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Struma / Kropf

 
Inhaltsübersicht:
Formen
Jodmangel
Symptome
Diagnostik
Therapie

Formen

Das Symptom "Kropf" kann verschiedene Ursachen haben

Eine Struma oder Kropf ist eine Vergrößerung der Schilddrüse. Mit diesem Namen ist aber nur das Symptom bezeichnet. Die Ursache, warum eine Struma entsteht und welche Fehlfunktion der Schilddrüse dafür verantwortlich ist, ist damit nicht gemeint. Darüber muss eine genaue Untersuchung Aufschluss geben. Es gibt grundsätzlich drei verschiedene Formen von Struma:
  • Hyperthyrote Strumen sind Strumen, die sich bei einer Überfunktion der Schilddrüse bilden.
  • Hypothyrote Strumen bilden sich aufgrund einer Unterfunktion der Schilddrüse.
  • Eurhyreote Strumen entstehen bei einer normal funktionierenden Schilddrüse.

 

Verschiedene Substanzen können Strumabildung auslösen

Einer Struma kann eine benigne (gutartige) oder eine maligne (bösarige) Erkrankung zugrunde liegen. Das ist aber eher selten. Bestimmte Medikamente können ebenfalls eine Struma hervorrufen. In einigen Ländern sind auch natürliche Substanzen in der Nahrung für die Bildung einer Struma mit verantwortlich.

 

Jodmangel ist die häufigste Ursache für Struma

Am häufigsten ist die Ursache für ein Struma der Mangel an Jod in der Nahrung. Ein Struma durch Jodmangel entsteht, weil die Schilddrüse versucht, diesen Mangel auszugleichen. Jod ist Voraussetzung für die ausreichende Bildung der Schilddrüsenhormone, die im gesamten Organismus gebraucht werden. Ist zuwenig Jod vorhanden, so reagiert die Schilddrüse, indem sie wächst. So bilden sich mehr und größere Drüsenzellen, die  vermehrt Hormone produzieren sollen.

 

In der Schilddrüse können verschiedene Bereiche wachsen

Insgesamt können sich bei einer Schilddrüsenvergrößerung folgende Faktoren verändern:
  • Zunahme der Anzahl der Schilddrüsenzellen
  • Größenzunahme der einzelnen Schilddrüsenzellen
  • Vermehrung des Follikelinhaltes
  • Zunahme des Bindegewebes
  • Gesteigerte Durchblutung, Zunahme der Blutgefäße

 

20 Prozent der Bevölkerung sind betroffen

In Deutschland tritt bei 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung eine Vergrößerung der Schilddrüse aufgrund von Jodmangel auf. Frauen sind davon fünf mal häufiger betroffen, als Männer. Meistens entwickelt sich eine Struma zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr.

 

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Jodmangel

Das Schmelzwasser aus den Gletschern der Eiszeit hat das Jod aus der Erde gewaschen

Weltweit leben ca. 1 Milliarde Menschen unter Jodmangelbedingungen. Über 200 Millionen haben eine klinisch bedeutsame Struma. Jod ist eine Substanz, die sich in der Erde befindet. In den Jodmangelgebieten ist Jod am Ende der Eiszeit durch abschmelzendes Gletscherwasser auswaschen worden und verloren gegangen. Das jodarme Trinkwasser spiegelt den Jodmangel des Bodens wieder. Nahrungsmittel, die auf diesem Boden wachsen, können deshalb viel weniger Jod aus der Erde aufnehmen. Sie sind  jodarm. Die Weltmeere hingegen sind jodreich. Deshalb findet man in Küstenregionen auch eine bessere Jodversorgung der Menschen. Die Bundesrepublik Deutschland ist eines der jodärmsten Länder der Erde.

 

Täglich sollte man bis zu 300 µg Jod zu sich nehmen

Die tägliche Jodzufuhr sollte bei mindestens 150 µg bis zu 300 µg liegen. In Deutschland ist das durch die Nahrungsmittel nicht gewährleistet. Daher wird vielfach Jodsalz bei der Herstellung von Nahrungsmitteln verwendet. Auch beim Kochen zu Hause sollten Sie Jodsalz verwenden.

 

Eine Struma muss nicht immer auf Jodmangel zurückzuführen sein

Ein Jodmangel macht sich besonders in den Lebensphasen der Pubertät, Schwangerschaft und Stillzeit bemerkbar. Deshalb manifestiert sich ein Kropf gerade zu diesen Zeiten. Aber nicht alle Menschen, die in einem Jodmangelgebiet leben, bekommen einen Kropf. Verschiedene Umweltbedingungen und individuelle Faktoren begünstigen die Kropfbildung.

 

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Symptome

Nur bei einer großen Struma haben die Betroffenen Beschwerden durch den Druck auf Luftröhre und Blutgefäße

Eine Struma, die aufgrund eines Jodmangels auftritt, verursacht keine Beschwerden, weil die Schilddrüse normal funktioniert. Meistens fühlen sich die Betroffenen nur durch das veränderte Aussehen gestört und gehen deshalb zum Arzt. Bei größeren Strumen können, durch den Druck auf die Luft- und Speiseröhre, den die vergrößerte Schilddrüse bewirkt, Beschwerden auftreten. Dazu gehören:
  • Druck- und Kloßgefühl
  • Schluckbeschwerden,
  • Luftnot bei Belastung
  • Luftnot bei bestimmten Kopfhaltungen

 

Ein "Kropfherz" bildet sich erst bei einer großen Struma

Dehnt sich der Kropf hinter das Brustbein aus, verlagert und verengt sich die Luftröhre. Dann leiden die Betroffenen an Atemnot und oft ist auch ein pfeifendes Atemgeräusch zu hören. Durch die ständige Belastung der Atmung und den Druck auf die Blutgefäße wird das rechte Herz belastet. Es bildet sich ein sogenanntes Kropfherz. Die Irritation des Nervus recurrens ruft Heiserkeit hervor.

 

Kalte und heiße Knoten können entstehen

In der Schilddrüse können sich außerdem auffällige Gewebebezirke bilden, die als Knoten bezeichnet werden. Knoten entstehen, weil nicht das gesamte Gewebe der Schilddrüse auf die veränderten Wachstumsimpulse gleich reagiert. Manche Zellbezirke wachsen stärker als andere und schließen sich zu Verbänden zusammen. Die sogenannten kalten Knoten sind Zellbezirke, die radioaktive Substanzen nur vermindert speichern. Die heißen Knoten dagegen speichern vermehrt radioaktive Substanzen und heben sich deshalb vom umgebenden Gewebe ab. Das macht sich in einem Szintigramm bemerkbar, bei dem diese Substanzen zur Darstellung des Schilddrüsengewebes gespritzt werden. Kalte Knoten zeichnen sich hell ab, heiße Knoten dunkel.

 

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Diagnostik

Tastuntersuchung und Messung des Halsumfanges

Eine Struma wird nach den Kriterien Größe, Beschaffenheit, Verschiebbarkeit, den lokalen Komplikationen wie Heiserkeit, Luftröhrenverlagerung etc., Druckschmerz und Lymphknoten beurteilt. Um das klinische Bild zu ergänzen wird der Halsumfang in drei Etagen gemessen.

 

Stadieneinteilung nach WHO

Die WHO hat eine Stadieneinteilung für Struma vorgegeben:
  • 0 = keine Struma
  • I = tastbare Struma
  • Ia = bei normaler Kopfhaltung nicht tastbar oder kleiner Strumaknoten bei ansonsten normaler Größe der Schilddrüse
  • Ib = tastbare Struma, die bei zurückgebeugtem Hals auch sichtbar ist
  • II = bei normaler Kopfhaltung sichtbare Struma
  • III = sehr große, aus der Entfernung sichtbare Struma

 

TSH- Bestimmung

Labortechnisch wird eine TSH-Bestimmung durchgeführt, um festzustellen, ob die Schilddrüse normal arbeitet. Weicht der TSH-Wert von den Normalwerten ab, wird überprüft, ob es sich um eine Hyperthyreose oder Hypothyreose handelt.

 

Ultraschall

Ebenso zur Basisdiagnostik gehört die Sonographie (Ultraschall), mit der das Volumen der Schilddrüsenlappen erfasst werden kann. Werden Knoten gefunden, so wird mit Hilfe eines Szintigramms abgeklärt, ob es sich um kalte oder heiße Knoten handelt.

 

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Therapie

 

Zur Therapie einer Struma stehen drei Möglichkeiten zur Verfügung:
  • Medikamentöse Therapie
  • Operation
  • Radiojodtherapie

 

Verkleinerung der Schilddrüse

Bei der medikamentösen Therapie wird die Verkleinerung des Schilddrüsenvolumens angestrebt. Das Therapieziel kann erreicht werden durch:
  • Monotherapie mit Levothyroxin oder
  • eine Monotherapie mit Jod sowie
  • eine Kombinationstherapie mit diesen beiden Substanzen.

 

Levothyroxin senkt den TSH-Spiegel

Bei der Therapie mit Levothyroxin will man durch die Absenkung des TSH-Spiegels einen Gewebeschwund erreichen. In den letzten Jahren hat sich die Stellung dieser Therapie gewandelt, denn sie greift nicht die Ursache an. TSH ist nicht der entscheidende Wachstumsfaktor. Die Reduktion des Volumens beruht auf der Rückbildung der Zellvergrößerung und der Minderdurchblutung. Die Größenzunahme der Schilddrüse durch eine Vermehrung der Zellen wird nicht beeinflusst. Der Jodmangel wird durch Levothyroxin nicht beseitigt und die Schilddrüse verarmt weiter an Jod.

 

Die Jodersatztherapie packt das Übel an der Wurzel

Die Jodtherapie wirkt kausal, das bedeutet, sie beseitig den Grund für das Schilddrüsenwachstum. Durch die Jodgabe normalisiert sich der Jodgehalt der Schilddrüse und das Wachstum in Bezug auf die Vermehrung der Zellen wird gehemmt. Auch die Größenzunahme einzelner Zellen wird durch das Jod positiv beeinflusst.

 

Häufig werden beide Methoden gleichzeitig angewandt

Eine Kombination dieser beiden Therapien ist sinnvoll, weil sie sich ergänzen. Einerseits ist eine ausreichende Jodaufnahme gewährleistet und zum anderen werden jodbedingte Zellnekrosen durch die Gabe von Levothyroxin verhindert. Meistens führen innerhalb von 6-12 Monaten alle drei Therapiemöglichkeiten zu einer Volumenverkleinerung der Schilddrüse. Die Monotherapie mit Jod oder die Kombinationstherapie sind die Verfahren der ersten Wahl.

 

Die Therapie kann bis zu drei Jahren dauern

Während der Therapie, die zwischen einem und drei Jahren andauern kann, wird laufend eine sonographische Kontrolle durchgeführt. Nach der Therapie folgt eine Prophylaxe mit Jodgabe. Diese Prophylaxe sollte solange fortgeführt werden bis eine ausreichende Jodversorgung gewährleistet ist.

 

Operationen können notwendig sein

Die Operation kommt zum Zuge, wenn die konservative medikamentöse Therapie ohne Erfolg geblieben ist oder keinen Erfolg verspricht oder die Radiojodtherapie nicht greift. Hauptsächlich werden große Strumen mit mechanischen Komplikationen oder geschwulstverdächtigem Befund operativ behandelt. Des weiteren werden sogenannte kalte Knoten, die ein Hinweis auf einen bösartigen Tumor sein können, entfernt. Bei einer Operation kann es als Komplikation zu einer Lähmung des N. recurrens kommen, die bei einseitiger Lähmung Heiserkeit hervorruft. Bei beidseitiger Lähmung entstehen erhebliche Atemprobleme.

 

 

Die Radiojodtherapie wird bei Betroffenen angewandt, die einen operativen Eingriff ablehnen oder bei denen das Operationsrisiko zu groß ist. Auch bei einem Rückfall kommt die Radiojodtherapie zum Einsatz. Es ist zwar keine Altersbegrenzung vorgegeben, aber aufgrund der Strahlenbelastung wird dieses Verfahren bei jungen Patienten zurückhaltend eingesetzt.

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