2055 Kaffee, Kaffee, Kaffee! Was brodelt
in der Tasse?
Schon im letzten Jahrtausend schwörten die Nomaden auf die Früchte des Kaffeebaums:
Aus Afrika, der Urheimat des "schwarzen Golds" verbrachten die Araber
schließlich die Bohnen in die islamische Welt, bis schließlich auch Ende des
17.Jahrhunderts der braune Trunk in den meisten europäischen Tassen sowie in der
Trinkbechern der Neuen Welt blubberte.
Aus Mittel- und Südamerika stammen auch die besten Kaffeesorten, diese wiederum aus
Varianten des arabischen Zucht (Coffea arabica). Kaffee ist nicht gleich Kaffee, die beste
Bohne gibt es tatsächlich, stets in Abhängigkeit von der Bodenqualität. Vom
allerfeinsten ist die Columbiabohne, diese ist in den Gebirgslagen vorzufinden.
Das Gros kommt allerdings aus Brasilien, etwa die Hälfte der Welterzeugung, wobei es
sich jedoch um die afrikanische Variante (Coffea robusta) handelt. Diese Sorte ist
widerstandsfähiger als Arabica, mundet aber auch nicht so vorzüglich, da sie von
minderer Qualität ist und wird deswegen oft zu Pulverkaffee verarbeitet.
Ungenießbar sind die grünen Bohnen im Rohzustand. Wie schon aus der Fernsehwerbung
bekannt, bringt erst die thermische Behandlung in Form des Röstens mit über 200 Grad
Celsius die braunen Bohnen hervor, die auch nach dem Mahlen den unwiderstehlichen Duft
verbreiten: Was nun folgt, kann man schon als rituelle Handlung im Okzident bezeichnen,
als festen Bestandteil im Tagesablauf vieler Kaffeegenießer. Man/frau ist zu Besuch zum
Kaffeekränzchen, entspannt sich zwischendurch vom Streß oder ganz im Gegenteil, powert
sich im dumpfen Alltag munter oder erquickt sich schlichtweg am Sonntagnachmittag mit
einer guten Tasse Kaffee, eine moderne Zusammenkunft, die den ursprünglichen
Gepflogenheiten der Nomaden nahe kommt.
Jedenfalls: Der Kaffee ist fertig! Ein Glück für viele Morgenmuffel, mittlerweile
eine Überlebenstaktik des Homo sapiens: Ohne die anregende Wirkung des Coffeines ist der
Tag für viele bereits gelaufen. Coffein hat eine anregende Wirkung auf Herz und
Kreislauf, erweitert die Blutgefäße und sorgt für "warme" Gedanken...
Viele Kreative wissen die Wirkung des braunen Gesöffs zu schätzen, ungezählte
Kaffeebecheraufschriften und Comics zeugen vom Fanatsieschub der besonderen Art.
Kaffeetrinkern mit bestimmten Herzerkrankungen wird allerdings der Genuß von
entcoffeiniertem Kaffee ans Herz gelegt, dem entweder ein Teil oder das gesamte Coffein
entzogen wurde. Coffeinarmer Kaffee wird meist stärker geröstet in den Handel gebracht,
da mit dem Entfernen des Coffeins eine Teil das Bitterstoffgehalts verlustig geht.
Gerösteter Kaffee wird maschinell oder auch noch manuell verlesen, wobei ungeeignete
Bohnen entfernt werden. Die Haltbarkeit und Bekömmlichkeit ist in den Medien in letzter
Zeit ziemlich unter Beschuß geraten: Normalerweise ist sogenannter Rohkaffee bis zu 1 bis
3 Jahre haltbar, Röstkaffee dagegen 8 bis 10 Wochen, einhergehend mit einem drastischen
Geschmacksabfall. CafÈkenner schwören daher auf frische Ware.
In Schlagzeilen wie "Gift im Kaffee" (Hamburger Morgenpost), oder "Teure
Marken mit Schimmelpilz verseucht"(Plus) wurden die Kaffeefans ziemlich geschockt, so
daß sich schließlich auch der "Spiegel" der Berichterstattung von der
Kaffeefront annahm. Hier konnte der Leser erfahren, daß Ochratoxin (OTA) ganze Lager- und
Kaffeehäuser unsicher macht. Der Schadstoff OTA als unter feuchtwarmen Bedingungen
entstehenden Produkts der Schimmelpize Penicillium und Aspergillus kann die menschliche
Niere schädigen und gilt im Tierversuch als krebserregend.
Seitens des Deutschen Kaffeeverbandes wurde auf die von der WHO provisorisch
tolerierbare wöchentliche Aufnahme von OTA verwiesen, wonach eine Tagesmenge von bis zu
16 Nanogramm pro kg Körpergewicht als unbedenklich gelte.
Dazu der Hauptgeschäftsführer, Frieder Rotzoll, der davon ausgehe, daß der Konsum
von 4 Tassen Kaffe garantiert hochbelasteten Kaffees erst 2% der zuträglichen Menge an
OTA ausmachen würde.
Vielmehr, so eine Mitteilung vom Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz
und Veterinärmedizin (BgVV), könne OTA hauptsächlich in Getreideprodukten nachgewisen
werden (bis zu 50% der täglichen Nhrungsaufnahme), gefolgt von Bier und Kaffee. Doch der
damit einhergehende Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel sei absurd.
Fazit: Ein Zuviel des guten (Kaffees) wird uns also nicht "umbringen" - bis
zu 12 Tassen täglichen Kaffeegenusses gelten als unbedenklich, wie wir aus "sicherer
Quelle" erfahren konnten. Na dann Prost.
Dennoch, manche Menschen vertragen keinen Bohnenkaffee. Aus der Nachkriegszeit
hinlänglich bekannt sind die Ersatzkaffees. Die Ausgangsmaterialien dieses
Schummelmischungen sind vielfältig und weniger exotisch: Hafer, Weizen, Gerste bzw. Malz,
Hirse, Roggen und auch Zuckerrübenschnitzel, Feigen und sogar Eicheln. Die
Verträglichkeit dieser Extrakte ist im allgemeinen gut. Aber der Push des Coffeins bleibt
aus - der gute alte Kaffee im Original bleibt unnachahmlich.
Zuguterletzt noch die Kochecke für Singles - das Kochrezept für eine Tasse Kaffee: 7
Gramm gemahlene Kaffebohnen, entspricht einem knapp gehäuften Eßlöffel und garantiert
keinen "Herztöter". Ein wichtiger Hinweis auf eine Erfindung, die nunmehr 50
Jahre alt wird: Kaffeetrockenpulver bzw. Pulverkaffee löst sich schnell in heißem und
kalten Wasser. Zu beachten ist, daß das lösliche Kaffepulver dreifach konzentriert
vorliegt!
The Trojan Room Coffee Machine:
www.cl.cam.ac.uk/coffee.html
Text: Andreas Frädrich, Redaktionsdienst |