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Expertenstandard „Pflege von Menschen mit chronischen Wunden“ Bücher zum Thema
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von Anne Mauelshagen, Personaltrainerin, Qualitätsmanagerin
Der sechste Expertenstandard „Pflege von Menschen mit chronischen Wunden“
wurde inzwischen vom Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der
Pflege (DNQP) veröffentlicht. Der Expertenstandard bezieht sich auf Wunden
wie Dekubitalgeschwüre, Diabetisches Fußsyndrom und gefäßbedingter Ulcus
cruris. Da diese Wunden die häufigsten Arten chronischer Wunden darstellen
und ca. 3 – 4 Millionen Menschen davon betroffen sind, stellt die Versorgung
dieser Wunden eine hohe pflegerische, medizinische und wirtschaftliche
Herausforderung an alle Beteiligten dar. Die jährlichen Kosten für die
Behandlung chronischer Wunden betragen zwischen 2,15 bis 3,25 Milliarden
Euro (Angaben nach Pelka, 1997).
Aufgrund der demografischen Entwicklung kann davon ausgegangen werden, dass
diese Zahlen noch erheblich ansteigen werden. Bedingt durch die steigende
Anzahl von älteren Menschen mit gefäßbedingten Grunderkrankungen und/ oder
mit Diabetes.
Darstellung der Prävalenz , Inzidenz und Kosten bei Ulcus cruris,
Diabetischem Fußsyndrom und bei Dekubitus
Laut den Angaben von 1997 (nach Pelka) litten ca. 1,2 Millionen Menschen an
einem Ulcus cruris venosum. Die Deutsche Gesellschaft für Pflege hat 2004
einen Rückgang dieser Zahlen darstellen können, die auf eine verbesserte
Diagnostik und dadurch zu einer frühzeitigeren Behandlung kommt. Die
Prävalenz steigt mit zunehmendem Lebensalter, wobei Frauen häufiger
betroffen sind als Männer. Zwischen dem 70. und 79. Lebensjahr steigt die
Prävalenz auf 2,4 %.
Durch die häufigen Rezidiven und lange Wunddauer kommt es zur
Chronifizierung.
Rezidive beim Ulcus cruris :
- 1/3 der Patienten haben 1 Rezidiv
- 1/3 der Patienten haben 2 – 3 Rezidive
- 1/3 der Patienten erleidet mehr als 4 Rezidive
Dauer der Rezidive beim Ulcus cruris
- 1/3 bis 2/3 der Patienten leiden ca. 1 Jahr an ihrem Ulcus
- 1/5 der Patienten leiden ca. 2 Jahre an ihrem Ulcus
- 8% der Patienten sind 5 Jahre und länger betroffen.
Kosten:
2002 wurde anhand einer Studie für das Land Nordrhein–Westfalen von Laible
et al eine Kostenerhebung dargestellt.
- 16 Millionen Euro Personalkosten für den häuslichen Verbandwechsel (ohne
Materialkosten)
Wichtigster endogener Risikofaktor für die Entwicklung eines Fußulcus:
- Periphere sensomotorische Neuropathie
Weitere Faktoren:
- Deformitäten
- Vorherige Ulcerationen
- Eingeschränktes Sehvermögen
- Schlechte Diabeteseinstellung
- Schlecht sitzende Schuhe (80 – 90%)
- Plantarer Druck
Nach Angaben der DDG beträgt die Inzidenz des Diabetischen Fußsyndroms in
Deutschland 2,2 bis 5,9%. Der Fußulcus bei Diabetes kommt bei 2 – 10 % von
Patienten vor, wobei vorherrschend Patienten unter 50 Jahren untersucht
wurden.
Insgesamt wurden bei Menschen mit Diabetes 66,4% der Amputationen
vorgenommen.
Aufgrund der chronischen Erkrankung und somit der langwierigen und häufig
aufwändigen Versorgung von Patienten mit Diabetischem Fußsyndrom ist diese
Versorgung sehr teuer. Für Deutschland liegen hierzu noch keine
Anhaltszahlen vor. Aus den USA sind folgende Zahlen bekannt:(Angaben nach
DDG)
- Kosten für die Primärheilung eines Ulcus am Fuß: 7.000 bis 10.000 US
Dollar
- Kosten für eine zweijährige Behandlung eines Ulcus: ca. 28.000 US Dollar
Die am häufigsten von Dekubitalulzerationen betroffenen Körperbereiche
(Studie von Dassen et al. 2004)
- Das Gesäß ist im Pflegeheim zu 33,3 % und in der Klinik zu 33,2 %
betroffen.
- Die Ferse ist im Pflegeheim zu 24,7 % und in der Klinik zu 23,4 %
betroffen.
- Das Kreuzbein ist im Pflegeheim zu 17,5 % und in der Klinik zu 17,0 %
betroffen.
Dauer der Dekubitalulzerationen: (Studie nach Dassen et al. 2004 und Lahmann
et al. 2006)
- 50,5 % der Dekubitalulzerationen bestanden weniger als 2 Wochen
- 35,6 % der Dekubitalulzerationen bestanden zwischen 2 Wochen und 3 Monaten
- 14,0 % der Dekubitalulzerationen bestanden über 3 Monate
Verweildauer im Krankenhaus und Kosten
- Durchschnittliche Verweildauer im Krankenhaus: Männer 20,1 Tage
- Durchschnittliche Verweildauer im Krankenhaus: Frauen 21,2 Tage
- Bei einer Verweildauer von 14 Tagen bis zu zwei Monaten belaufen sich die
direkten Kosten je Patient auf 4.500 Euro bis 19.500 Euro.
Präambel zum Expertenstandard – Entwurf „ Pflege von Menschen mit
chronischen Wunden“
Bei einer chronischen Wunde spielen Wundart und Einflussfaktoren eine
entscheidende Rolle. Die Definition „chronische Wunde“ stellt nochmals dar,
ab wann eine Wunde als chronisch bezeichnet werden soll.
Eine Wunde wird als chronisch bezeichnet, wenn sie nach einer definierten
Zeit von 4 – 12 Wochen unter fachgerechter Therapie keine Heilungstendenzen
aufzeigt.
Der Expertenstandard bezieht die konkrete und praktikable Versorgung von
Patienten mit Dekubitus, Diabetischen Fußsyndrom und gefäßbedingtem Ulcus
cruris für alle Bereiche der pflegerischen Versorgung ein.
Die Wundversorgung wird grundsätzlich als multiprofessionelle Aufgabe
gesehen. Der Expertenstandard geht auf die pflegerische Versorgung von
Menschen mit chronischen Wunden ein und bezieht die wund- und
therapiebedingten Einschränkungen des Betroffenen und der Angehörigen mit
ein.
Folgende Einschränkungen sind besonders relevant für die pflegerische
Versorgung:
- Körperliche Beeinträchtigungen (z. B. Schmerzen)
- Einschränkung der Selbstständigkeit
- Einschränkung des sozialen Lebens
Hauptsächliche Gründe für diese 3 Faktoren sind:
- Mangelnde Bewegungsfähigkeit
- Belastungen (beides meist hervorgerufen durch Wundgeruch und Exudat)
- Weitere Grunderkrankungen
- Schwäche und sich verschlechternder Allgemeinzustand usw.
Um den ausgewählten, spezifischen Anforderungen des Expertenstandards
entsprechen zu können, müssen pflegerische Fachexpertinnen über
Qualifikationen verfügen, die der komplexen Problemsituation der Betroffenen
gerecht werden.
Die im Expertenstandard dargestellten chronischen Wunden entstehen
überwiegend durch Komplikationen von bereits bestehenden Grunderkrankungen.
Dies bedeutet, dass eine Heilung der Wunden und eine Rezidivprophylaxe nur
erreicht werden kann, wenn eine Behandlung der Grunderkrankungen erfolgt.
Somit muss eine medizinische und pflegerische Diagnoseerhebung, ein
Assessment mit der Darstellung der Risikofaktoren, der Symptome und der
Ressourcen und Probleme des Betroffenen dargestellt und einbezogen werden.
Das multiprofessionelle Team hat die Aufgabe, den Betroffenen so zu
begleiten, dass er selbstverantwortlich Entscheidungen abwägen, beurteilen
und treffen kann. Die pflegerische Ünterstützung bedeutet unter anderem
auch, dass den Betroffenen Hilfestellung zur Bewältigung des Lebens gegeben
wird.
Obwohl die Auswahl der Verbandmaterialien juristisch betrachtet
normalerweise nicht in den Aufgabenbereivch der Pflegekräfte gehört, muss
das Wissen, die Auswahl, Wirkungsweise, Indikation und Kontraindikation
eingebunden werden. Dies begründet sich mit der Durchführungsverantwortung
der Pflegekräfte. Zu dieser Durchführungsverantwortung gehört es auch, die
sachgerechte Anordnung der Therapie einschätzen zu können.
[Informationen unter:
http://www.gesundheitsmedien.de/neueexpertenstandards/
]
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Zielsetzung des Expertenentwurf:
Jede Patientin/ Bewohnerin mit einer chronischen Wunde vom Typ
Dekubitus, Ulcus cruris venosum/ ateriosum/ mixtum oder
Diabetischem Fußsyndrom erhält eine pflegerische Versorgung, die
ihre Lebensqualität fördert, die Wundheilung unterstützt und
Rezidivbildung sowie die Neuentstehung von Wunden vermeidet.
Begründung:
Chronische Wunden führen, insbesondere durch Schmerzen,
Einschränkungen der Mobilität Wundexudat – und geruch, zu
erheblichen Beeinträchtigungen der Lebensqualität. Durch
Anleitung und Beratung der Patientin/ Bewohnerin und ihrer
Angehörigen zu alltagsorientierten Maßnahmen im Umgang mit der
Wunde und ihren Auswirkungen können die Fähigkeiten zum
Selbstmanagement verbessert werden, dass sich positive Effekte
für Wundheilung und Lebensqualität ergeben. Des weiteren
verbessern sachgerechte Beurteilung und phasengerechte
Versorgung der Wunde sowie regelmäßige Dokumentation des
Verlaufs die Heilungschancen.
Der Expertenstandard – Entwurf zeigt Kriterien der Struktur- Prozess und
Ergebnissqualität dar.
In der Strukturqualität ist unter S5 folgende Anforderung festgelegt:
S5
Die Pflegekraft verfügt über die Kompetenz, den Heilungsverlauf der Wunde
und die Wirksamkeit der gesamten Maßnahme zu beurteilen.
Die jeweilige Prozess- und Ergebnisqualitätsanforderungen sind auf die
Strukturqualitätsanforderungen abgestimmt.
Der Expertenstandard beschäftigt sich unter anderem mit Kriterien, die
chronische Wunden oder die Situation des Patienten/ Betroffenen aufgrund
dieser komplexen Situation in unterschiedlicher Art und Weise beeinflussen
und berücksichtigt werden müssen. Diese gilt es zu erfassen und bei der
Versorgung des Patienten/ Betroffenen zu berücksichtigen.
Beeinflussende und zu berücksichtigende Faktoren:
- Leben mit einer chronischen Wunde aus Patientenperspektive
- Veränderungen des Körperbildes
- Theoretische Modelle zu Körperbildveränderungen
- Assessment und Maßnahmen bei Körperbildveränderungen
- Einschränkungen bei Ulcus cruris
- Lebensqualität bei Ulcus cruris
- Einschränkungen durch Schmerzen
- Einschränkungen der Mobilität
- Beeinträchtigung der sozialen Beziehung
- Erleben der Versorgung
- Einschränkungen bei Diabetischem Fußsyndrom
- Einschränkungen bei Dekubitus
- Methodische Qualität der Studien
- Assessment bei Menschen mit chronischen Wunden
- Messung der Selbstpflege und Selbstwirksamkeit
- Instrumente zur Schmerzerfassung
- Instrumente zur Erfassung der Mobilität
- Instrumente zur Erfassung der Ernährungssituation
Als besondere Herausforderung kommt der Pflege die Aufgabe der Patienten-
und Angehörigenedukation zu. Die Patientenberatung immt hier einen
besonderen Stellenwert ein. Um die Selbstbestimmung und Selbstverantwortung
des Patienten/ Betroffenen zu unterstützen und zu fördern sind
- Patientenorientierung
- Patientenpartizipation
- Patientenedukation
für die Pflege unabdingbar.
Die Edukation beinhaltet:
- Information
- Beratung
- Anleitung
- Schulung
- Evaluation
und bindet die Angehörige bzw. die an der Versorgung Beteiligten mit ein. Es
muss im Rahmen eines Assessment evaluiert werden, welche Ressourcen und
Complince die Beteiligten zur Unterstützung mitbringen. Somit fordert der
neue Expertenstandard „Pflege von Menschen mit chronischen Wunden“ nicht nur
eine hohe Fachkompetenz der Pflegekräfte sondern auch Sozialkompetenz, die
den Bereich der Beratungskompetenz mit beinhaltet.
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Von
Anne Mauelshagen,
der
Autorin des obigen Beitrages, gibt es dazu auch
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Autor / Herausgeber: Siegfried Huhn / Günter Kreuzpaintner / Anne
Mauelshagen (Hrsg.)
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