Es ist ratsam, sich genügend US$ in bar mitzunehmen. In China hatte ich nur
Probleme mit Banken: Ausländische Devisen bekam ich mit meiner Kreditkarte nicht, und auf
dem Schwarzmarkt mußte ich sie teuer und illegeal einkaufen (Vorsicht!). Eine deutsche
Botschaft gibt es in Hangzhou nicht, die nächste erst wieder in Shanghai. Allerdings sind
die Nebenkosten in China abseits vom Touristenrummel sehr niedrig.
Im Sommer ist es in Hangzhou sehr warm und schwül, im Winter herrschen Kälte und auch
Schnee. In beiden Jahreszeiten sorgt eine Klimaanlage für einen angenehmen
Temperaturausgleich. Das Kulturangebot in Hangzhou ist für eine Millionenestadt nur sehr
spärlich, bedingt durch den Kommunismus wird nur wenig Geld in die Künste investiert.
Die Uni sah nicht gern, wenn die chinesischen Studenmten mit uns ausländischen Studenten
"Kontakt pflegten", so daß Vorlesungen und auch andere Veranstaltungen
überwiegend nicht gemeinsam stattfanden, leider! Aber in der Freizeit ergaben sich
genügend Wege, den Austausch zu finden. China ist ein unermeßlich großes Land, und auch
in kulinarischer Hinsicht hat jede Provinz Spezialitäten wie z.B. geröstete Qualle.
Die Unterrichte in TCM-Theory, Herbal Medicine, Acupuncture und Tui Na sind sehr gut
und praxisorientiert. Nach Absprache kann man auch die Kurse in Tai Ji oder Qi Gong
belegen. In den Praktika auf den Stationen kann man seine Vorkenntnisse oder Erfahrungen
vertiefen.
Die Ärzte sowie das Personal sind sehr zuvorkommend und freuen sich, westliche
Studenten ausbilden zu können. Oft wurden mir Fragen über meine universitäre Ausbildung
gestellt; das Interesse an unserer Western Medizin (WM) ist sehr groß. Die Unterschiede
zwischen TCM und Western Medicine möchte ich anhand eines Beispiels darstellen:
Western Medicine: Die Diagnose "Dickdarm-Karzibnom" eines Patienten wird
durch Gewebeentnahem pathologisch, die Ausdehnung mittels MNR bzw. chirurgisch
makroskopisch gestellt. Je nach CA-Typ, Tumorgröße, Infiltration in benachbartes Gewebe
sowie Lymphknotenbefall wird der Patient invasiv chirurgisch, mit Chemo- bzw.
Strahlentherapie oder mit einer Kombination dieser Möglichkeiten behandelt.
Traditional Chinese Medicine: Die Diagnose wird aufgrund von Puls, Zunge, Haut,
Temperatur sowie Stuhl und Urin und Qualitäten der fünf Organe (TCM-Organe) sowie deren
Zusammenwirken rein deskriptiv gestellt; eine Laboranlayse oder diagnostisches Gerät
kennt die ursprüngliche TCM nicht.
Das Ungleichgewicht in Nicht-Harmonieren der TCM-Organe kann behandelt werden durch
- die Einnahme von Kräuterzubereitungen
- Akupunktur
- Tui Na
- Qi Gong
- oder mit einer Kombination dieser Heilmethoden
Die nach der Diagnose individuell zusammengestellte Kräutermischung wird
gegebenenfalls dreimal täglich frisch aufgekocht, der Sud getrunken.
Ziel der Therapie ist es, allgemein gesagt, das Gleichgewicht (Yin und Yang) und die
Harmonie sowohl im Körper als auch mit seiner Außenwelt wieder herzustellen.
Ich habe während meines Praktikums beobachten können, wie ein Darmtumor durch
TCM-Methoden an Größe abgenommen hat. Die Akupunktur-Ärztin hat mir bestätigt, daß
sie oft Therapieerfolge zu verzeichnen hat. Diese Tatsache ist umso bemerkenswerter, da
ein Teil dieser Patienten als nicht heilbar von den chinesischen Ärzten der Western
Medicine überwiesen wurde.
Darüberhinaus konnte ich den Verlauf der Akupunkturerfolge bei Migräne- sowie
Hirnschlagpatienten beobachten, und ich war sehr beeindruckt!
An vielen Krankenhäusern in China werden bereits beide medizinische Heilkunden (WM und
TCM)= integrierend miteinander angewendet, für den optimalen Therapieerfolg am Patienten.
Ich habe Ärzte kennengelernt, die in China sowohl TCM als auch Western Medicine studiert
hatten und mir bestätigten, daß die Verbindung beider Medizinschulen das optimale sei.
Vom medizinischen Aspekt war das Praktikum in China für mich eine sehr wertvolle
Erfahrung und Bereicherung meiner Ausbildung zum Arzt. Ich konnte miterleben, wie die
Lebensphilosophie (Yin und Yang) das Leben der Chinesen durchzieht und begleitet. Diese
Eindrücke haben mich nachhaltig geprägt und mir vor Augen geführt, wie sehr ich in
meiner eigenen Kultur, Denkstruktur sowie Gesellschaftsform verwurzelt und auch
beschränkt bin.
Text: H.-H-B. für die Vereinte Versicherung AG; Redaktionsdienst
Mit freundlicher Unterstützung der Vereinten Krankenversicherung AG, Redaktion
Öffentlichkeitsarbeit
Weitere Erfahrungsberichte aus aller Welt:
"Praktisches Jahr im Ausland", 6.Auflage, Vereinte Krankenversicherung AG
Bezirksniederlassung Berlin
Kontakttelefon 0049-89-6785-2151
Weiterführende Informationen:
http://www.medi-netz.com/vereinte
Informationen zur Traditionellen -Chinesischen Medizin:
Institut für chinesische Medizin
Hernerstr. 299, Haus 6
D-44809 Bochum
Tel. 0049-234-9536630
Fax 0049-234-9536961
http://www.DAO.de
http://www.LinC.de
Bild 4309a: Auch in Deutschland bemüht man sich um eine Synthese aus westlicher
medizinischer Erkenntnis und östlicher Überlieferung und jahrtausendealter Erfahrung