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Neuraminidasehemmer
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Neuraminidase ist ein wichtiges Enzym auf der Oberfläche des Virus
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Neuraminidase heißt ein Oberflächenenzym des Influenzavirus. Es hat die
Fähigkeit, den schützenden Schleim der Schleimhautzelle zu durchdringen. So kann das
Virus direkt an die Schleimhautzellen. Bei der Freisetzung von neugebildeten Viren spielt
die Neuraminidase ebenfalls eine wichtige Rolle. Sie besitzt die Fähigkeit, von innen die
Membran der Schleimhautzelle anzugreifen, so dass die neuen Viren hinausgelangen können.
Nach der Freisetzung der neuen Viren suchen sich diese zur Reproduktion eine neue
Schleimhautzelle und beginnen dort wieder mit der Neubildung von Viren. So entsteht eine
Kaskade, bei der immer mehr Viren in den Wirtskörper freigesetzt werden. |
Wird die Neuraminidase gehemmt, werden nicht so viele Viren
freigesetzt. Die Erkrankung ist schwächer und kürzer.
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An diesem Mechanismus setzen die Neuraminidasehemmer an. Wie der Name
sagt, hemmen sie die Funktion der Neuraminidase und behindern so die Aufnahme der Viren in
eine Wirtszelle und die Freisetzung neuer Viren. Allerdings muss die Anwendung der
Neuraminidasehemmer möglichst früh, spätestens aber 48 Stunden nach Beginn der ersten
Symptome erfolgen. Das ist wichtig, weil sonst schon zu viele Viren im Körper des
Erkrankten aktiv sind. Wird ein Neuraminidasehemmer innerhalb von 48 Stunden nach
Auftreten der ersten Symptome angewandt, so kann:
- sich die Krankheitsdauer bei jungen und ansonsten gesunden Menschen um 2 bis 3 Tage, bei
älteren Menschen oft bis zu 7 Tage verringern.
- sich die Beschwerden und das allgemeine Krankheitsgefühl deutlich verbessern.
- sich das Risiko, eine Komplikation zu erleiden, verringert.
- der Gebrauch zusätzlicher Medikamente gesenkt werden.
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Es gibt bisher 2 Wirkstoffe
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Bisher sind zwei Neuraminidasehemmer auf dem Markt, die Wirkstoffe
Zanamivir und Oseltamivir. Beide Wirkstoffe sind verschreibungspflichtig und wirken gegen
Influenzaviren A und B. Zanamivir kann ab 12 Jahren verordnet werden. Es wird mit Hilfe
eines Inhalators eingeatmet und gelangt so direkt an die Schleimhäute der Atemwege.
Oseltamivir wird als Suspension oder Kapsel oral eingenommen. Es wirkt zuverlässig und
gelangt über die Blutbahn an alle Orte, an denen sich das Virus vermehrt. Es kann bei
Kindern und Erwachsenen ab 1 Lebensjahr zur Behandlung und als vorbeugende Maßnahme ab
dem 13 Lebensjahr angewandt werden. Wird das Medikament im Falle einer Grippeepidemie zur
Vorbeugung eingesetzt, so verhindert es zu 80 bis 90 Prozent eine Erkrankung bzw. sind
auftretende Erkrankungen nur leicht und ohne Fieber. Einen 100-prozentigen Schutz
garantiert es nicht. |
Es treten nur selten Nebenwirkungen auf
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Neuraminidasehemmer sind gut verträglich und es treten nur selten
Nebenwirkungen auf. Gelegentlich kam es zu Durchfall und Erbrechen und Entzündungen der
Kieferhöhle. Wechselwirkungen mit anderen, gleichzeitig eingenommenen Medikamenten, sind
bisher nicht aufgetreten. |
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Amantadin
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Amantadin wirkt nur beim Virustyp A
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Amantadin ist ebenfalls ein antiviral wirkendes Medikament, das aber nur
bei Influenzaviren Typ A wirksam ist. Influenzaviren Typ B und C bleibt Amantadin
wirkungslos. In der Praxis ist eine Unterscheidung der Virustypen anhand von Symptomen
sehr schwierig. Amantadin bewirkt, dass das Virus seine Erbinformationen nicht in der
Wirtszelle freisetzen kann. Dadurch kann sich das Virus nicht vermehren. Sind bereits sehr
viele Viren im Körper freigesetzt, bleibt Amantadin wirkungslos. Deshalb sollte eine
Behandlung bis spätestens 48 Stunden nach Beginn der ersten Symptome beginnen. Dann
führt Amantadin zu einer verkürzten Erkrankung mit abgeschwächten Symptomen. |
Auf Nebenwirkungen achten
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Amantadin ist ebenfalls ein wirksames Medikament bei Parkinson. Es löst die Starre und wirkt
der Bewegungslosigkeit entgegen. Dieser Wirkmechanismus wird erreicht, weil Amantadin an
Rezeptoren im Gehirn anbindet und so in dem Mechanismus der Nervenbotenstoffe eingreift.
Aus diesem Wirkmechanismus ergeben sich bei der Verordnung im Falle einer Grippe auch
zentralnervöse Nebenwirkungen. Die Nierenfunktion ist
häufig eingeschränkt. Die Dosierung muss genauestens eingehalten und kontrolliert
werden. |
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Symptomatische Therapie
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Bei Kindern sollte Fieber nicht mit Hilfe von Medikamenten gesenkt
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Begleitend werden eine Vielzahl von Medikamenten gegen Beschwerden der
Grippe, wie Fieber, Husten und Schnupfen angeboten. Ob sie immer hilfreich sind, wird
recht kontrovers diskutiert. In jedem Fall sollte man aber diese Medikamente nicht
unachtsam verwenden. Fiebersenkende Mittel sollten nur dann angewandt werden, wenn das
Fieber über 39 Grad Celsius steigt. Schwächeres Fieber steigert die Abwehrmechanismen
des Körpers und fördert deshalb den Heilungsprozess. Kinder sollten gar nicht mit
fiebersenkenden Medikamenten behandelt werden. Sie erhöhen die Gefahr einer ernsten
Erkrankung. Hier kann man am besten zu kalten Wadenwickeln
greifen. Die wirken übrigens auch bei Erwachsenen. Wichtig bei Fieber ist außerdem: Viel
trinken. |
Vorsicht: Bei Kindern kein ASS
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Häufig wird gegen Fieber und leichte Schmerzen ein acetylsalicylhaltiges
Schmerzmittel (ASS) verordnet. Dabei ist unbedingt wichtig, dass bei Kindern ASS (Aspirin
und andere ASS-haltige Schmerzmittel) niemals ohne ärztliche Verordnung verabreicht wird.
ASS erhöht das Risiko für eine seltene Erkrankung, das Reye-Syndrom. Das Reye-Syndrom
ist lebensbedrohend und führt zu Hirn- und Leberschäden. |
Husten ist wichtig
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Der Hustenreiz dient dazu, den Schleim, der die Atemwege verstopft,
auszuwerfen. Deshalb sollte der Hustenreiz nicht unterdrückt werden. Der Schleim muß
einfach raus. Nur bei trockenem Hustenreiz können Hustenblocker sinnvoll sein. Ein
Medikament, das den Schleim verflüssigt, ist bei Grippe besser geeignet. |
Vorsicht bei Nasensprays
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Geschwollene Nasenschleimhäute sind sehr lästig. Abschwellende Mittel
gibt es in Form von Sprays, Salben oder Tropfen. Sie dürfen aber auf keinen Fall länger
als eine Woche angewandt werden. Eine Anwendung über diesen Zeitraum hinaus kann die
Nasenschleimhaut schwer schädigen. Außerdem wirken hier Hausmittel, wie das Gurgeln mit
Salzlösung, beruhigend auf die Schleimhäute von Nase und Rachen. |
Antibiotika nur bei bakteriellen Infektionen
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Häufig werden bei Grippe auch Antibiotika verschrieben.
Antibiotika haben gegen Viren keine Wirkung. Sie wirken nur gegen Bakterien. Deshalb
sollten sie auch nur dann eingenommen werden, wenn eine bakterielle
Infektion, etwa eine Lungenentzündung als Komplikation der Grippe auftritt. Dann aber
ist die Anwendung von Antibiotika dringend notwendig und sinnvoll. |
Ab ins Bett!
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Das Wichtigste bei Grippe ist: viel Ruhe. Deshalb gehört ein Betroffener
ins Bett. Schlafen Sie sich gründlich aus und faulenzen so richtig.
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