HNO - Heilkunde

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Phoniatrie - Störungen von Stimme, Schlucken, Sprechen und Sprache

Aphasie

Teilweise oder vollständiger Sprachverlust

Unter einer Aphasie versteht man einen Sprachverlust, der entweder teilweise oder vollständig ist und nach Abschluss der Sprachentwicklung eintritt. Dies betrifft folgende Bereiche der gesprochenen und geschriebenen Sprache:

  • Sprachbildung (das Sprechen oder Schreiben an sich)
  • Spracherinnerung (Speicherung von Begriffen im Gedächtnis)
  • Sprachverständnis (Verstehen des Gesagten oder Gelesenen)

Die Ausprägung von Störungen dieser verschiedenen Bereiche beim einzelnen Patienten ist anhand des sogenannten Aachener Aphasietests (AAT) möglich.

 

Häufigkeit

Eine Aphasie tritt mit einer Häufigkeit von ungefähr 60 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr auf (absolut: ungefähr 25.000 Neuerkrankungen pro Jahr), wobei die Tendenz steigend ist. Derzeit sind in Deutschland etwa 85.000 bis 100.000 Patienten von einer Aphasie betroffen.

 

Risikofaktoren

Folgende Erkrankungen können zur Entstehung einer Aphasie beitragen:

 

Schlaganfall ist die häufigste Ursache für eine Aphasie

Alle diese Erkrankungen erhöhen das Risiko für einen Schlaganfall, der wiederum für mehr als 80 Prozent aller Aphasien verantwortlich ist. Von diesen Aphasien, die einen Schlaganfall als Ursache haben, sind wiederum mehr als 90 Prozent auf einen Schlaganfall durch den Verschluss eines Blutgefäßes und weniger als 10 Prozent auf einen Schlaganfall in Form einer Hirnblutung zurückzuführen. Eine Aphasie kann jedoch auch durch andere Ursachen bedingt sein, und zwar:

 

Aphasie wird - je nach Ausprägung - in Unterformen eingeteilt

Anhand der Ausprägung der Aphasie ist eine Einteilung in verschiedene Unterformen möglich:

  • globale (allumfassende) Aphasie (häufigste Form unter denjenigen Aphasien, die auf einen Schlaganfall zurückzuführen sind): schwere Beeinträchtigung des Sprechens und des Schreibens sowie des Sprachverständnisses
  • Wernicke-Aphasie: ausgeprägte Störung des Sprachverständnisses bei ungestörter Sprachbildung, wobei das Gesprochene zwar flüssig, aber ohne Sinn ist (das Wernicke-Areal ist diejenige Gehirnregion, in der das Verständnis von Gehörtem oder Gelesenem erfolgt)
  • amnestische Aphasie (Form der Aphasie, die insbesondere bei Gehirntumoren, Eiteransammlungen im Schläfenlappen des Gehirns bei Gehirninfektionen und Abbau von Gehirnsubstanz vorkommt): Störung der Worterinnerung, sodass Wortfindungsstörungen bestehen, die der Patient ausgleicht, in dem er Begriffe umschreibt, beispielsweise "wo man sich draufsetzen kann" statt "Stuhl"
  • Broca-Aphasie: deutlich erhöhte Anstrengung beim Sprechen sowie schlechte Aussprache, unmelodische Sprache, Dysgrammatismus und Sprachverständnisschwierigkeiten

 

Herstellung der Fähigkeit zur Kommunikation

Die Therapie der Aphasie hat zum Ziel, die Kommunikationsfähigkeit zumindest so weit wiederherzustellen, dass der betroffene Patient seinen Alltag gut bewältigen kann. Im Idealfall ist eine Rückkehr in das Berufsleben möglich. Neben der Behandlung der Grunderkrankung, welche die Ursache für die Aphasie ist, wird die Aphasie an sich therapiert, wobei man verschiedene Behandlungsphasen unterscheidet.

 

Aktivierungsphase

Die Aktivierungsphase während der ersten 6 Wochen nach Beginn der Aphasie beinhaltet eine allgemeine Anregung der sprachlichen Fähigkeiten des Patienten über Reize und Aufgaben wie Sehen, Hören, Lesen und Schreiben. Dabei lassen sich automatisierte sprachliche Leistungen (beispielsweise Zählen oder das Aufsagen der Wochentage oder der Monate) nutzen, um andere sprachliche Fähigkeiten anzuregen.

 

Übungsphase

An die Aktivierungsphase schließt sich die Übungsphase an. Diese zielt vor allem auf die Behandlung des am stärksten beeinträchtigten sprachlichen Bereiches ab. Dabei dienen intakte sprachliche Fähigkeiten als Basis für weitere Therapieransätze. Diese bestehen beispielsweise in der Vermittlung von sprachlichen Gesetzmäßigkeiten (unter anderem Aufbau eines Satzes aus Subjekt, Prädikat und Objekt) und dem Einüben sprachlicher Muster. Auch das Ausgleichen von Störungen wird trainiert (beispielsweise Umschreiben von Begriffen, die der Patient nicht in seinen Wortschatz integrieren kann).

 

Konsolidierungsphase

Die Therapie endet mit der Konsolidierungsphase, in der das Erlernte verfestigt wird. Dabei werden die erlernten sprachlichen Fähigkeiten in den Alltag integriert, und es wird geübt, Kontakt mit der Umwelt aufzunehmen (beispielsweise Einkaufen gehen und dabei an der Käsetheke seine Wünsche nennen).

 

Prognose

Der Therapieerfolg hängt unter anderem von folgenden Faktoren ab:

  • Ausprägung der Aphasie
  • Größe und Lokalisation der geschädigten Gehirnregion
  • gleichzeitig bestehende andere Erkrankungen wie Diabetes, Arterienerkrankungen oder Nierenkrankheiten
  • Alter (bessere Erfolgsaussichten bei jüngeren Patienten)
  • Zeitraum zwischen Beginn der Erkrankung und Einsetzen der Therapie (bessere Erfolgsaussichten bei raschem Therapiebeginn)
  • Intelligenz des Patienten

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