Dokumentation: Qualitätssicherung in der MedizinBücher zum Thema aussuchenBücher zum Thema aussuchen

Die Veröffentlichung hier im Internet erfolgt mit freundlicher Genehmigung durch den Verlag Eckardt, Berlin, der diese Texte auch als Supplement zu "Klinik & Forschung" herausgibt.. H. Eckardt Verlag, Grossgörschenstr. 5, D-10827 Berlin, Germany.

Siehe auch den MedizInfo-Bereich "Qualitätssicherung in der Pflege"

Ist Pflegemanagement mit Qualitätsmanagement identisch?

G.S. Herberger, Dietzenbach

Pflegemanagement und Führungsstil

Pflegemanagement beinhaltet die Führungsaufgaben bezogen auf "Soziale Kompetenz" und "Fachkompetenz" für die im Pflegebereich tätigen Mitarbeiter. Dabei hängt die Durchführung der einzelnen Managementaufgaben vom Menschenbild und Führungsstil der Pflegedienstleitung ab, solange es keine fest geschriebene Unternehmensphilosophie gibt. Herrscht der autoritäre Führungsstil vor, so sind Teamarbeit oder Arbeitsgruppen unerwünscht bzw. auch nicht erforderlich, da der Vorgesetzte allein entscheidet. Alles läuft über seinen Schreibtisch!

Der Wandel im Führungsstil ist gekennzeichnet durch mehr Akzeptanz den individuellen Fähigkeiten des Mitarbeiters gegenüber und dem Bedürfnis der Mitarbeiter nach mehr Verantwortungsübernahme und Mitbestimmung: Es kommt zu einer Annäherung der Personen auf den einzelnen Hierarchiestufen, obgleich die Hierarchie formal noch besteht. Führungsverhalten beeinflußt maßgeblich die Kultur eines Krankenhauses und somit auch die Qualität der Arbeitsergebnisse.

Qualitätsmanagement in der Pflege

Da es zu den wichtigen Aufgaben der Leitenden Pflegekraft gehört, für eine gute Pflegequalität zu sorgen, ist damit zwangsläufig auch das Qualitätsmanagement verbunden. Auch als der Begriff Qualitätsmanagement noch nicht zum Vokabular der Führungsetagen gehörte, war einer guten Pflegedienstleitung daran gelegen, für eine gute Pflegequalität zu sorgen.

Die Strukturqualität hat großen Einfluß auf die Prozeßqualität und umgekehrt. Die zielbewußte Planung in diesen Qualitätsbereichen macht eine klare Analyse der Ergebnisqualität im pflegefachlichen Bereich direkt möglich, im Bereich der Zufriedenheit nur indirekt.

Qualitätsmanagement im Bereich der Prozeßqualität bezieht sich auf die fachlich korrekte Anwendung und Dokumentation des Pflegeprozesses.

Um das gesamte Leistungsspektrum des Pflegebereiches im Krankenhaus schriftlich formuliert zu haben, bieten sich modellbezogene Standard-Pflegepläne in Form von Maximalstandards an. Diese beinhalten alle Pflegequalitätsstufen, so daß man sich in der konkreten Anwendung auf Station Prioritäten setzen kann. Durch eine entsprechende EDV-Unterstützung der Standardpflegepläne wird die Planung, Organisation und Dokumentation wesentlich erleichtert. Die Durchführung der einzelnen Tätigkeiten bleibt von der EDV unbeeinflußt. Die sogenannten Durchführungsstandards sind eine gute Orientierung für die Durchführung der einzelnen Maßnahmen, die Schritte des Pflegeprozesses werden dadurch nicht unterstützt. In den Bereich der Strukturqualität gehören u.a.

  • Formulieren der Pflegephilosophie
  • Entscheidung für ein Pflegemodell
  • Bestimmung der Pflegequalitätsstufe
  • Entscheidung zur Art der Pflegestandards, die formuliert werden sollen.

Sind diese Fragen geklärt, kann man Standardpflegepläne erarbeiten. Sie sind Grundvoraussetzung für die Analyse der Prozeßqualität.

Pflege vor Veränderungen

Die soziale Kompetenz des einzelnen Mitarbeiters ist ein wesentlicher Faktor bei der Durchführung der beschriebenen Maßnahmen. Daher werden partnerschaftliche kommunikative Fähigkeiten immer notwendiger. Dies gilt für die Führungskraft im Hinblick auf Mitarbeiter und Patienten. Vorgesetzte sollen nicht nur Aufgaben verteilen, sondern auch Problemlösungsgespräche und beratende Personalentwicklungsgespräche führen können. Wichtig ist es, den Mitarbeitern Raum zur Selbststeuerung zu ermöglichen. Dafür braucht die Führungskraft Vertrauen in den Mitarbeiter und der Mitarbeiter in die Führungskraft, also ein konstruktives, tragendes Menschenbild.

Dann ist eine bewußte, aktive Gestaltung von Veränderungsprozessen im Sinne einer Weiterentwicklung möglich. Pflege wird immer deutlicher ein Beruf mit fest umrissener sozialer Verantwortung. Daher muß sie auf die Fragen der jeweiligen Aufgabe antworten und im Dialog auf die individuellen Bedingungen, die sie beim Patienten vorfindet, eingehen. Somit kommt der Maßnahme Gespräch eine neue Bedeutung zu. Denn es gilt jede Pflegeaufgabe spezifisch neu zu lösen.

Führen heißt auch, sich neuen Aufgaben zu stellen und die Diskussion als Chance zur Klarheit und Weiterentwicklung zu nutzen. Reflexion mit den Betroffenen ist Voraussetzung für eine gemeinsame Problemlösung und nur vom Mitarbeiter verstandene Problemlösungen garantieren eine Verbesserung der Qualität. Der Mitarbeiter wiederum, der sich akzeptiert fühlt, wird auch Mißstände und Fehlerquellen ansprechen. Dies ist unbedingte Voraussetzung für das Qualitätsmanagement. Denn wenn die Mitarbeiter in den Qualitätszirkeln etc. die Probleme nicht ansprechen, aus welchen Gründen auch immer, ist das Qualitätsmanagement zum Scheitern verurteilt: Qualität kann nicht von oben erprüft werden, sie muß an der Basis erzeugt werden.

Auch das Klima der Patientenversorgung sollte so sein, daß sich der Patient akzeptiert fühlen kann. Denn der Patient, der ein mündiger Patient ist oder werden soll, muß Beratung bezüglich seiner Gesundheit bekommen. Erst dann kann er wirklich entscheiden und die Verantwortung für die Entscheidung übernehmen.

Als Instrument steht dem Pflegepersonal dafür der Pflegeprozeß zur Verfügung mit den Gesprächen, die in den einzelnen Phasen erforderlich sind. Hier steht wieder das Gespräch im Mittelpunkt, ganz besonders bei der aktivierenden Pflege. Qualität und Wirtschaftlichkeit schließen sich nicht aus. Denn gerade gute Qualität ist sehr wirtschaftlich.

Fazit

Gute Pflegequalität zeigt sich in

  • kompetenter Form der Beratung
  • fachlich korrekt durchgeführter Pflege
  • kooperativer interdisziplinärer Zusammenarbeit
  • dem richtigen Einsatz und notwendigen Verbrauch von Sachmitteln
  • vollständiger und klar gegliederter Dokumentation.

Gute Soziale Kompetenz zeigt sich unter anderem in einer selbstverständlich gewordenen Selbstkontrolle und dem Feedback im Team.

Wird der Mensch als ganzes Wesen mit seinen Gedanken, Gefühlen, Zielsetzungen, Handlungen und Erfahrungen gesehen, und nicht nur als ein Etwas, das zu funktionieren hat, ist die beste Voraussetzung für gute Qualität gegeben.

Mit diesem Menschenbild im Bewußtsein ist dann Pflegemanagement und Qualitätsmanagement identisch.

Autorin:

Gabriele S. Herberger, Fa. gsh - ganzheitlich sinnvoll handeln, Postfach 1350, 63113 Dietzenbach


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