Ursache oder Folge? Vieles ist unklar
|
Die
Ursache des Fibromyalgiesyndroms (FMS) ist noch nicht geklärt. In manchen
Fällen können andere Erkrankungen als Auslöser festgestellt werden, z. B.
Operationen, Verletzungen oder rheumatische Erkrankungen wie Lupus erythematodes,
Rheumatoide Arthritis und
Morbus Bechterew . In
dieses Fällen spricht man von einem sekundären FMS. In den meisten Fällen aber
lässt sich kein konkreter Auslöser finden (primäres FMS). Je nach medizinischer
Fachrichtung werden verschiedene Möglichkeiten der Entstehung diskutiert. Bei
vielen dieser Ansätze ist aber nicht eindeutig klar, ob der Mechanismus Ursache
oder Folge des FMS ist.
|
Genetische Disposition:
|
In einigen Familien tritt das FMS gehäuft auf. Dies
würde für eine erbliche Veranlagung sprechen. Diese Veranlagung könnte evtl. die
Schmerzempfindung, Schmerzweiterleitung und Schmerzverarbeitung betreffen, sowie
die Arbeit der daran beteiligten Botenstoffe. Außerdem könnte auch der
Stoffwechsel der Muskelfasern beeinträchtigt sein. |
Schmerz-
empfindlichkeit:
|
Auch Störungen in
den Regelkreisen der Schmerzempfindung im Gehirn werden diskutiert. Dafür würde
sprechen, dass bei den Betroffenen eine deutliche Zunahme der "Schmerzsubstanz P" bei gleichzeitiger
Abnahme der Botenstoffe Serotonin und Tryptophan gefunden wurde. Es ist aber nicht klar,
ob diese Veränderungen die Ursache der Fibromyalgie, oder ob sie eine Folge
psychosomatischer Einflüsse sind.
|
Serotonin
|
Serotonin ist ein Botenstoff des Nervensystems und ist
beteiligt an der Aufrechterhaltung der Wandspannung der
kleinen Blutgefäße, der Darmtätigkeit, der psychischen
Stimmung, des Schlafrhythmus und der Sexualität. Studien
zeigen eine Verbindung zwischen der Höhe des
Serotoninspiegels und der Höhe des Druckschmerzes an den
Tenderpoints. Andere Forschungen untersuchen das Vorkommen
von Auto-Antikörpern gegen Serotonin bei FMS-Patienten.
|
Substanz P
|
Bei vielen Betroffenen wurde ein erhöhter Spiegel der
Substanz P im Rückenmark festgestellt. Die Substanz P ist ein wichtiger
Botenstoff, der bei der Weiterleitung des Schmerzreizes von
der Peripherie an Rückenmark und Gehirn von Bedeutung ist.
|
Hormonelle Störungen:
|
In verschiedenen Untersuchungen wurden bei Patienten
mit Fibromyalgiesyndrom Störungen im Verhältnis von Melatonin und Serotonin
gefunden. Außerdem zeigten sich verringerte Werte für Schilddrüsenhormone und
niedrige nächtliche Kortisolspiegel. Außerdem scheint eine dauerhaft erhöhte
Produktion von CRH (Corticotropin-
Releasinghormon) im
Hypothalamus zu geben. Die darauf folgende Reaktionskette - CRH stimuliert
die Hypophyse
zur Ausschüttung von ACTH (Adrenocorticotropes Hormon). ACTH wiederum regt die
Nebennierenrinde zur Ausschüttung von Glukokortikoiden an - unterhält eine
langfristige Stressreaktion.
|
Schlafstörungen:
|
Bei Untersuchungen zu den verschiedenen
Schlafphasen konnte bei Patienten mit FMS im EEG
Veränderungen festgestellt werden. Das Muster für die typischen Tiefschlafphasen
fehlte. Dafür zeigten sich an dieser Stelle Wellenmuster, die normalerweise zum
Wachsein gehören. Dadurch ist bei FMS-Betroffenen der Erholungswert des Schlafes
deutlich vermindert.
|
Veränderungen im Stoffwechsel der Muskeln
|
Einige Forschungen zeigen auch Veränderungen im Stoffwechsel der
Muskelfasern, die bisher nicht erklärt sind. Dabei kommt es bei einer
willkürlichen Beanspruchung der Muskulatur kurzfristig zu einer Entspannung,
statt zu einer Anspannung. Manche Wissenschaftler bezeichneten dies auch als
"Energiekrise". Außerdem scheint der beanspruchte Muskel mangelhaft durchblutet
zu sein, was zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff führt. Auch hier weiß man
nicht, ob das eine Ursache, oder eine Folge des Fibromyalgiesyndroms ist. |
Vorerkrankungen
|
Betroffene haben außerdem in ihrer Krankengeschichte
oft schon unter einer Erkrankung des Bewegungsapparates gelitten, z. B. einem
Schleudertrauma (HWS-Syndrom) oder einem
Bandscheibenvorfall (LWS-Syndrom).
Solche schmerzhaften Erkrankungen, wenn sie nicht ausreichend therapiert wurden,
können zu einer übermäßigen Ausbildung des Schmerzgedächtnisses und später zu
einer sekundären FMS führen. |