Schmerztherapie:
Einzelmaßnahmen reichen nicht
Teilnehmerrekord beim Deutschen Schmerzkongress 2003
Mit einem Patientenforum, bei dem ca. 900 Besucher mit Experten über die Themen
Migräne und Fibromyalgie diskutierten, ist am Sonntag der Deutsche Schmerzkongress 2003
in Münster zu Ende gegangen. "Der diesjährige Kongress war mit über 2.500
Teilnehmern der größte in der 27-Geschichte der Deutschen Gesellschaft zum Studium des
Schmerzes", zieht DGSS-Präsident Prof. Dr. Michael Zenz zufrieden Bilanz. |
Kopfschmerzen
|
Medikamenteninduzierter
Dauerkopfschmerz ist heilbar
Kopfschmerzen sind eine Volkserkrankung. Die häufigsten primären Kopfschmerzen wie
Migräne und Spannungskopfschmerz sind nicht heilbar, sondern lediglich gut zu behandeln
anders der Kopfschmerz, der durch regelmäßige Einnahme von Schmerz- und
Migränemitteln ausgelöst und unterhalten wird. |
Cervikogener Kopfschmerz
Der cervikogene Kopfschmerz im engeren Sinne stellt ein Syndrom von gleichartigen
Reaktionsmustern auf funktionelle oder strukturelle Störungen der oberen HWS dar, er
tritt bei ca. 2,5 Prozent der Bevölkerung auf, Frauen sind dreimal häufiger betroffen. |
Neue Aspekte der Migräne
In den letzten Jahren haben sich in der Forschung über Migräne einige neue Aspekte
ergeben, die auf dem Schmerzkongress einem größeren Publikum vorgestellt werden sollen. |
Kopfschmerzforschung und
-therapie im Jahr 2003
Das Jahr 2003 stellt für die internationale Kopfschmerzforschung einen Einschnitt dar, da
die seit 1988 gültige Kopfschmerzklassifikation der Internatonal Headache Society (IHS)
in überarbeiteter Fassung neu erschienen ist. |
Stickstoffoxid (NO), ein
Neurotransmitter mit vielen Gesichtern
Eine Erweiterung des Verständnisses über die Rolle von NO in der Pathophysiologie von
Kopfschmerzen, aber auch in der Signalverarbeitung im schmerzverarbeitenden System, sowie
die Entwicklung spezifischer Modulatoren der einzelnen NO-Synthasen lässt hoffen,
einzelne Schmerzsyndrome noch spezifischer behandeln zu können. |
NO-abhängige Mechanismen bei der Entstehung
von Kopfschmerz
Bei der Erforschung des Kopfschmerzes versuchen wir mit tierexperimentellen Untersuchungen
und Experimenten am Gewebe (sog. in vitro Experimenten) Erkenntnisse über die
pathophysiologischen Grundlagen der Kopfschmerzentstehung zu gewinnen. |
Rheuma
|
Fibromyalgie aus rheumatologischer
Sicht
In dreizehn Punkten fasst Priv.-Doz. Dr. Markus Gaubitz die Fakten zum
Fibromyalgie-Syndrom zusammen. |
Beruf / Leitlinien / Gesundheitspolitik /
Ausbildung
|
Schmerztherapie - Anspruch und
Wirklichkeit
Die DGSS ist mit nahezu 3.000 Mitgliedern die größte wissenschaftliche
Schmerzgesellschaft in Europa und repräsentiert damit knapp ein Drittel aller in der
europäischen Schmerzgesellschaft zusammengeschlossenen Mitglieder. |
Alle Fassetten des Schmerzes
erfassen
Überarbeitet: Der Deutsche Schmerzfragebogen
Ein wichtiges Instrument, um den Schmerz und seine vielfältigen Auswirkungen vor einer
Therapie genau zu erfassen, ist der Deutsche Schmerzfragebogen. Eine komplett
überarbeitete Version des Bogens stellt die Ad-hoc Kommission
"Schmerzfragebogen" der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e. V.
(DGSS) nun beim Deutschen Schmerzkongress 2003 vor. |
Neues Abrechnungssystem kennt keinen
(chronischen) Schmerz
DRG-System gefährdet ausreichende stationäre Behandlung
Die Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen ist aufwändig: Nur komplexe
diagnostische und therapeutische Maßnahmen aus Medizin, Physiotherapie und Psychologie,
die ihnen stationär oder in Tageskliniken angeboten werden können, erlauben eine
dauerhafte Schmerzlinderung und Reintegration in den Alltag. Diese Behandlung wird im
neuen Abrechnungssystem für Krankenhäuser (Diagnosis Related Groups, DRG) nicht
abgebildet: Nicht einmal die Hälfte der durch die Behandlung entstehenden Kosten sind
durch die DRG-Erlöse abgedeckt. |
Medikation / Therapie / Prävention
|
Neurostimulation: Wie
Nervenzellen vom Herzschmerz ablenken
Mehr Lebensqualität bei Kranzgefäßverengung
Wenn kein Ballon mehr zu den verengten Herzgefäßen durchdringen kann um sie zu weiten,
keine Anschlussstelle mehr für einen Bypass zu finden ist, dann gibt es keine
Möglichkeit mehr, Durchblutungsstörungen am kranken Herzen zu beseitigen. Linderung für
den Herzschmerz verschafft dann eine Methode aus der Schmerztherapie: die Neuromodulation. |
Schmerztherapie in Eigenregie
Gefahren rezeptfreier Schmerzmittel nicht unterschätzen
Wer in der Apotheke rezeptfreie Schmerzmittel kauft, sollte genau darauf achten, welche
Wirkstoffe sie enthalten: Kombinationspräparate mit Koffein, die unter den
meistverkauften rangieren und intensiv beworben werden, führen auf Dauer zur Gewöhnung
und können unangenehme Spätfolgen haben, warnen Experten beim Deutschen Schmerzkongress
2003 in Münster. |
Das Schmerzgedächtnis vor
Operationen ausschalten
Schmerz ist nicht gleich Schmerz: Auf die Ursache kommt es an
Es kommt auf die Schmerzursache an. Schnitte wirken sich anders aus als Nervenverletzungen
oder Entzündungen und müssen daher anders behandelt werden. Über ihre
Forschungsergebnisse berichtete Dr. Pogatzki beim Deutschen Schmerzkongress 2003 in
Münster. |
Zu viele Menschen leiden an
Tumorschmerz
Vorhandene Hilfen kommen nicht beim Patienten an
Erhebliche Mängel in der Behandlung von Krebsschmerz stellte der Arbeitskreis
Tumorschmerztherapie der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e. V. (DGSS)
fest: Von den mindestens 250.000 Tumorschmerz-Patienten in Deutschland erhalten nur ca.
die Hälfte eine ausreichende Schmerzbehandlung. Beim Deutschen Schmerzkongress in
Münster forderten die Experten eine gemeinsame und energische Anstrengung, um die
Verhältnisse zu verbessern. |
Cannabinoide in der Schmerztherapie
Umstrittenes "Wundermittel" mit Nebenwirkungen
Cannabinoide - Substanzen, die auch in der Hanfpflanze vorkommen, und die der Körper z.
T. selbst produziert - gehören gegenwärtig zu den umstrittensten Wirkstoffen in der
Medizin: Die einen schwören auf ihre unter anderem schmerzstillende und appetitanregende
Wirkung, die anderen blicken skeptisch auf zahlreiche Nebenwirkungen wie Desorientierung
und Herzrasen. |
Hypnose lindert Angst und Schmerzen
Alternative zur Vollnarkose
Ob es der Weisheitszahn ist, der entfernt werden muss, oder eine Gesichtsverletzung durch
einen Hundebiss: Viele kieferchirurgische Eingriffe sind prinzipiell mit lokaler
Betäubung möglich. Trotzdem werden sie häufig unter Vollnarkose durchgeführt, denn die
Operation bewusst zu erleben scheint dem Patienten nicht zumutbar. Eine Alternative
stellen Forscher der Klinik für Kiefer- und Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums
Schleswig-Holstein / Campus Lübeck beim Deutschen Schmerzkongress 2003 vor: Sie führen -
als einzige in Deutschland - jährlich ca. 200 chirurgische Eingriffe unter Hypnose durch. |