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Innere Verletzungen von Kehlkopf und Luftröhre
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Einführung
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Ursachen innerer Verletzungen
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Zu einer inneren Verletzung des Kehlkopfes und/oder der
Luftröhre kann es durch folgende Mechanismen kommen:
- Verbrühung, beispielsweise Verschlucken eines heißen Getränks
- Verbrennung, zum Beispiel Einatmen von heißem Rauch bei einem Brand
- Verätzungen bei Verschlucken einer ätzenden Flüssigkeit, beispielsweise
einer Reinigungsflüssigkeit
- mechanische Verletzungen bei Spiegelungsuntersuchungen oder bei der
Einlage eines Beatmungsschlauches
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Folgen
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Durch die inneren Verletzungen kann es in der Folge zu einem
Anschwellen der betroffenen Schleimhaut kommen. Dies wiederum führt unter
Umständen zu einer Verengung der Atemwege mit Luftnot.
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Diagnostik
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Die Diagnose einer inneren Verletzung von Kehlkopf und/oder
Luftröhre ergibt sich durch den Unfallhergang sowie die resultierenden
Beschwerden wie Schmerzen und eventuell Luftnot. Um das Ausmaß der Verletzung
abzuschätzen, ist eine endoskopische Untersuchung (Spiegelung) hilfreich. Bei
Verätzungen sollte diese nach Ablauf von vierundzwanzig Stunden allerdings nicht
mehr durchgeführt werden, da die Gefahr besteht, dass es durch die
Schleimhautschäden bei der Untersuchung zu Rissen im Kehlkopf und/oder in der
Luftröhre kommt.
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Verätzungen
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Kortison frühzeitig geben
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Bei Verätzungen erfolgt unmittelbar nach dem Unfall die Gabe
eines Kortisonpräparats, um ausgedehnten entzündlichen Gewebereaktionen
vorzubeugen. Da die Gefahr besteht, dass die verletzte Schleimhaut mit Bakterien
besiedelt wird, die wiederum eine Infektion auslösen können, erhält der Patient
in der Regel zudem ein Antibiotikum zur Abtötung eventueller Bakterien.
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Probleme bei der Heilung
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Bei der Abheilung der Verletzung kann es zur Bildung von
Narbengewebe kommen, was unter Umständen eine Einengung der Atemwege zur Folge
hat.
Auch kann es zu Störungen der Kehlkopffunktion als Folge der Verletzung kommen,
beispielsweise eine ungenügende Abdichtung des Kehlkopfes durch den Kehldeckel
beim Schlucken mit der Folge, dass Flüssigkeiten oder Nahrungsbestandteile
verschluckt werden und so in die Atemwege gelangen (vgl.
Fremdkörperaspiration). Bei derartigen Narbenbildungen ist häufig eine
Operation erforderlich, um korrekte anatomische Verhältnisse wiederherzustellen.
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Mechanische Verletzungen
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Oft keine Therapie nötig
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Akute, oberflächliche Schleimhautverletzungen, die bei einer
Spiegelungsuntersuchung oder der Einlage eines Beatmungsschlauches entstehen,
heilen in der Regel ohne Therapie von allein folgenlos ab.
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Folgen tiefer Verletzungen
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Bei tieferen
Verletzungen hingegen kann sogenanntes Granulationsgewebe entstehen. Dabei kommt
es zur Bildung kleiner, entzündlicher Knötchen, die in die Atemwege
hineinragen. Das ist bei einer Spiegelungsuntersuchung gut zu erkennen. Die
Knötchen können im Verlauf mehrerer Wochen an Größe zunehmen und dadurch eine
Heiserkeit auslösen. In der Regel bilden sich die Knötchen im Verlauf von etwa
zwei bis drei Monaten von selbst zurück. Ist dies nicht der Fall, kann man eine
operative Abtragung mit sehr feinen Instrumenten in Betracht ziehen. Weiterhin
besteht bei tieferen Verletzungen die Gefahr von Infektionen. Diese werden mit
Antibiotika behandelt.
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Verletzungen durch Beatmungsschläuche
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Schweregrade
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Die Verletzungen, die durch die Einlage eines
Beatmungsschlauches am Kehlkopf hervorgerufen werden können, teilt man in
Abhängigkeit von ihrem Schweregrad folgendermaßen ein:
- Grad I: Durchblutungssteigerung der Schleimhaut sowie Wassereinlagerung
(Ödem) und Entfärbung der Schleimhaut
- Grad II: Gewebedefekte und Absterben von Gewebe im Bereich der
Schleimhaut
- Grad III: Gewebedefekte und Absterben von Gewebe bis in den Bereich des
unter der Schleimhaut gelegenen Knorpels
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Aryluxation
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Selten kommt es bei der Einlage eines Beatmungsschlauches zu
einem Blut- oder Reizerguss in dem Gelenk, in dem sich der sogenannte Aryknorpel
des Kehlkopfes bewegt. Man spricht in diesem Fall von einer Aryluxation. Der auf
beiden Seiten des Kehlkopfes vorhandene Aryknorpel dient der Befestigung und der
Bewegung der Stimmlippen, sodass es bei einer Aryluxation zu Stimmstörungen
kommen kann. Die Therapie der Aryluxation hat zum Ziel, den Gelenkerguss zu
beseitigen, und besteht in der Gabe entzündungshemmender Medikamente. Unter Umständen ist
zudem eine operative Mobilisierung des verlagerten Aryknorpels sinnvoll, um
einer späteren Versteifung vorzubeugen.
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Chronische Schäden bei Langzeitbeatmung
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Bei einer länger andauernden künstlichen Beatmung mit
entsprechend langer Liegedauer eines Beatmungsschlauches in den Atemwegen können
chronische Schäden entstehen. Mögliche Folgen sind Narbenbildungen mit Einengung
der Atemwege sowie Stimm- und Schluckstörungen. Die chronischen Schäden sind auf
den ständigen Druck zurückzuführen, den der durch den Kehlkopf und die Luftröhre
ragende Beatmungsschlauch auf die Schleimhäute ausübt. Schleimhautschäden werden
zudem begünstigt, wenn in Relation zum Innendurchmesser von Kehlkopf und
Luftröhre ein zu dicker Beatmungsschlauch eingelegt wurde.
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Ringknorpel des Kehlkopfes besonders gefährdet
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Insbesondere im Bereich des sogenannten Ringknorpels im unteren
Bereich des Kehlkopfes ist die Schleimhautschicht über dem Knorpelgewebe nur
sehr dünn ausgeprägt. Der Bereich des Ringknorpels ist die engste Stelle der
Luftwege und der Ringknorpel ist aufgrund seiner Form nur wenig elastisch.
Durch Reibungen zwischen Beatmungsschlauch und der Schleimhaut über dem
Ringknorpel, beispielsweise bei unruhigen Patienten sowie durch die
Atembewegungen bei künstlicher Beatmung, kann die Schleimhaut beschädigt werden,
sodass der unmittelbar darunter gelegene Knorpel freiliegt. Dieser freiliegende
Knorpel wiederum ist anfällig gegenüber Infektionen. Bei der Abheilung
dieser Knorpelentzündungen kommt es nicht selten zur Bildung von entzündlichen
Knötchen (sogenanntes Granulationsgewebe) und Narbengewebe. Dies wiederum kann
eine Einengung des Kehlkopfinnenraumes und damit eine Einengung der Atemwege
hervorrufen.
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Versteifung der Gelenke des Aryknorpels
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Bei langer Liegedauer eines Beatmungsschlauches
ist es auch möglich, dass die Gelenke, mit deren Hilfe die Aryknorpel des Kehlkopfes bewegt
werden, versteifen. Dadurch reduziert sich die Beweglichkeit der Aryknorpel. Da
diese jedoch für die Bewegung der Stimmlippen verantwortlich sind, hat eine
Versteifung der Aryknorpelgelenke eine Bewegungsminderung der Stimmlippen zur
Folge. Das macht sich unter anderem in Form von Stimmveränderungen und Heiserkeit
bemerkbar. Zudem können Stimmlippen, deren Beweglichkeit eingeschränkt ist,
den Innenraum des Kehlkopfes und damit die Atemwege einengen. Auch die Bildung
von Narbengewebe zwischen den beiden Aryknorpeln des Kehlkopfes als Folge einer
Langzeitbeatmung hat vergleichbare Auswirkungen.
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Folgen erst später sichtbar
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Diese Folgen einer Langzeitbeatmung manifestieren sich unter
Umständen nicht sofort nach Beendigung der Beatmung, sondern erst mit einer
Verzögerung von zwei bis sechs Wochen, wenn sich die Gewebeveränderungen voll
ausgeprägt haben.
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Vorbeugung von Schäden durch Langzeitbeatmung
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Um eine Schädigung durch die Langzeiteinlage eines Beatmungsschlauches zu
vermeiden und deren Risikofaktoren zu senken, sollten alle Faktoren
berücksichtigt werden, durch die solche Schäden hervorgerufen werden können.
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Risikofaktoren für Schäden bei der Langzeitbeatmung
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Entstehung und Ausprägung von Schleimhautschäden durch eine
Langzeitbeatmung sind von Patient zu Patient unterschiedlich. Unter anderem
spielen folgende Faktoren eine Rolle:
- Alter des Patienten, da die Elastizität des Ringknorpels mit dem Alter
abnimmt
- allgemeiner Gesundheitszustand des Patienten
- Dauer der Beatmung und damit Liegedauer des Beatmungsschlauches im
Bereich von Kehlkopf und Luftröhre
- Vorhandensein von Infektionen, welche das Immunsystem des Körpers
belasten
- Anatomie des Kehlkopfes, insbesondere Ausprägung von Engstellen im
Bereich des Ringknorpels
- Zustand des Immunsystems des Patienten, was unter anderem für die
Bekämpfung von Infektionen von Bedeutung ist
- Blutdruck des Patienten, wobei ein zu niedriger Blutdruck zu
Durchblutungsstörungen der Schleimhäute von Kehlkopf und Luftröhre führen
kann, was die Entstehung von Schleimhautschäden begünstigt
- Durchmesser des Beatmungsschlauches in Relation zum Innendurchmesser von
Kehlkopf und Luftröhre
- Lage des Beatmungsschlauches in Relation zu den einzelnen anatomischen
Strukturen von Kehlkopf und Luftröhre, insbesondere in Relation zum
Ringknorpel
- Vorgang der Einlage des Beatmungsschlauches, beispielsweise bereits
hierbei auftretende Schleimhautverletzungen
- Art der Einlage des Beatmungsschlauches, da bei der Einführung über die
Nase durch die geringere Abknickung eine weniger ausgeprägte Reibung an den
Schleimhäuten von Kehlkopf und Luftröhre entsteht als bei der Einführung
über den Mund
- Druck der Manschette, die den Beatmungsschlauch umgibt und die
aufgeblasen wird, um den Beatmungsschlauch in einer bestimmten Position
innerhalb von Kehlkopf und Luftröhre zu fixieren
- Reinigung der Atemwege durch das Pflegepersonal während der
Langzeitbeatmung, was unter anderem Auswirkungen auf das Auftreten von
Infektionen hat
- Ausmaß der medikamentösen "Ruhigstellung" des Patienten, damit dieser
sich nicht gegen die künstliche Beatmung wehrt und dadurch Reibungen
zwischen dem Beatmungsschlauch und den Schleimhäuten von Kehlkopf und
Luftröhre herbeiführt
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Faktoren beachten
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Durch die positiven
Beeinflussung der genannten Faktoren werden die Risiken für Schäden gesenkt. Sind jedoch Schäden eingetreten und so
stark ausgeprägt, dass sie Beschwerden verursachen, ist meist eine operative
Korrektur erforderlich, beispielsweise die Beseitigung einer Einengung der
Atemwege.
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Beatmung durch Luftröhrenschnitt
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Langzeitbeatmung durch Luftröhrenschnitt minimiert Risiken
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Grundsätzlich sollte überlegt werden, ob bei einer absehbar langen
Notwendigkeit einer Beatmung einen Luftröhrenschnitt sinnvoll ist. Auch über
diese Öffnung kann eine langfristige Beatmung erfolgen, die jedoch schonender
ist, da der Beatmungsschlauch direkt in die Luftröhre eingelegt werden kann.
Dabei wird
die Passage des Schlauches durch Mund oder Nase sowie Rachenraum und Kehlkopf
sowie den dauerhaften Kontakt des Schlauches mit diesen Regionen vermieden. Bei
Erwachsenen zieht man in der Regel bei einer absehbaren Beatmungsdauer von mehr
als drei bis sechs Tagen einen Luftröhrenschnitt in Erwägung, bei Säuglingen und
Kleinkindern erst bei einer vermuteten Beatmungsdauer von mehr als zwei bis drei
Wochen. Bei älteren Kindern und Jugendlichen ist ein Luftröhrenschnitt bei einer
absehbaren Beatmungsdauer von mehr als einer bis zwei Wochen zu empfehlen.
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Komplikationen bei Luftröhrenschnitt
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Auch bei einer Beatmung über einen Luftröhrenschnitt können
Komplikationen eintreten, allerdings ist dies nur selten der Fall. Zu nennen
sind hier eine narbige Verengung der Luftröhre im Bereich des
Luftröhrenschnittes (oder etwas ober- oder unterhalb davon) sowie
Schleimhautschäden der Luftröhre durch den Beatmungsschlauch, die ebenfalls eine
narbige Abheilung mit Einengung der Luftröhre nach sich ziehen können.
Schleimhautschäden im Bereich der Manschette des Beatmungsschlauches sind durch
den Einsatz moderner Beatmungsschläuche, bei denen der Druck in der Manschette
(um den Schlauch in einer bestimmten Position zu fixieren) exakt reguliert
werden kann, vermeidbar.
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Operation
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Ist es zu einer narbigen Einengung der Luftröhre gekommen, kann
das eingeengte Segment entfernt werden. Die entstehende Lücke wird durch Naht
der beiden Enden der Luftröhre verschlossen. Um die Nahtstelle zu entlasten, ist
für mehrere Wochen das Einhalten einer leicht nach vorne gebeugten Kopfhaltung
erforderlich.
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