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Speichelstein (Sialolithiasis)
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Die Speicheldrüsen werden folgendermaßen unterteilt:
- Ohrspeicheldrüse (Glandula parotidea oder Parotis): größte
Speicheldrüse, die vor und etwas unterhalb des Ohres liegt
- Unterkieferspeicheldrüse (Glandula submandibularis): im Bereich des
Unterkiefers
- Unterzungenspeicheldrüse (Glandula sublingualis): unterhalb der Zunge
- kleine Speicheldrüsen: viele kleine, in der Mund- und
Rachenschleimhaut verteilte Speicheldrüsen, und zwar im Bereich der
Lippen, des Gaumens, der Zunge, der Wangen und des Rachens
- Diese Speicheldrüsen produzieren kontinuierlich Speichel und geben ihn in
die Mundhöhle ab. Im Fall der Ohrspeicheldrüse, der Unterkieferspeicheldrüse
und der Unterzungenspeicheldrüse erfolgt die Speichelabgabe in die Mundhöhle
über sogenannte Ausführungsgänge.
Der Speichel dient der Befeuchtung und Kühlung der in den Mund
aufgenommenen Nahrung. Weiterhin erleichtert er das Schlucken des Essens.
Außerdem beginnt bereits im Mundraum die chemische Verarbeitung der Nahrung,
wobei der Speichel einzelne Nahrungsbestandteile aus dem Speisebrei
herauslöst. Auf diese Weise trägt er dazu bei, dass Geschmacksstoffe an die
auf der Zunge befindlichen Geschmacksknospen gelangen und dort eine
Geschmacksempfindung auslösen.
Eine weitere Aufgabe des Speichels besteht in der ständigen Spülung und
damit auch Reinigung der Mundhöhle. Außerdem sind im Speichel immunologisch
wirksame Stoffe enthalten, die der Abwehr von Krankheitserregern dienen.
Die ständige Produktion von Speichel ist für die Gesunderhaltung der Zähne
und der Mundschleimhaut von großer Bedeutung.
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Speichelsteine sind meistens klein
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Kommt es zur Bildung eines Speichelsteins so kann dieser den
Ausführungsgang der Speicheldrüse blockieren. Dadurch ist die Abgabe des Speichels in die
Mundhöhle gestört. Aber auch die Bildung von Speichelsteinen in einer der
Speicheldrüsen selbst ist möglich. Speichelsteine sind meistens nur wenige Millimeter groß. Allerdings
können sie auch auf bis zu 2 cm anwachsen. Ein Speichelstein bildet sich
auf Basis eines "Pfropfes" aus Speichel, in den sich im Laufe der Zeit
Kalk einlagert. Seine Bestandteile sind vorwiegend Kalziumphosphat,
Kalziumkarbonat, aber auch Kohlenhydrate, Eiweiße und Magnesium.
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Jährlich sind 5000 Menschen betroffen
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Von Speichelsteinen sind hauptsächlich Patienten in einem Alter von elf
bis vierzig Jahren betroffen, und zwar doppelt so viele Jungen
beziehungsweise Männer als Mädchen beziehungsweise Frauen. Die Häufigkeit
des Auftretens behandlungsbedürftiger Speichelsteine beträgt dreißig bis
sechzig Erkrankungsfälle pro eine Million Einwohner oder durchschnittlich
etwa 5000 Betroffene pro Jahr. Ein Zusammenhang mit
Steinbildungen in anderen Organen (beispielsweise Gallen- oder Nierensteine)
besteht nicht.
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Schmerzen und Schwellung sind die deutlichsten Symptome
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Bei der Nahrungsaufnahme oder auch nur dem
Geruch einer appetitanregenden Speise kommt es zur Bildung von Speichel in den
Speicheldrüsen als Vorbereitung auf den Schluck- und Verdauungsvorgang. Bei
Vorliegen eines Speichelsteins im Ausführungsgang kann der in der
Speicheldrüse gebildete Speichel jedoch nicht mehr aus der Drüse abfließen
Es entsteht eine schmerzhafte Schwellung der betroffenen Speicheldrüse.
Diese Schmerzen können sehr heftig sein.
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Es kann zu einer Entzündung kommen
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Durch die Speichelstauung kann es auch zu einer Entzündung der
Speicheldrüse und/oder ihres Ausführungsganges kommen. Bei einer weit fortgeschrittenen Entzündung ist
auch die Bildung einer Eiteransammlung (Abszess) möglich, die sich bis in
das Weichteilgewebe ausbreitet, das die entsprechende Speicheldrüse
einhüllt.
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Diagnostik
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Der Verdacht auf einen Speicheldrüsenstein ergibt sich durch die
schmerzhafte Speicheldrüsenschwellung oder aber auch erst durch eine im
Verlauf auftretende Speicheldrüsenentzündung. Bei der ärztlichen
Untersuchung kann ein Stein im Bereich der Unterkieferspeicheldrüse mitunter
getastet werden. Zudem sind Speicheldrüsensteine durch eine
Ultraschalluntersuchung gut darstellbar. Dabei ist auch eine Aufweitung des
betroffenen Ausführungsganges als Folge des "Speichelstaus" zu erkennen.
Viele Speichelsteine zeichnen sich zudem auf einem Röntgenbild ab. Weiterhin
ist es möglich, die Ausführungsgänge der Speicheldrüsen im Rahmen einer
Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel darzustellen und auf diese Weise
einen Speichelstein zu erkennen. Röntgenuntersuchungen bei Verdacht auf
einen Speichelstein werden allerdings nicht sehr häufig durchgeführt, da in
der Regel bereits durch die Ultraschalluntersuchung eine sichere
Diagnosestellung möglich ist.
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Förderung des Speichelflusses soll den Stein ausspülen
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Die Behandlung eines Speichelsteins besteht zunächst in Maßnahmen zur
Anregung des Speichelflusses über einen Zeitraum von ungefähr drei Monaten.
Eine Anregung des Speichelflusses ist beispielsweise durch das Kauen von
Kaugummi und das Lutschen von sauren Bonbons möglich und dient dem Auflösen
beziehungsweise Ausspülen von Speichelpfropfen oder Speichelsteinen.
Ergänzend kann der betroffene Ausführungsgang mit einem speziellen
Instrument aufgedehnt werden, um das Ausspülen eines Speichelpfropfes oder
Speichelsteins zu erleichtern. Zur Linderung eventueller Schmerzen können
während dieser Zeit Schmerzmittel eingenommen werden. Besteht eine akute
Entzündung im Bereich der betroffenen Speicheldrüse, werden zusätzlich
Antibiotika verabreicht, um die entzündungsauslösenden Bakterien abzutöten. Hat sich bereits eine
Eiteransammlung gebildet, muss diese operativ entfernt werden.
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Entfernung des Steins mit Schlingen
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Gelingt es durch die Maßnahmen zur Anregung des Speichelflusses nicht,
den Speichelstein zu entfernen, kann eine Spiegelungsuntersuchung des
betroffenen Ausführungsganges erfolgen. Dabei ist es möglich, den Stein mit
Hilfe spezieller Instrumente (Schlingen, Körbchen) herauszuziehen.
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Operative Entfernung
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Gut tastbare Speichelsteine im Ausführungsgang der
Unterzkieferspeicheldrüse lassen sich operativ entfernen. Der
Ausführungsgang wird dabei in der Regel eröffnet, der Stein entfernt und der
Ausführungsgang anschließend nicht mehr verschlossen, sondern an seinen
Rändern mit der umgebenden Mundschleimhaut vernäht, sodass eine Rinne
entsteht. In einer breiten Rinne können sich dann nicht mehr so leicht neue
Speichelsteine bilden wie in einem engen Ausführungsgang.
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Stoßwellenlithotripsie
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Speichelsteine im Ausführungsgang der Unterkieferspeicheldrüse, die nicht
tastbar sind und die man beispielsweise im Rahmen einer
Ultraschalluntersuchung erkannt hat, sowie Speichelsteine in der
Unterkieferspeicheldrüse selbst können durch eine sogenannte
Stoßwellenlithotripsie therapiert werden. Dabei handelt es sich um eine
Methode, bei der ein Gerät zum Beispiel elektromagnetische Energie
produziert, die im Bereich des Speichelsteins ihr Maximum erreicht. Dadurch
kommt es zu einer Steinzertrümmerung, und die entstandenen
Speichelsteintrümmer gelangen auf natürlichem Weg in die Mundhöhle. Diese
Behandlung ist nur wenig belastend und kann in der Regel ohne Betäubung
durchgeführt werden.
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Entfernung der Speicheldrüse
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Bleibt eine Stoßwellenlithotripsie erfolglos und ist keine operative
Steinentfernung möglich, besteht eine weitere therapeutische Option in der
Entfernung der gesamten Unterkieferspeicheldrüse. Dies hat keine negativen
Folgen, da die Speichelproduktion in ausreichendem Maße von den verbliebenen
Speicheldrüsen aufrechterhalten werden kann.
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Stoßwellenlithotripsie bei der Ohrspeicheldrüse meistens erfolgreich
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Bei einem Speichelstein im Ausführungsgang der Ohrspeicheldrüse ist eine
operative Eröffnung des Ausführungsganges mit Entfernung des Speichelsteins
aus anatomischen Gründen nicht möglich. Allerdings kann man mit speziellen
Instrumenten eine Aufdehnung des Ausführungsganges vornehmen und damit das
"Abgehen" des Speichelsteins erleichtern. Bei Speichelsteinen im Bereich der
Ohrspeicheldrüse kommt therapeutisch jedoch in der Regel die
Stoßwellenlithotripsie zur Anwendung. Nur selten ist diese erfolglos, sodass
als letzte Behandlungsmöglichkeit eine Entfernung der gesamten
Ohrspeicheldrüse erforderlich wird.
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