4300 Wenn Du in die Fremde kommst... Veränderung
der Anforderungsprofile für Entwicklungshelfer im Deutschen Entwicklungsdienst (DED)
"Wenn Du in die Fremde kommst, öffne am Anfang Augen und Ohren, aber halte den
Mund!"
Die Gründung des Deutschen Entwicklungsdienstes erfolgte am 24.Juni 1963: Der DED ist
ein nationaler Dienst, getragen von der gesamten Gesellschaft der Bundesrepublik; seine
Arbeit orientiert sich an der selbstbestimmten Zielsetzung seiner einheimischen Partner
und an Lösungsansätzen, die gemeinsam entwickelt werden.
Der DED ist eine gemeinnützige Gesellschaft m.bH. mit zwei Gesellschaftern: Der
Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium für Wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie durch den Arbeitskreis "Lernen und helfen
in Übersee (AKLHÜ), in dem Vertreter privater entwicklungspolitisch engagierter
Organisationen zusammengeschlossen sind. Die Finanzierung erfolgt aus dem Bundeshaushalt,
"Zuwendungsgeber" ist das BMZ.
Eine Mindestvertragszeit von zwei Jahren ist für entsandte Fachkräfte vorgesehen
zuzüglich der Vorbereitungszeit von bis zu drei Monaten in Berlin-Kladow auf dem Gelände
des DED. Im Rahmen des dreimonatigen Intensivprogrammes werden u.a. die Befähigung zur
Verständigung im Gastland trainiert (Interkulturelles und landeskundliches Training),
Fremdsprachenkurse können vorab finanziell gefördert werden. Außerdem werden Seminare
angeboten, z.B. Tropenkurse für medizinisches und paramedizinisches Personal.
Nach den Erfahrungen von über 10.000 ehemaligen Entwicklungshelferinnen und -helfern
ist die DED-Mindestvertragszeit eher knapp, um einer Aufgabenstellung im Gastland gerecht
zu werden. Ein zu langer Aufenthalt dagegen kann im Einzelfall zu anderen Problemen
führen; mit jedem zusätzlichen Jahr im Gastland wächst schließlich auch das Problem
des Sich-Zurecht-Findens nach der Rückkehr in eine immer fremder werdende Heimat. Daher
spielt die Wiedereingliederung in die "alte" neue Arbeitswelt in Deutschland
beim DED eine wichtige Rolle.
Zielsetzung des DED im Gesundheitswesen ist die Verbesserung der medizinischen
Versorgung besonders im ländlichen Raum durch kurative Arbeit mit ambulanter und
stationäre Versorgung in Verbindung mit präventiven Maßnahmen (Ernährungs-, Hygiene-,
Schwangeren-, Mütterberatung und Impfungen) sowie durch Kurse zur Aus- und Fortbildung
und durch praktische Anleitung des Personals.
Im Programmbereich Gesundheit werden Ärztinnen und Ärzte häufig gesucht mit
chirurgischen und/oder geburtshilflichen Erfahrungen oder Public-Health-Kenntnissen,
(Lehr-)Hebammen, Pflegekräfte mit Weiterbildung im öffentlichen Gesundheitswesen
Ebenfalls werden Bereichsärzte für Chirurgie, Gynäkologie, Pädiatrie, MTA,
Apotheker, Unterrichtsschwestern sowie Fachkräfte für Prävention gesucht.
Andere hier nicht aufgeführte Berufsgruppen erkundigen sich bitte direkt für die
Chancen für eine Vermittlung beim DED.
Die Erfahrungen des DED in den letzten Jahren zeigen, daß junge Fachkräfte in
Entwicklungsländern zunehmend verfügbar sind, Berufstätigkeit im Rahmen des
bundesdeutschen Arbeitsmarktes nicht unbedingt Qualifizierung für Entwicklungsmanagement
bedeutet sowie die Qualifikation des Personals in Entwicklungsländern u.a. durch
internationale Fortbildungsmaßnahmen zunehmend ein sehr hohes Niveau erreicht. Außerdem
können Personallücken in der Peripherie häufig durch Programme zur Verbesserung der
Lebensbedingungen des dort tätigen einheimischen Personals relativ rasch geschlossen
werden.
Aus Zielgruppensicht muß sich der DED als ein Fachdienst mit sozialem Engagement
bemühen, im Rahmen des gewandelten Bedarfs, den Partnern die jeweils am besten geignete
Fachkraft zur Verfügung zu stellen. Wenn dieser Aspekt im Vordergrund steht, sind die
wesentlichen Kriterien der Auswahl: Fachliche Kenntnisse, kommunikative Fähigkeiten und
Erfahrung in der Teamarbeit, Beratungs- und Managementkompetenz und gegebenenfalls
Führungsqualitäten, langjährige arbeitsplatzrelevante Berufserfahrungen,
Auslandserfahrung und heimisch sein im Kulturkontext des Gastlandes, Kenntnisse in lokalen
Verkehrssprachen. Da Lebens-, Berufs-, und Auslandserfahrung gefragt sind, sollten die
Fachkräfte nicht zu jung sein.
Der Bedarf an ausländischem Fachpersonal bezieht sich daher in Entwicklungsländern
immer weniger auf Tätigkeiten direkt mit der Zielgruppe. Benötigt werden vielmehr
ausländische Fachkräfte, die Methoden- und Spezialkenntnisse vermitteln können, die
gelernt haben zu beraten und zu begleiten, die ihr Wissen in andere Arbeitszusammenhänge
übertragen können, die in der Lage sind, alteingefahrene Organisations- und
Arbeitsstrukturen zu hinterfragen. Viele Entwicklungsländer befinden sich in einer
vergleichbaren Situation wie der Autohersteller Porsche. Vor einigen Jahren forderte
dieses Unternehmen zur dringend notwendigen Umstrukturierung des Betriebes als Berater
hochqualifizierte japanische "Entwicklungshelfer" an. Ein Bedarf an
lückenfüllenden "Gastarbeitern" bestand nicht.
Als Voraussetzungen zur Mitarbeit beim DED gelten also mehrjährige Berufserfahrung,
soziales Engagement sowie bereits erworbene fachliche Zusatzqualifikationen. Das
Durchschnittalter liegt aufgrund der notwendigen Qualifikationen und Erfahrungen bei 38
Jahren; eine Altersgrenze nach oben gibt es nicht. Die deutsche Staaatsangehörigkeit ist
Voraussetzung oder Zugehörigkeit zur EG oder der Schweiz. Auch sollten aktive Kenntnisse
in mindestens einer europäischen Verkehrssprache vorliegen. Der beste Bewerbungstermin: 6
Monate vor Verfügbarkeit für den Entwicklungsdienst; bestehende finanzielle
Verpflichtungen sollten vor der Bewerbung geklärt werden.
Der Familienstand hat Einfluß auf die Vermittelbarkeit, dies gilt insbesondere für
Ehepaare mit Kindern: Auch wenn beide Partner qualifiziert sind, gibt es es fast immer nur
einen Entwicklungshelfer-Dienstvertrag.
Finanzielle Leistungen, Sachabgeltungen und immaterielle Aufwendungen machen den DED
auch für sogenannte Besserverdiende interessant - es gelten für alle
Entwicklungshelferinnen und Entwicklungshelfer gleiche Leistungen. Die unterschiedliche
Höhe von Unterhaltsgeldern erklärt sich durch die Kaufkraftanpassung für die jweiligen
Gastländer; außerdem wird eine Wiedereingliederungsbeihilfe als steuerfreies Startgeld
nach der Rückkehr gewährt.
Empfohlen wird insbesondere die "Referentenliste"; unter diesem Stichwort
werden Adressen von "Ehemaligen" veröffentlicht, die bereit sind, über ihre
Erfahrungen in ihrem Gastland zu berichten.
Eine formlose Bewerbung ist an den DED mit ausführlichen Angaben zum beruflichen
Werdegang und zur Berufspraxis, zu Alter, Familiensatnd und Staatsangehörigkeit, zu
erworbenen Zusatzqualifikationen und vorhandenen Sprachkennntissen zu richten.
Vollständige Zeugnisunterlagen und das Vorliegen der benötigten Referenzen sind die
Voraussetzungen für eine Einladung zuim Auswahltag nach Berlin. Für die Einschätzung
der persönlichen Eignung ist Offenheit bei scheinbaren Schwächen wichtiger, als ein
starker erster Auftritt. Übrigens: Der DED unterstützt auch Anträge durch ein
entsprechende Begleitschreiben gegenüber Privatunternehmen. Beamte oder Angestellte des
öffentlichen Dienstes können zur Ausübung der Entwicklungshilfe beurlaubt werden.
Anfragen und Bewerberberatung Gesundheitswesen: Frau Brüssow, Tel. 0049-30-36881-252
Weitergehende Informationen:
"Going International", Österreichische Ärztekammer, Auslandsbüro,
Tel.0043-1-51501
"Bericht Workshop Oktober 1997", Auslandsbüro der Ärztekammer, Flottenstr.
22, 13407 Berlin, Tel. 0049-30408060
Bücher zum Thema aussuchen
Literaturempfehlungen:
"Helfen in der Dorfgemeinschaft" von Helmut Körngen; Analphabeten als
Dorfgesundheitshelfer im burkinischen Sahel: am Beispiel Burkina Faso wird dargestellt,
daß auch bei einer Analphabetenrate von über 80% die ländliche Bevölkerung nicht von
der aktiven Teilnahme an der Gesundheitsversorgung ausgeschlossen bleiben muß. Mit Hilfe
eines Dokumentatiopnsystems, das auf Bild- und Farbsymbolen beruht, können lese- und
schreibunkundige Dorfgesundheitshelfer effektiv versorgen, die Kranken erfolgreich
betreuen und die Ergebnisse ihrer Arbeit festhalten. Körngen untersucht die Wirksamkeit
und Praktizierbarkeit dieses nichtschriftlichen Dokumentationssystems und zeigt
Perspektiven für die Selbsthilfe auf; Dietrich Reimer Verlag 1990 Berlin, ISBN
3-496-00474-6
"Krankheiten der Armut" von Sabine JoÛ; Perspektiven der Gesundheitsplanung
in Afrika: anhand einer Fülle von Graphiken und Zahlenmaterial aus mehreren Ländern der
Dritten Welt zeigt die Autorin, daß es nicht den medizinischen Errungenschaften, sondern
der Hebung des Leistungsstandards zu verdanken ist, daß sich in den vergangenen 100
Jahren die durchschnittliche Lebenserwartung in Europa verdoppelte,. Da vermutlich die
Erhöhung der Lebenserwartung in Afrika nach gleichen Mustern ablaufen wird, schadet der
Import hochtechnisierter Medizin den Entwicklungsländern mehr, als er nützt; Dietrich
Reimer Verlag Berlin 1990, ISBN 3-496-00475-4
Text: Redaktionsdienst www.gesundheit-online.de
Mit freundlicher Unterstützung und aktuellen Textauszügen von Helmut Jäger,
Deutscher Entwicklungsdienst(DED), Fachreferat Gesundheit
Deutscher Entwicklungsdienst Gemeinnützige GmbH
Kladower Damm 299, 14089 Berlin
Postfach 220035, 14061 Berlin
Telefon 0049-30-36881-0
Fax 0049-36881-271
Bild 4300a: Regional Drug Control Labaratory in Harare/ Simbabwe (Foto: Robert Binson,
DED)
Bild 4003b: Informationsvortrag zur täglichen Hygiene vor einer Impfaktion für
Kleinkinder in Benin (Foto: Uwe Rau, DED)
Bild 4300c: Frauen im Landeskrankenhaus Nyanyadzi/ Simbabwe (Foto: Ursula Weise, DED)
Bild 4300d: Im Wartezimmer des Landeskrankenhauses Nyanyadzi/ Simbabwe (Foto: Ursula
Weise, DED)
Bild 4300e: Krankenschwester beim Blutdruckmessen im Landeskrankenhaus Nyanyadzi/
Simbamwe (Foto: Ursula Weise, DED)
Bild 4300f: Untersuchung im Landeskrankenhaus Nyanyadzi/ Simbabwe (Foto: Ursula Weise,
DED)
Bild 4300g: Kinder im Mutambara-Hospital in Simbabwe (Foto: Ursula Weise, DED)
Bild 4300h: Gewichtskontrolle von Kleinkindern auf einer Gesundheitsstation in Benin
(Foto: Uwe Rau, DED)
Bild 4300i: Teilansicht des Provinzkrankenhauses CovÈ, das im Rahmen des
Krankenhausbauprogramms in Benin entwickelt wurde (Foto: Uwe Rau, DED)
Bild 4300j: Krankenhaus in CovÈ/ Benin (Foto: Uwe Rau, DED)
Bild 4300k: Impfaktion in einer dörflichen Gesundheitsstation in Benin (Foto: Uwe Rau,
DED)
Bild 4300l: Diskussion zwischen Dorfbewohnern und DED-Helfern über den finanziellen
Beitrag, den die Dorfbewohner zum Bau eines Brunnens und eines Gesundheitspostens in ihrem
Dorf in Benin beisteuern müssen (Foto: Uwe Rau, DED)
Bild 4300m: Arzt bei der Untersuchung im Krankenhaus Nyanyadzi/ Simbabwe (Foto: Ursula
Weise, DED)
Bild 4300n: Arzt bei der Untersuchung im Mutambara Hospital/ Simbabwe (Foto: Ursula
Weise, DED) |