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Anatomie und Physiologie von Schilddrüse
und Nebenschilddrüsen
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Aufbau der Schilddrüse
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Die Schilddrüse ist
wohl die "bekannteste" Hormondrüse. Störungen ihrer Funktion sind recht
häufig. Deshalb ist das Wissen um die Funktion und Wirkungsweise dieser endokrinen Drüse
sehr wichtig. Die Schilddrüse ist wie ein
"H" geformt und liegt vor der Luftröhre. Der rechte und linke Lappen wölbt
sich um Schildknorpel und Ringknorpel des Kehlkopfes. Das mittlere Verbindungsstück, das
auch Isthmus genannt wird, hält beide Hälften zusammen.
Die Lappen haben eine Länge von ca. 3 bis 5 cm. Bei
Frauen beträgt das Gewicht der Schilddrüse etwa 18g und bei Männern 25g. Die hier
beschriebene Form und insbesondere die Größe sind die "Norm". Sie können im
Einzelfall sehr unterschiedlich sein, ohne dass ein krankhafter Befund vorliegt. Manchmal
kommt es z. B. sogar zu einer Auswölbung eines Lappens bis in den Bereich des Mundbodens.
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Die
Follikelepithelzellen produzieren die Schilddrüsenhormone
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Unter
dem Mikroskop kann man die Feinstruktur der Schilddrüse erkennen. Sie ist aus kleinen
Drüsenläppchen aufgebaut, den Lobuli. Im Inneren der Lobuli kann man sehr viele kleine
Bläschen erkennen, die Follikel. Sie sind meistens kreisrund und nur 0,1 bis 1 mm groß.
Die Wand der Follikel besteht aus Follikelepithelzellen, die die Hormone Tyroxin (T4)
und Trijodthyronin (T3) herstellen. Die Follikelepithelzellen schütten die Hormone
in das Innere der Follikel aus. Dort werden sie in kleinen Tröpfchen, dem Kolloid,
gespeichert. So sind die Follikel nichts anderes als Speichertanks für die
Schilddrüsenhormone. |
In
den C-Zellen wird das Hormon Kalzitonin gebildet
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Zwischen den Follikelzellen liegen vereinzelte C-Zellen. In den
C-Zellen wird das Hormon Kalzitonin gebildet. Kalzitonin ist
an der Regulation des Kalziumstoffwechsels beteiligt und ist der "Gegenspieler"
des Parathormon, das in den Nebenschilddrüsen hergestellt
wird.
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Wirkung der Schilddrüsenhormone
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T4
und T3 unterscheiden sich durch die Anzahl der Jodatome
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Die
Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Tyroxin) werden gebildet, indem an die
Aminosäure Tyrosin Jod angelagert wird. An T3 lagern sich drei
Jodatome an, an T4 vier Jodatome. T4 ist weniger wirksam, als T3. Dafür wird aber sehr
viel mehr T4 gebildet. Die Schilddrüse produziert täglich ca. 80 bis 100 µg
Hormon T4, vom Hormon T3 aber nur etwa 3 bis 10 µg zuzüglich 1 µg
Reserve-T3. Die Konzentration von T4 im Blut ist ungefähr 10 mal höher, als die von T3.
Das Verhältnis von T4 zu T3 wird vom Jodangebot bestimmt. Tritt ein Jodmangel ein, ändert sich das
Verhältnis zugunsten von T3. Im Blut sind T3 und T4 an ein Trägerprotein, einen Carrier, gebunden. In diesem Zustand ist es inaktiv und
geschützt. Erst, wenn Bedarf besteht, wird das T4 aktiviert, indem ein Jodatom
abgespalten wird. Das dann entstandene T3 ist hundertfach aktiver, als das freie T4.
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Die
Beschleunigung des Stoffwechsels wirkt sich im gesamten Organismus aus
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Seine
Wirkung entfaltet T3 nach der Aufnahme in die Zielzellen durch Bindung an Rezeptoren des
Zellkerns. T3 ist in der Lage, in fundamentale Stoffwechselprozesse einzugreifen und wirkt
aktivierend.
- Es fördert die Wärmeentwicklung,
- erhöht den Sauerstoffverbrauch,
- beschleunigt die Kohlenhydrataufnahme,
- steigert die Neubildung von Glukose sowie die Mobilisation
des Leberglykogens (Glykogen = Speicherform von
Kohlenhydraten),
- aktiviert die Freisetzung körpereigener Fettbestände,
- beschleunigt den Cholesterinaufbau und -abbau,
- fördert die Proteinsynthese,
- beeinflusst den Wasserhaushalt und den Knochenstoffwechsel.
- Unentbehrlich sind Schilddrüsenhormone für die
Wachstums- und Reifungsprozesse des Skeletts sowie für die Gehirnentwicklung.
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Regelkreis der Schilddrüsenhormone
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Die Ausschüttung der Hormone der Schilddrüse wird über einen
Regelkreis gesteuert. Der Hypothalamus schüttet
das TRH (Thyreotropin-Releasinghormon) aus. TRH regt die Hypophyse zur Ausschüttung
von TSH (Thyroidea stimulierendes Hormon) an. Das TSH der Hypophyse bewirkt eine
verstärkte Bildung der Schilddrüsenhormone T3 und T4. Die Schilddrüsenhormone gelangen
über die Blutbahn an die Zielzellen und entfalten dort ihre Wirkung. Über die Blutbahn
gelangen die Hormone auch in den Bereich von Hypothalamus und Hypophyse. Diese können mit
speziellen Rezeptoren den T3 und T4 Blutspiegel wahrnehmen. Je nach Lage wird dann die
Bildung von TRH und TSH gehemmt oder angeregt.
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Jod
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Jod ist ein essentielles Spurenelement und
muss mit der
Nahrung zugeführt werden
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Ein wichtiger Baustein für die Produktion der Hormone T3 und T4
ist das essentielle Spurenelement Jod. Jod wird heute vielfach als Iod bezeichnet. Der
tägliche Jodbedarf eines Menschen liegt bei mindestens 70 µg, wobei die WHO als
optimale Zufuhr 150 bis 300 µg pro Tag empfiehlt. Rechnet man diese Werte hoch, so
braucht ein Mensch in seinem Leben nur etwa 5g Jod. Die Schilddrüse hat bei ausreichender
Jodversorgung einen Jodgehalt von 5 bis15 µg. Das entspricht einer Reserve für
ca. drei Monate. Das Hormon T3 besteht zu 58 Prozent der Molekülmasse aus Jod und bei T4
entfallen 65 Prozent der Molekülmasse auf Jod. |
Jod wird wieder ausgeschieden
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Das Jod bleibt nicht im Körper Es wird zu ungefähr 80 Prozent
mit dem Harn über die Niere und zu ca. 20 Prozent mit dem Stuhl über den Darm wieder
ausgeschieden. Während der Stillzeit werden 40 bis 50 Prozent über die Muttermilch
abgegeben. |
Jodmangel ist weltweit verbreitet. Deutschland ist eines
der jodärmsten Länder der Erde
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Weltweit leben ca. 1 Milliarde Menschen unter
Jodmangelbedingungen. Jod ist eine Substanz, die sich in der Erde befindet. In den
Jodmangelgebieten ist Jod am Ende der Eiszeit durch abschmelzendes Gletscherwasser
auswaschen worden und verloren gegangen. Das jodarme Trinkwasser spiegelt den Jodmangel des
Bodens wieder. Nahrungsmittel, die auf diesem Boden wachsen, können deshalb viel weniger
Jod aus der Erde aufnehmen. Sie sind jodarm. Die Weltmeere hingegen sind jodreich.
Deshalb findet man in Küstenregionen auch eine bessere Jodversorgung der Menschen. Die
Bundesrepublik Deutschland ist eines der jodärmsten Länder der Erde. |
Prophylaxe: Zum Kochen Jodsalz verwenden
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In Deutschland
ist eine ausreichende Aufnahme von Jod durch
Nahrungsmittel nicht gewährleistet. Daher wird vielfach Jodsalz bei der Herstellung von
Nahrungsmitteln verwendet. Auch beim Kochen zu Hause sollten Sie Jodsalz verwenden.
Der Tagesbedarf wird durch 7,5 g jodiertes Kochsalz gedeckt.
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Nebenschilddrüsen und Parathormon
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Die
Nebenschilddrüsen oder Glandulae parathyroideae sind nur körnchengroß. Sie werden auch
oft als Epithelkörperchen bezeichnet. Die meisten Menschen haben vier Nebenschilddrüsen,
zwei obere und zwei untere. Sie liegen an der Rückseite der Schilddrüse außerhalb der
Organkapsel. Lage und Zahl können aber auch unterschiedlich sein. Die Nebenschilddrüsen produzieren das Hormon Parathormon. Das
Parathormon und sein Gegenspieler, das Kalzitonin aus den C-Zellen der Schilddrüse,
regulieren den Kalziumhaushalt des Körpers. Wie dieser Regulationsmechanismus
funktioniert, können Sie der Grafik entnehmen.
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