|
Tauchsport
|
|
|
|
Einmal richtig abzutauchen und sich an den Schönheiten der
Unterwasserwelt erfreuen, diesen Wunsch versuchen immer mehr Urlauber zu
verwirklichen. Dementsprechend hat der Tauchtourismus in den letzten Jahrzehnten
eine immer stärkere Bedeutung erlangt und auch in der reisemedizinischen
Beratung spielt er inzwischen eine wichtige Rolle. Manche Reisende, die zuvor
noch keine Erfahrung mit dem Tauchen gemacht haben, stellen sich diese Aktivität für
ihren Urlaub vor und bedürfen einer Beratung, welche körperlichen
Voraussetzungen dieser Sport erfordert und was aus medizinischer Sicht dabei
unbedingt zu beachten ist. |
|
Feststellung der Tauchtauglichkeit
|
Untersuchung rettet Leben
|
In mehr als 50 Prozent der tödlichen Tauchunfälle gab es vorher
medizinische Risikofaktoren, die den Tauchunfall maßgeblich hervorriefen.
Aus diesem Grunde sollte vor Beginn einer Tauchaktivität eine medizinische
Untersuchung erfolgen. Die Untersuchung zur Feststellung der Tauchtauglichkeit
beginnt mit der Frage nach bisherigen Erkrankungen und einer körperlichen
Untersuchung mit Inspektion der Ohren, Augen und neurologischem Reflexstatus. Es
schließen sich die Messung der
Lungenfunktion sowie
EKG an. Die medizinische Tauchtauglichkeit
ist gegeben, wenn alle erhobenen Befunde unauffällig sind.
|
Chronische Krankheiten
|
In Deutschland ist jeder approbierte Arzt berechtigt, eine
Tauchtauglichkeitsuntersuchung durchzuführen. Die Untersuchung ist für unter
40-Jährige alle 3 Jahre, ab dem 40. Lebensjahr jährlich empfohlen. Sofern Sie
unter einer chronischen Erkrankung leiden besprechen Sie mit dem Arzt, ob unter
bestimmten Vorsichtsmaßnahmen die Möglichkeit besteht. Bei
Diabetes mellitus und
Asthma wird heutzutage nicht
mehr generell die Tauchtauglichkeit abgesprochen.
|
|
Vorbereitung und Grundlagen des Tauchens
|
Wissen ist lebensnotwendig
|
Zur Planung gehört zunächst die Suche nach einer seriösen Tauchschule mit gut
ausgebildeten Lehrern und qualitativ hochwertiger Ausrüstung, die an ein
Erste-Hilfe-Zentrum mit Dekompressionskammer angebunden ist. Kenntnis über die
veränderten Druckverhältnisse, denen der Körper unter Wasser ausgesetzt ist,
sowie die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken gehören zum Basiswissen des
Tauchsports.
|
Kompression und Dekompression
|
Beim Abstieg in größere Tauchtiefen steigt der Umgebungsdruck
an (Kompression). Bereits in 10 m Tiefe herrscht der doppelte
Umgebungsdruck. Während des Auftauchens zur Oberfläche kommt es zu einem
Druckabfall (Dekompression).
|
Tauchphasen
|
Ein Tauchgang wird in 3 Phasen eingeteilt:
- Kompressionsphase oder Phase des zunehmenden Druckes
- Isopressionsphase oder Phase
des gleichbleibenden Drucks
- Dekompressionsphase oder Phase des abnehmenden
Drucks
Den unterschiedlichen Druckbedingungen in diesen Phasen
lassen sich spezifische Unfallmechanismen zuordnen.
|
|
Barotrauma
|
Verhalten von Luft in Körperhöhlen
|
Ein Barotrauma kann durch
Druckunterschied zwischen luftgefüllten Körperhöhlen (Mittelohr,
Nasennebenhöhlen, Lungen, in Zähnen bei schlechten Füllungen) und Außendruck
auftreten. Die Beschwerden, die vor allem beim Abtauchen auftreten, machen sich
innerhalb der ersten Minuten bemerkbar. Zum Beispiel, wenn die Ohrtrompete
(Verbindungsgang zwischen Mittelohr und Nasen-Rachenraum) durch
Schleimhautschwellung verlegt ist, entstehen Ohrenschmerzen bei mangelndem
Druckausgleich. Zusätzlich kann es bei geschwollener Nasenschleimhaut zu
fehlenden Druckausgleich in der Tauchermaske und dadurch zu Einblutungen in die
Bindehaut des Auges kommen. Es empfiehlt sich jedoch nicht, abschwellende
Nasentropfen zu verwenden, da bei nachlassender Wirkung der Tropfen die im
Mittelohr eingeschlossene Luft beim Auftauchen nicht entweichen kann und dadurch
starke Schmerzen bis hin zu Trommelfellrissen verursacht werden.
|
Gas dringt in Blutgefässe ein
|
Zu einer arteriellen Gasembolie (AGE) kommt es bei einem
Barotrauma der Lunge infolge Überdehnung der Lunge mit Lungenriss. Hierbei
gelangt Luft aus den Lungenbläschen in das Gefäßsystem und verursacht Symptome,
die einem Schlaganfall ähneln. Sie treten üblicherweise sehr rasch nach dem
Auftauchen auf. So ein ernster Tauchunfall ist selten. Meistens ist panikartiges
Auftauchen die Ursache.
|
|
Tiefenrausch
|
Kontrollverlust in der Tiefe
|
Zu einem Tiefenrausch kann es beim Tauchen
ab einer Tiefe von etwa 20 bis 30 Metern kommen, wenn der Stickstoffpartialdruck
ansteigt. Man spricht auch von einer (Stickstoffnarkose). Ein beginnender
Tiefenrausch macht sich zunächst durch Schwindel und optische und akustische
Halluzinationen bemerkbar, manchmal auch durch metallischen Geschmack, dann
verliert der Taucher die Orientierung und verliert die Selbstkontrolle bis hin
zur Bewusstlosigkeit. Das Auftreten eines Tiefenrauschs hängt jedoch stark von
der körperlichen Verfassung ab (Stress, Drogeneinfluss, Schlafentzug). Aus
diesem Grund sollten Taucher nicht alleine unterwegs sein, sondern Tauchgänge
nur gemeinsam mit anderen machen. Gegenmaßnahme ist ein Aufsteigen in geringere Tiefen.
|
|
Dekompressionskrankheit
|
Im Körper sammelt sich Stickstoff an
|
Die
Dekompressionskrankheit (DCS) ist der klassische Tauchunfall, der bei zu raschem
Auftauchen auftritt. Durch den höheren Umgebungsdruck während des Tauchens gehen
größere Mengen von Stickstoff im Körper in Lösung als bei Normaldruck.
Stickstoff wird abgeatmet. Bei zu schnellem Auftauchen bleibt dafür nicht genug
Zeit. Vermindert sich dann beim Auftauchen der Druck zu schnell, perlt das Gas im Körper
aus, ähnlich wie bei einer Flasche Sprudel, die geöffnet wird. Dies kann zu
Geweberissen bis hin zu Verlegung der Blutversorgung im Gefäßsystem führen. Die
Menge des gelösten Stickstoffs ist abhängig von der Tauchtiefe und der Länge des
Tauchgangs.
|
Schweregrad I
|
Je nach Ausmaß der Dekompressionskrankheit (DCS I und II) können verschieden
schwere Schäden entstehen. Schäden bei DCS I sind:
- Muskel- und Gelenkschmerzen (sogenannte "bends")
- Fleckig marmorierte Haut mit Schwellungen und Hautrötungen
("Taucherflöhe") mit starkem Juckreiz
|
Schweregrad II
|
Bei DCS II lagern sich Gasblasen im Gehirn, Rückenmark und
Innenohr ab. Es kann durch die Gasblasen auch zu Verschlüssen von Gefäßen
kommen. Die Symptome sind:
- Gehirn: Bewusstseinstrübung bis Bewusstlosigkeit und
Atemlähmung, Halbseitenlähmung möglich
- Rückenmark: Querschnittslähmung und Empfindungsstörung,
Blasen- und
Mastdarmlähmung. Die Symptome entwickeln sich erst
nach einigen Stunden
- Innenohr: Schwindel, Brechreiz, Übelkeit, Ohrgeräusche
|
Symptome beginnen zeitversetzt
|
Die Symptome der Dekompressionskrankheit entwickeln sich
zeitlich versetzt in einer Spanne von einer Stunde bis zu 6 Stunden nach dem
Tauchgang,
gelegentlich auch länger. Schwere Fälle treten in der Regel schneller auf als
leichte.
|
Lebensgefahr
|
Betroffene befinden sich im Extremfall in akuter Lebensgefahr
und müssen umgehend mit 100 % igem Sauerstoff und in einer Dekompressionskammer
behandelt werden.
|
Tauchgang genau planen
|
Um einer Dekompressionskrankheit vorzubeugen wird anhand von Tabellen gemäß der
Tiefe und Dauer eines Tauchgangs bestimmt, ob und wie viele Sicherheitsstopps zum
Abatmen des Stickstoffs eingelegt werden müssen.
|
Persönliche Risikofaktoren
|
Das Risiko eine DCS zu erleiden, ist erhöht bei:
- Alkoholkonsum
- Mangelnder Fitness
- Müdigkeit
- Fettleibigkeit
- Sinkender Wassertemperatur
- Häufigen Tauchgängen in kurzen Abständen
- Mangelnde Flüssigkeit im Körper (Dehydratation)
|
|
Regeln beim Tauchen
|
Regeln bei der Planung berücksichtigen
|
Aus gesundheitlicher Sicht gibt es einige Regeln, die Sie beim Tauchen
beachten sollten:
- Bei Schnupfen (auch Heuschnupfen) aufs Tauchen verzichten
- Wichtig ist, beim Tauchen Ruhe zu bewahren und nicht in Panik
zu verfallen.
- Niemals beim Tauchen die Luft anhalten
- Nicht am Ankunftstag nach einem Flug tauchen, bei mehr als 6
Stunden Zeitverschiebung ist es besser 2 Tage zu pausieren.
- Ebenso muss nach dem letzten Tauchgang und dem Rückflug eine
Pause von mindestens 24 Stunden eingelegt werden, bei intensivem Tauchen auch
länger. Wenn der Körper noch nicht vollständig entsättigt ist, kann durch den
schnellen Druckabfall beim Fliegen andernfalls ein Dekompressionsunfall drohen.
|
|
Tauchen mit Kindern
|
Flaschentauchen ab 10 Jahren möglich
|
Erste Erfahrungen können Kinder beim Schnorcheln machen.
Tauchen mit der Sauerstoffflasche dagegen ist frühestens ab 10 Jahren ratsam, da
die Lunge erst mit 10 Jahren vollständig ausgereift ist. Voraussetzung ist
selbstverständlich, dass das Kind sicher und gerne über und unter der
Wasseroberfläche schwimmt und verständig genug ist, um Anweisungen zu befolgen.
Die Tauchtiefe sollte höchstens 8 bis 10 m betragen. Jugendliche ab dem 14.
Lebensjahr sind tauchtauglich, wenn die medizinischen Voraussetzungen in der Tauchtauglichkeitsuntersuchung überprüft wurden.
|
|
Tauchen und Medikamente
|
Vorsicht bei Nebenwirkung Müdigkeit
|
Unter den erhöhten Druckverhältnissen unter Wasser, zeigen
manche Medikamente eine veränderte Wirkung. So treten bei Medikamenten gegen
Seekrankheit deutlich verstärkte Nebenwirkungen auf (Müdigkeit, Kopfschmerzen,
Schwindel, Unruhe). Ganz allgemein ist Vorsicht geboten bei allen Medikamenten,
die evt. müde machen können. Die Tauchtauglichkeit kann dadurch beeinträchtigt
sein. Bei Einnahme der "Pille" dagegen besteht kein erhöhtes Risiko.
|
Malariavorbeugung
|
Taucher in
Malariagebieten sollten, wenn die Resistenzlage es erlaubt, wegen der
spezifischen Nebenwirkungen kein Mefloquin als Präparat zur
Malariaprophylaxe einnehmen, sondern auf Atovaquone/Proguanil
ausweichen.
|
|
Generell ist bei der Einnahme von Medikamenten zu überlegen, ob die zugrunde liegende Befindlichkeitsstörung schon von vornherein das Tauchen
verbietet.
|
|
|