| |
|
Rückresorption von Wasser und Konzentrierung des Harns
|
Lebenswichtige Substanzen werden rückresorbiert
|
Die etwa 180 Liter Primärharn, die täglich filtriert werden, enthalten
sehr viel Wasser, in das harnpflichtige Substanzen und andere im Blut enthaltene Stoffe,
z. B. Elektrolyte gelöst sind. Dieses Wasser und viele der im Primärharn enthaltenen
Substanzen werden vom Körper dringend benötigt. Deshalb werden verschiedene Substanzen
und Wasser auf dem Weg durch das Tubulussystem zum Nierenbecken aus dem Primärharn zurück in das Blut
aufgenommen. Dieser Vorgang wird auch Rückresorption genannt, während die Abgabe von
Substanzen vom Blut in den Harn als Resorption bezeichnet wird. |
|
Zu den Substanzen, die rückresorbiert werden gehören z. B. Elektrolyte
wie Natrium, Kalium, Kalzium, Chlorid und Bikarbonat. Auch Kohlenhydrate und Aminosäuren
werden rückresorbiert. Bei den Elektrolyten werden die einzelnen Ionen jeweils passiv von
einer geringen Menge Wasser "verfolgt", das sich an das Ion anhängt. So gelangt
zwei Drittel des Wassers im Primärharn wieder zurück ins Blut. Das
"willenlose" Nachfolgen des Wassers ist charakteristisch für passive
Transportprozesse bei der Rückresorption. Ein weiterer passiver Transport erfolgt bei den
Cl-Ionen. Sie folgen über weite Strecken passiv den Na-Ionen, weil sie ein elektrisches
Gegenstück sind.
Die Rückresorption von Flüssigkeit findet vorwiegend im proximalen Tubulus statt.
Insgesamt findet sich folgende Verteilung der Rückresorption von Wasser im Tubulussystem:
- proximaler Tubulus 65 Prozent
- distaler Tubulus und Sammelrohr 10 bis 15 Prozent
Reguliert wird die Wasserrückresorption durch das Hormon Adiuretin oder
antidiuretisches Hormon (ADH), das aus dem Hypophysenhinterlappen kommt. ADH
bewirkt, dass mehr Wasser aus dem Sammelrohr in das Blut rückresorbiert wird. Fehlt
dieses Hormon oder ist es nicht in ausreichender Menge vorhanden, so entsteht die
Krankheit Diabetes insipidus, bei
der die Betroffenen täglich bis zu 20 Liter Flüssigkeit ausscheiden.
|
Aktive Transporte
|
Ein aktiver Transportprozess unterscheidet sich vom passiven Transport,
weil der Durchtritt eines Stoffes durch eine Membran nur dann funktioniert, wenn ein
Stoffaustausch stattfindet. Dieser Stoffaustausch wird auch als Pumpmechanismus
bezeichnet. Ein Beispiel ist die Natrium-Wasserstoff-Pumpe, bei der ein H-Ion
(Wasserstoff), dass in den Harn abgegeben wird, gleichzeitig ein Na-Ion (Natrium) in die
Zelle aufgenommen wird. |
Bei der aktiven Filtration werden Substanzen aus dem Blut direkt in
den Tubulus abgegeben
|
Im Blut gelösten Substanzen gelangen nach der Filtration in den Nierenkörperchen in den Primärharn. Das ist aber
nicht die einzige Möglichkeit, wie Substanzen vom Blut in den Tubulus gelangen können.
Auch durch aktive Sekretion im Bereich der Nierentubuli können Substanzen aus dem Blut in
den Harn gelangen. Dazu ein Beispiel: Sie essen eine Mahlzeit, deren Hauptbestandteil eine
große Menge Fleisch ist (z. B. die leckere Grillplatte beim Griechen). Bei der
Verarbeitung und Verstoffwechselung von Fleisch wird sehr viel Harnsäure produziert. Die
Harnsäure muss ausgeschieden werden, weil der Körper sie nicht verwerten kann. Durch die
Filtration im Nierenkörperchen wird aber nicht die gesamte Harnsäure aus dem Blut
gelöst. Deshalb wird auch aus dem Blut auch Harnsäure direkt in den Tubulus abgegeben. |
Aktive Filtration beschleunigt die Ausscheidung
|
Dieser Vorgang nennt sich aktive oder tubuläre Sekretion. Mit Hilfe der
tubulären Sekretion wird hauptsächlich die schnelle Ausscheidung von körperfremden
Stoffen gewährleistet. Dazu gehören z. B. auch Medikamente wie
Penizillin und andere Substanzen. Auch körpereigene Abbauprodukte wie die oben erwährte
Harnsäure, Harnstoff, Ammoniak und andere werden so beschleunigt ausgeschieden. |
Carrier-Systeme transportieren bestimmte Stoffgruppen. Ihre Kapazität
ist begrenzt
|
Die Ausscheidung
von Medikamenten wird mit Hilfe von aktiven Transportern oder Carrier gewährleistet.
Diese Carrier sind nicht spezifisch für ein bestimmtes Medikament. Ein Carrier nimmt alle
zu einer bestimmten Gruppe chemischer Elemente gehörenden Substanzen auf. Wenn nun im
Körper die Abbauprodukte von zwei Medikamenten ausgeschieden werden müssen, die zur
gleichen Gruppe gehören, z. B Säuren, dann werden sie vom gleichen Carrier aus dem Blut
in den Tubulus transportiert. (Ähnlich wie ein Kühlwagen. Der transportiert gekühlte
Nahrungsmittel, egal, ob es sich dabei um Eis oder um Gefriergemüse oder frischen Fisch
handelt.) Dabei kann es vorkommen, dass die Gesamtmenge der Abbauprodukte die zur
Verfügung stehende Kapazität der speziellen Carrier übersteigt. (Es müssen mehr
gekühlte Nahrungsmittel transportiert werden, als Kühlwagen zur Verfügung stehen.) Dann
bleiben Abbauprodukte übrig, die weiter mit dem Blut im Körper zirkulieren. Bei
Medikamenten kann dies dazu führen, dass sich die Wirkung verstärkt und dass zwischen
verschiedenen Medikamenten eine Wechselwirkung eintritt. Das muss dann über eine
Dosisanpassung verändert werden. Zirkuliert bei der oben erwährten Harnsäure ein
ständiger Überschuss im Blut, so kann sie sich in Gelenken ablagern und zur Gicht führen. |
Die Rückresorption von Aminosäuren und Glukose ist begrenzt
|
Bei der Rückresorption von Aminosäuren und Glukose kann nur eine
bestimmte Menge rückresorbiert werden. Diese Stoffe unterliegen einem Schwellenwert.
Übersteigt die Menge der im Primärharn gelösten Stoffe diesen Schwellenwert, so wird
der Überschuss mit dem Harn ausgeschieden. Das geschieht z. B. auch bei Diabetes mellitus. Durch den Mangel an Insulin bei Diabetikern zirkuliert viel zu viel
Glukose mit dem Blut. Bei Überschreitung des Schwellenwertes für Glukose von ca. 180
dl\ml wird dann Glukose mit dem Urin ausgeschieden.
|
| |
|