Besonders aggressive Bakterien führen zu einer Zerstörung von Gewebe
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Eine nekrotisierende Entzündung ist eine Komplikation einer
umschriebenen Entzündung des
Gehörgangs. Insbesondere bei älteren Patienten oder bei Patienten mit
Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
oder einer anderweitigen Dämpfung des Immunsystems (z. B. aufgrund von
AIDS oder durch Einnahme
sogenannter Immunsuppressiva nach
Organtransplantation) kann es bei einer umschriebenen Entzündung des
äußeren Gehörgangs auf der vorgeschädigten Haut zu einer zusätzlichen
Infektion mit besonders aggressiven Bakterien, sogenannten
Pseudomonasbakterien, kommen. Diese Pseudomonasinfektion bedingt ein
Absterben von Gewebe (Nekrose), sodass sich die Infektion bis auf den
Knochen des Gehörgangs ausbreiten kann. Unbehandelt ist eine Ausdehnung der
Entzündung bis auf das Mittelohr, die Schädelbasis und das Weichteilgewebe
um das Ohr herum möglich. Zudem können sich in diesen Bereichen Eiterbeulen
(Abszesse) entwickeln. In weit fortgeschrittenen Stadien sind folgende
Komplikationen möglich:
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Beschwerden und Diagnostik
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Eine nekrotisierende Entzündung des äußeren Ohres und des
Gehörgangs ist sehr schmerzhaft. Gelegentlich besteht ein Ausfluss aus dem
Ohr. Aufgrund des typischen Erscheinungsbildes kann der
Hals-Nasen-Ohren-Arzt die Erkrankung in der Regel gut erkennen. Im Rahmen
der Untersuchung werden Abstriche von den entzündeten Bereichen genommen,
die auf das Vorhandensein der Pseudomonasbakterien und anderer Bakterien hin
untersucht werden. Dies ist für die Auswahl der passenden Medikamente für
die Therapie von großer Bedeutung. Häufig schließt sich an die körperliche
Untersuchung und die Abstrichentnahme eine Computer- oder
Kernspintomographie an, um die Ausdehnung der Entzündung genau zu erfassen. |
Menschen mit geschwächtem Immunsystem sind besonders anfällig
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Bei Menschen mit gesundem, aktivem Immunsystem tritt eine
solche spezielle, weit fortgeschrittene Entzündung des äußeren Ohres und des
Gehörgangs in der Regel nicht auf, da ihr Immunsystem in der Lage ist, die
Entzündung einzudämmen. Ist bei einem Patienten mit einer nekrotisierenden
Entzündung des äußeren Ohres keine
Zuckerkrankheit und kein Grund für eine Dämpfung des Immunsystems
bekannt, sollte deshalb unbedingt nach einem solchen Grund gesucht werden. |
Therapie
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Die Therapie besteht in der regelmäßigen Reinigung und
Desinfektion des äußeren Ohres und des Gehörgangs. Ist der Knochen des
Gehörgangs nur in geringem Maße von der Infektion betroffen, reicht meist
eine
Antibiotikabehandlung über 6 Wochen als weitere Therapiemaßnahme aus.
Das Antibiotikum wird so ausgewählt, dass es die bei der
Abstrichuntersuchung festgestellten Bakterien abtötet. |
Manchmal ist eine Operation erforderlich
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Bei einer weiter ausgedehnten Entzündung ist es notwendig,
die betroffenen Bereiche operativ zu therapieren und beispielsweise
entzündete Knochenbereiche zu entfernen. Begleitend ist die sorgfältige
Behandlung einer eventuell bestehenden Zuckerkrankheit von größter
Wichtigkeit, da sich Infektionen bei zu hohen
Blutzuckerspiegeln besonders gut ausbreiten können. |
Schlechte Prognose bei schwerwiegenden Komplikationen
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In sehr weit fortgeschrittenen Fällen, in denen es bereits
zu Funktionsstörungen von
Hirnnerven oder
zur Bildung von Blutgerinnseln in den Hirnvenen gekommen ist, besteht eine
schlechte Prognose: Fünfzig Prozent dieser Patienten mit weit
fortgeschrittener Erkrankung versterben.
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