Chronische Schmerzen

 

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Vernachlässigte Schmerztherapie
  Inhaltsübersicht
Entwicklung = Stagnation?
Defizit: Aus- und Weiterbildung
Das System bremst
Forschungsdefizite
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Entwicklung = Stagnation?
Schmerzen können zur Behinderung werden. Chronische Schmerzen haben weitreichende Folgen für den Patienten. Diese Folgen sind nicht nur körperlicher Art. Die Schmerzkrankheit bestimmt das gesamte Leben des Patienten und stellt eine schwere Behinderung dar. Sie beeinträchtigt den gesamten Tagesablauf in allen Bereichen.

 

Entwicklungsland Deutschland. Obwohl kaum ein Arzt, Wissenschaftler oder Politiker diese offensichtlichen Fakten bestreiten kann, wird immer noch viel zu wenig getan. Man kann fast behaupten, daß die Augen vor den Erfordernissen fest verschlossen werden. In den letzten zehn Jahren hat sich kaum etwas getan. Deutschland kann immer noch als Entwicklungsland im Bereich der Schmerztherapie betrachtet werden.

 

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Defizit: Aus- und Weiterbildung
Prüfung ohne "Schmerzen". Bis vor etwa drei Jahren konnten Medizinstudenten ohne eine Frage zur Behandlung von Schmerzen beantworten zu müssen, die Prüfungen passieren. Erst seit dieser Zeit ist ein entsprechendes Lehr- und Prüfungsfach eingerichtet worden. Dennoch bleibt die Lehrtätigkeit in diesem Bereich lückenhaft.

 

Zusatzbezeichung "Spezielle Schmerztherapie" Erst seit zwei Jahren gibt es die Zusatzbezeichnung "Spezielle Schmerztherapie", die durch eine entsprechende Weiterbildung erworben werden kann. Das ist immerhin ein Fortschritt.

 

Noch lange ist nicht alles gut. Aber Mangel im Bereich Aus-, Fort- und Weiterbildung von Medizinstudenten, Ärzten und Fachärzten über chronische Schmerzen bleibt nach wie vor bestehen. Vielfach werden akute und chronische Schmerzen bei Ärzten "in einen Topf" geworfen. Die Ansicht: "Schmerzen haben eine konkrete Ursache, ich muß sie nur finden." ist weit verbreitet.  Das hat weitreichende Folgen auf die Behandlung, die dann im Bereich der chronischen Schmerzen nur ineffektiv sein kann.

 

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Das System bremst
Mangel an Spezialisten. Wirkliche Sachverständige gibt es nur wenig. Viele Ärzte betreiben "Schmerztherapie" nur als einen kleinen Teil ihrer Arbeit, sozusagen als "Hobby".

 

Enge Grenzen der Fachgebiete verhindern eine Entwicklung der Schmerztherapie. Standesdünkel und die engen Grenzen der Fachgebiete, die auch sehr stark einkommensorientiert sind, bestimmen die Diskussion um Schmerztherapie. Bei den Onkologen zum Beispiel gibt es eine Gruppe von Ärzten, die die Behandlung von Krebsschmerzen als einen Bestandteil der Onkologie betrachten und eine eigenständige Schmerztherapie strikt ablehnen, weil Schmerzen für sie lediglich ein Symptom bedeutet. Also wird Schmerz auch nur als Symptom behandelt. Eine solche Behandlung kann nicht funktionieren, weil sie wesentliche Aspekte chronischer Schmerzen nicht berücksichtigt.

 

Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist unbedingt erforderlich. Die notwendige interdisziplinäre Zusammenarbeit ist mangelhaft. Das wird nicht nur an diesem Beispiel deutlich. Vielfach sorgt schon die fehlende Weiterbildung auf diesem Gebiet dafür, daß Hausärzte und Fachmediziner einen Schmerzspezialisten selten, und wenn, dann erst sehr spät hinzuziehen. Häufig wird die schmerztherapeutische Behandlung sogar rückgängig gemacht. Hausärzte weigern sich zum Teil, die Medikamente weiter zu verordnen. Dabei wäre ein interdisziplinärer Austausch für den Patienten eine nicht unwichtige Bedingung für eine erfolgreiche Therapie.

 

Kein Geld für die Schmerztherapie? Eine weitere wesentliche Bremse für eine bessere und schnellere Entwicklung einer eigenständigen Schmerztherapie sind die Abrechnungsregelungen von Krankenkassen. Schmerztherapeuten müssen regelmäßig Leistungen erbringen, die in keinem Abrechnungskatalog enthalten sind. Demnach kann der Arzt diese Leistungen eigentlich nicht ausführen. Der Patient aber braucht sie dringend. Der Abrechnungsmodus ist so ausgerichtet, daß er einzelne, konkrete Maßnahmen, z. B. eine Injektion honoriert. Nicht daß eine fachgerechte Behandlung stattfindet wird bezahlt, sondern die Art und Weise der Behandlung wird bezahlt. So fehlt häufig die wirtschaftliche Basis für eine erfolgreiche Behandlung.

 

Schmerzpatienten aufs "Abstellgleis". Schmerzpatienten werden auf ein Abstellgleis geschoben. Wegen der "wirtschaftlichen Unwichtigkeit", für die aufgrund des geltenden Rechts gesorgt ist, wird der Schmerztherapie von Funktionären bei Ärzteverbänden, Krankenkassen und in der Gesundheitspolitik die notwendige Aufmerksamkeit verweigert, die eine Verbesserung der Situation bringen könnte.

 

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Forschungsdefizite
Zahlen sind Mangelware. Zahlen über chronische Schmerzen und Schmerzkrankheiten sind Mangelware. Die Epidemiologie ist bisher kaum Bestandteil von Untersuchungen gewesen.

 

Folge: Verbesserung der Aus- und Weiterbildung. Der Nachholbedarf ist in diesem Bereich sehr groß. Die Akzeptanz und Entwicklung im Bereich der Schmerztherapie würde mit eindeutigen Zahlen positiv beeinflußt. Aus- und Weiterbildung würden einen Aufschwung erfahren.

 

Folge: Mehr Aufmerksamkeit. Eindeutige Zahlen sorgen in der Diskussion mit Standesorganisationen, Krankenkassen und Politikern für den notwendigen Druck, dringend erforderliche Veränderungen schnellstmöglich durchzuführen.

 

Folge: Bessere Versorgung der Patienten. Als eine Folge daraus würde sich die Versorgung der Patienten verbessern, weil sich Ärzte mehr und intensiver mit der Schmerzforschung beschäftigt würde.

 

Ein Paradies für Forscher. Die mangelnden Ergebnisse betreffen aber nicht nur den Bereich der Epidemiologie. Viele Mechanismen im Bereich der Schmerzempfindung und der Chronifizierung von Schmerzen sind noch weitestgehend unerforscht.

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