Qualitätszirkel im Krankenhaus: Ein Modell

Axel K. Bergbauer Erlangen, 97-04-25
Siemens KWU F Ref QM

Kraftfeldanalyse

1. Was ist eine Kraftfeldanalyse?

Die Kraftfeldanalyse geht auf Arbeiten des Psychologen Kurt Lewin (1890 - 1947)Buch dazu anzeigenBuch dazu anzeigenzurück. Er entwickelte u. a. eine Veränderungstheorie (change theory). Er untersuchte die Auswirkungen von Führungsstilen auf verschiedene Gruppen. Die Ergebnisse sind heute allgemein als Gruppendynamik bekannt.

Die Kraftfeldanalyse bietet sich an, um Veränderungsprozesse einzuleiten bzw. durchzuführen. Im Sinne des Change Managements werden treibende Kräfte, also Kräfte, die die Veränderung unterstützen und die hemmenden Kräfte, also die Rückhaltekräfte, identifiziert. Die Kräfte werden in einem einfachen Kraftfelddiagramm (force field diagram) gegenübergestellt. In einem nächsten Schritt werden die Kräfte entsprechend ihrer Wirkung gewichtet (z. B. Pfeillänge).

Zweckmäßigerweise wird sich auf dem Abbau der wesentlichen Rückhaltekräfte konzentriert. Zur Umsetzung werden dann die üblichen Controlling-Instrumente, wie Maßnahmenblatt, Aktionsplan eingesetzt. Im folgenden Diagramm ist ein Beispiel für eine Kraftfeldanalyse niedergelegt:

Kauf und Installation eines Elektronentomographen

Gewünschter Zielzustand: Besserer Kundennutzen (Preis/Leistung)
als vergleichbare Diagnostikgeräte

+ Treibende Kräfte

Hemmende Kräfte -


Geringere Patientenbelastung


Hohe Investitionskosten


Bessere Diagnosemöglichkeiten


Leere öffentliche Kassen


Reduzierung von Fehldiagnosen


Keine vorliegende Arzt-Erfahrung


Verbesserung der Therapie


Kein ausgebildetes Personal


Kürzere Krankheitszeiten


Fehlende Betriebserfahrung


Geringere Gesamtkosten
(Diagnose, Therapie, Krankengeld)


Neue unausgereifte Technik


Motor des Fortschritts sein


Fehlendes Vertrauen bei Patienten

Hinweis:
Mit der Länge der Pfeile kann die Stärke der Wirkung bzw. Bedeutung der Kräfte dargestellt werden.

Bild 1: Beispiel für eine Kraftfeldanalyse

 

2. Was bewirkt eine Kraftfeldanalyse?

  • Stellt die positiven und negativen Aspekte einer Situation einander gegenüber -> leichter visueller Vergleich
  • Zwingt die Beteiligten, gemeinsam alle Aspekte zu überdenken, wie man eine gewünschte Veränderung verankern kann
  • Ermutigt, hinsichtlich der Priorität von Faktoren auf beiden Seiten der "Bilanz" sich zu einigen
  • Ermutigt zum ehrlichen Nachdenken über die wirklichen Wurzeln eines Problems und dessen Lösung

 

3. Wie macht man es, wie geht man vor?

  • Nehmen Sie ein Flipchart, die Tafel und schreiben als erstes das Thema nieder
  • Dann wird der gewünschte Zielzustand erarbeitet und festgehalten
  • Jetzt zeichnen Sie ein + und tragen als Spaltenbeschriftung "+ treibende Kräfte und hemmende Kräfte – " ein
  • Ermitteln Sie die Kräfte, die den gewünschten Zielzustand unterstützen, ja in ("automatisch") treiben
  • Ermitteln Sie die Kräfte, die eine Annäherung an den gewünschten Zustand behindern. Führen Sie diese auf der rechten Seite auf
  • Versehen Sie die positiven Kräfte mit Prioritäten, z. B. Pfeillänge oder bestimmen Sie die gegenläufigen Kräfte, die die größte Bewegung auf den gewünschten Zustand hin ermöglichen würden, wenn man sie eliminieren könnte

TIP: Wenn Sie ein Ziel für Veränderung gewählt haben, denken Sie daran, daß es die entgegengesetzte Wirkung haben kann, wenn man nur die positiven Faktoren forciert. Oft hilft es mehr, Barrieren abzubauen. Dadurch wird der Flaschenhals für Veränderungen beseitigt und man forciert nicht nur alle guten Gründe für die Veränderung.

 

Ein weiteres Beispiel aus der Praxis:

Verbesserung der Q-Gruppenarbeit

Gewünschter Zielzustand: Q-Gruppen bilden sich autonom als Element
von KVP

+ Treibende Kräfte

Hemmende Kräfte -


Nutzen für Firma


Mangelnde FK-Unterstützung


Nutzen für MA


Fehlende MA-Motivation


Leitung will es


Termindruck (Projekte)


Förderung
Teamarbeit


zu komplexe Themen


mangelnde Anerkennung


Unterstützende Stelle


Themen zu prozeßfern


Teamraum in Erl.


Kosten/Nutzen-Analyse


Hilfe in F-Online


Formularkrieg


Verhinderung QG-Ergebnis
als 3i-Vorschlag

Bild 2: Beispiel 2 für eine Kraftfeldanalyse

Bei den roten Themen sind die Probleme am größten, die Hemmnisse am herausragendsten.

Es gilt, als Folge ein Programm aufzustellen, wie die stärksten "hemmenden" Kräfte beseitigt werden können.

 

4. Verwertung des Ergebnisses

Das Kraftfelddiagramm an sich ist bereits sehr aussagefähig, jedoch muß anschließend ein Aktionsplan aufgestellt werden. Das günstige hierbei ist, zuerst den Schwierigkeitsgrad der Umsetzung in einem Portfolio zu ermitteln. Dann kann ein Aktionsplan das Thema, das angestrebte Ziel, der Verantwortliche, der Termin und die Kosten festgelegt und dargestellt werden.

 

Bei Fragen wenden Sie sich an:
Axel K. Bergbauer, Lettefeld 6, D-91090 Effeltrich,
Tel./Fax +49 (0 91 33) 37 95
E-mail: AXEL.BERGBAUER@t-online.de

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