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Psychosen und Schizophrenie
Behandlung mit Neuroleptika
Inhaltsübersicht:
Was sind Neuroleptika
Langzeit-Neuroleptika?

Welche Nebenwirkungen haben die Medikamente?
Sind Neuroleptika schädlich?
Was ist bei der Einnahme zu beachten?
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Was sind Neuroleptika?
Medikamentöse Therapie ergänzt begleitende Behandlung. Neuroleptika sind Medikamente, die zur Behandlung von Psychosen eingesetzt werden. Sie werden bei der stationären und ambulanten Behandlung eingesetzt und sind für eine erfolgreiche Therapie unverzichtbar. Die Behandlung muss aber immer noch durch andere Maßnahmen, z. B. Psychotherapie, Soziotherapie und Psychoedukation ergänzt werden.

 

Unterscheidung in "Neu" und "Alt" ist wichtig. Es werden zwei "Arten" von Neuroleptika unterschieden, die typischen und die atypischen Neuroleptika. In der Gruppe der typischen Neuroleptika finden sich alle Medikamente der "alten Generation". Diese Medikamente haben teilweise heftige Nebenwirkungen hervorgerufen und wurden von den Betroffenen deswegen oft abgesetzt.

 

Bessere Wirkung weniger Nebenwirkungen. Die neu entwickelten Medikamente, die atypischen Neuroleptika, setzen gerade an diesem Punkt an. Sie sind sehr viel verträglicher, weil die Nebenwirkungen erheblich gesenkt werden konnten. Außerdem haben sie ein breites Wirkspektrum und können deshalb besser eingesetzt werden. Das gilt sowohl für die Behandlung von akuten Schüben, als auch für die Langzeitbehandlung. Eine Langzeitbehandlung ist für das geringere Auftreten von Rückfällen besonders wichtig.

 

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Was sind Langzeit-Neuroleptika?
Es gibt verschiedene Darreichungsformen.
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Neuroleptika zur Behandlung von Psychosen gibt es in verschiedenen Darreichungsformen: Tabletten, Dragees, Tropfen, Sirup und in Form von Spritzen. Manche Patienten finden es lästig, monatelang täglich mehrmals Tabletten oder Tropfen einzunehmen. Sie möchten nicht auf diese Weise ständig an die durchgemachte Erkrankung erinnert werden. Oft wird die Einnahme auch vergessen, was dann die Rückfallgefährdung erhöht.

 

Langzeit- Neuroleptika werden gespritzt. Besonders zweckmäßig sind daher die sogenannten Langzeit-Neuroleptika oder Depot-Neuroleptika. Diese Medikamente sind - wie der Name schon sagt - für die Langzeitbehandlung gedacht. Sie dienen dazu, Rückfällen vorzubeugen. Die Langzeit-Neuroleptika werden in größeren Abständen (1 bis 4 Wochen) gespritzt und entfalten während dieser Zeit ununterbrochen ihre Wirkung.

 

Anpassungen können nicht sofort vorgenommen werden. Viele Betroffene finden es aber auch unangenehm, dass bei der Depot-Behandlung eine Injektion notwendig wird. Ein anderer Nachteil ist, dass bei einer zu hohen Dosierung diese erst geändert werden kann, wenn wieder eine neue Spritze fällig ist. Das kann dann unter Umständen für diesen Zeitraum zu mehr Nebenwirkungen führen. Denn auch für Depot-Medikamente gilt: die individuell richtige Dosierung muss erst herausgefunden werden.

 

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Welche Nebenwirkungen haben die Medikamente?
Nebenwirkungen müssen beachtet werden. Nahezu alle in der Medizin angewandten Medikamente zeigen neben der erwünschten Hauptwirkung auch Nebenwirkungen. Die Nebenwirkungen sind aber nicht ganz unwichtig. Sie zeigen nämlich an, daß das Medikament im Körper wirksam geworden ist. Dennoch sind die Nebenwirkungen häufig der Grund für den Abbruch einer Therapie. Deshalb wurde bei der neuen Generation von Neuroleptika besonders an der Reduzierung der Nebenwirkungen gearbeitet.

 

Stärkere Nebenwirkungen müssen vom Arzt behandelt werden. Der Arzt versucht in Zusammenarbeit mit dem Patienten die Dosierung so zu wählen, daß eine möglichst gute Heilwirkung erreicht wird und dabei möglichst wenig Nebenwirkungen aufkommen. Viele Patienten spüren gar keine Nebenwirkungen der eingenommenen neuroleptischen Medikamente. Andere müssen mäßig ausgeprägte Nebenwirkungen für die heilende Wirkung in Kauf nehmen. Stärkere Nebenwirkungen kann der Arzt regelmäßig beheben. Sprechen Sie in jedem Fall mit Ihrem Arzt, wenn Sie Nebenwirkungen verspüren.

 

Müdigkeit und Orientierung: Ein Teil der neuroleptischen Medikamente bewirkt in den ersten Tagen der Einnahme eine gewisse Müdigkeit. Orientierungsfähigkeit und Konzentration können beeinträchtigt sein. Das setzt auch das Reaktionsvermögen im Straßenverkehr herab. Diese Nebenwirkungen können vorübergehend sein. Dennoch sollten kurz nach einem akuten Schub Betroffene kein Auto fahren. Sie könnten sich und andere gefährden. Wer sich nicht sicher ist, ob sein Reaktionsvermögen ausreicht, kann das durch eine genaue Untersuchung feststellen lassen.

 

Verkrampfungen der Muskulatur: Zu Beginn der Behandlung treten bei einigen Patienten Muskelverkrampfungen im Bereich der Augen, des Mundes oder des Halses auf. Sie können sehr dramatisch aussehen und Angst auslösen, sind aber ganz harmlos. Sie gehen von selbst zurück oder sind sehr einfach durch die Injektion (Spritze) eines Gegenmittels zu beheben.

Wichtig in diesem Zusammenhang: Die neue Generation der atypischen Neuroleptika hat gerade die Häufigkeit dieser Nebenwirkungen deutlich vermindert.

 

Armut in den Bewegungen: Nach einigen Wochen der Behandlung kann als Nebenwirkung eine gewisse Bewegungsarmut eintreten, zum Teil mit Speichelfluß und mißmutiger Gestimmtheit (sog. Parkinsonoid). Oder es kommt zu einem Unruhegefühl in den Beinen, insbesondere beim Sitzen und Stehen. Auch diese Nebenwirkungen kann der Arzt durch Veränderungen der medikamentösen Verordnung beseitigen. Wenn solche Nebenwirkungen auftreten, ist es ratsam, den Arzt aufzusuchen. Die Angehörigen sollten den Patienten hierzu ermutigen.

 

Andere Störungen der Bewegung: Andere Bewegungsstörungen treten erst nach sehr langer Zeit der Neuroleptika-Behandlung auf, dann aber nur bei einem kleinen Teil der Behandelten. Diese späten Nebenwirkungen sind schwerer zu beheben, als die früheren. Deshalb muß der Arzt die Behandlung von vornherein so einstellen, daß diese Störungen möglichst gar nicht auftreten oder gering bleiben. Auch deshalb dürfen Psychosekranke nur vom Facharzt (oder vom erfahrenen Hausarzt in Verbindung mit einem Psychiater) behandelt werden.

 

Die Sexualität kann beeinträchtigt sein. Sexualität ist ein wichtiger Bereich des menschlichen Lebens. Leider ist das immer noch ein "Tabuthema", obwohl die Hälfte der männlichen Betroffenen sexuelle Probleme bis hin zur Impotenz angibt und etwa zwei Drittel der betroffenen Frauen über Menstruationsbeschwerden klagt. Häufig werden diese Beschwerden verschwiegen. Leider fragen auch nur wenige Ärzte danach, obwohl das zu ihren Aufgaben gehört. Auch in diesem Bereich senken die atypischen Neuroleptika Häufigkeit und Schwere der Nebenwirkungen.

 

Störungen bei der Bildung weißer Blutkörperchen: Sehr selten können die Neuroleptika die Bildung der weißen Blutkörperchen im Knochenmark beeinflussen. Deshalb muß in regelmäßigen Abständen das Blutbild vom Arzt kontrolliert werden.

 

Vorsichtsmaßnahmen müssen beachtet werden. Werden diese Vorsichtsmaßnahmen beachtet, so sind diese Medikamente nicht gefährlich. Unbegründet ist auch die Sorge mancher Patienten, durch langdauernde Einnahme dieser Psychopharmaka könnte eine Medikamentenabhängigkeit oder gar Sucht entstehen. Meist ist es sogar so, daß im Verlaufe einer längeren Behandlung die Dosierung vermindert werden kann.

 

Gewichtszunahme: Bei einem Teil der Behandelten steigern die Neuroleptika den Appetit und führen zu einer unerwünschten Gewichtszunahme. Diese Patienten müssen auf ihre Eßgewohnheiten achten.

 

Alkohol und Drogen: Die Wirkung von Alkohol fällt bei Patienten, die ein neuroleptisches Medikament nehmen, meist viel stärker aus als sonst. Alkohol wirkt direkt auf die Psyche. Das Realitätsempfinden wird herabgesetzt. Gerade darin liegt eine Gefahr für Menschen mit einer Psychose. Die Realitätsbewältigung ist bei den Betroffenen bereits gestört. So kann Alkohol zu einer Verstärkung der Psychose führen, insbesondere, wenn Betroffene dauerhaft einen erhöhten Alkoholkonsum haben. Daher sollten Betroffene nur sehr wenig Alkohol trinken, vor dem Autofahren aber gar nicht. Dasselbe gilt, in noch verstärktem Ausmaß, für alle stärkeren Drogen.

 

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Sind Neuroleptika schädlich?
Neuroleptika sind recht gut verträglich. Alles in allem sind Neuroleptika recht gut verträgliche Medikamente, wenn sie überlegt und sparsam angewendet werden. In den Medien wird gelegentlich ein falsches Bild vermittelt, so als ob Neuroleptika gefährliche Medikamente seien, welche die Persönlichkeit verändern. Solche Behauptungen und Formulierungen wie "chemische Zwangsjacke" oder "Pillenkeule" sind ganz falsch.

 

Der Nutzen für die Patienten ist das wichtigste. Die behandelten Patienten wissen es besser: Wenn sie den Nutzen dieser Medikamente erst einmal kennengelernt haben, wollen sie weiter behandelt werden. Immer gilt es, den Nutzen und die Risiken gegeneinander abzuwägen. Arzt und Betroffener sollten ein Team bilden und das richtige Medikament in der richtigen Dosierung herausfinden.

 

Ganz ohne Medikamente kommen nur sehr wenige Menschen aus. Es gibt Menschen, die mit dem Verzicht auf eine Behandlung mit Neuroleptika positive Erfahrungen gemacht haben. Die Unterschiede sind aber individuell sehr groß. Außerdem sind positive Erfahrungen auch stark von den jeweiligen Symptomen abhängig. Andere Therapien, z. B. Psychotherapie oder Soziotherapie können ganz unmöglich sein, wenn Betroffene weiter von Wahnvorstellungen oder Stimmenhören gequält werden. Deshalb ermöglicht in vielen Fällen die medikamentöse Behandlung erst eine notwendige Begleittherpie. Bei den meisten Betroffenen wird zumindest die Zeit der akuten Schübe deutlich verkürzt. Außerdem zeigen viele Untersuchungen, dass das Rückfallrisiko durch Neuroleptika deutlich geringer ist.

 

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Was ist bei der Einnahme zu beachten?
Die regelmäßige Einnahme ist eine Voraussetzung für eine positive Wirkung. Wenn Neuroleptika wirksam sein sollen, wenn sie die Krankheitserscheinungen beseitigen und einer erneuten Erkrankung vorbeugen sollen, müssen sie dem Körper ganz regelmäßig zugeführt werden, sei es durch das tägliche Einnehmen von Medikamenten oder durch Spritzen in größeren Abständen.

 

Bei Verschieben der Einnahme den Arzt befragen. Wenn der Patient einmal nach einigen Stunden feststellt, daß er die Tablette vergessen hat, kann er das Einnehmen unbedenklich nachholen. Einzelne Lücken sind nicht gefährlich. Im Zweifelsfall ist es aber wichtig, den Arzt zu fragen.

 

Spritzen sollten möglichst bald nachgeholt werden. Bei der Spritzenbehandlung kommt es darauf an, die Abstände genau einzuhalten und regelmäßig an den vereinbarten Tagen den Arzt aufzusuchen. Wer das einmal vergessen hat, sollte möglichst bald zu Arzt gehen.

 

Die Dauer der Behandlung kann sehr unterschiedlich sein. Wie lange zur Vorbeugung Neuroleptika eingenommen werden müssen, ist nicht mit einer allgemein gültigen Regel zu sagen. Die Dauer der notwendigen Behandlung ist von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Einige Betroffene benötigen die neuroleptische Behandlung nur einige Monate, bei anderen muss die Behandlung über mehrere Jahre fortgeführt werden, um erfolgreich zu sein. Im Einzelfall sollte der Arzt, am besten der Facharzt, über die Dauer der Behandlung entscheiden.

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