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Ursachen und Symptome
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Reizüberflutung
führt zu einer Gefäßentzündung. |
Drei
von zehn erwachsenen Kopfschmerz-Patienten in Deutschland leiden unter Migräne. Dabei
galt sie lange Zeit als eingebildete Krankheit. Heute ist jedoch belegt:
Migräne-Patienten sind schmerzkrank. Die gängige These spricht von einer
Reizüberflutung des Gehirns mit Reizen, wodurch es zu einer schmerzhaften
Gefäßentzündung kommt. |
Das
Gehirn ist nicht im Gleichgewicht. |
Die
Ursache für die vielleicht schlimmste Form der Kopfschmerzen ist vermutlich -
nach Prof. Gerber - Präsident der European Headache Federation - auf eine Störung des
Gleichgewichtszustandes im Hirnstamm zurückzuführen. Als Folge dieser Störung kommt es
nach der am häufigsten favorisierten pathogenetischen Theorie zu einer neurogenen
Entzündung von Blutgefäßen in der Dura (harte Hirnhaut), die den Schmerz auslöst.
Dabei werden sogenannte C-Fasern (langsam leitende
Schmerzfasern) freigesetzt, die Neuropeptide speichern können. Diese Freisetzung
verursacht eine Kettenreaktion, die unter dem Oberbegriff neurogene aseptische Entzündung
zusammengefaßt wird. |
Migräne
bedeutet pulsierende, pochende, stechende Schmerzen. |
Die
vorrangigen Symptome bei Migräne - Patienten sind starke Schmerzen. Die Schmerzen können
als attackenartig, pulsierend, pochend, stechende und einseitige beschrieben werden. Sie
sind typischerweise frontotemporal und periorbital lokalisiert. Die Schmerzen dauern
zwischen wenigen Stunden bis zu mehreren Tagen an und kommen zweimal im Monat oder auch
öfter vor. Die Attacken werden überwiegend von vegetativen Symptomen wie Übelkeit,
Erbrechen und Lichtscheu begleitet. |
Eine
Aura kündigt manchmal eine Attacke an. |
Bei
etwa 10 bis 15 Prozent der Betroffenen kommt es kurz vor dem Auftreten der eigentlichen
Kopfschmerzen zu einer sogenannten Aura. Es handelt sich dabei um visuelle Phänomene, die
sich als Verschwommensehen, wachsenden und wandernden Gesichsfeldausfällen oder
zackenartigen Formationen am Rand des Gesichtsfeldes zeigen und für etwa 10 bis 30
Minuten bestehen bleiben. |
Neurologische
Ausfälle an den Extremitäten können auftreten. |
Bei
weiteren 15 bis 30 Prozent aller Aura-Patienten - immerhin sind das 20.000 bis 30.000
allein in der Bundesrepublik Deutschland - treten sogar zeitweilige neurologische
Ausfälle an den Händen, Armen und Beinen sowie einer Körperhälfte auf. Es kommt
weiterhin zu sensiblen Ausfallserscheinungen oder Sprachstörungen, die sich von selbst
langsam zurückbilden. |
Migräneattacken
lassen sich bildlich darstellen. |
Während
der akuten Migräne-Attacken ist mit Hilfe einer Positronenemissions-Tomographie (PET) im
Hirnstamm ein verstärkt durchblutetes Areal zu erkennen, das als Migränegenerator
bezeichnet wird. Somit kann heute sogar mit einem bildgebenden Verfahren belegt werden,
daß Migräne-Patienten wirklich krank sind. In Familienuntersuchungen konnte nachgewiesen
werden, daß die Krankheit außerdem erblich ist. Bei einer Sonderform, der familiären
hemiplegischen Migräne, ist der Genlokus auf Chromosom 19 identifiziert worden. |
Reizüberflutung
führt zu einer Migräneattacke. |
Wie
kommt es zu den Gleichgewichtsstörungen im Hirn, die ja letztlich zu den Schmerzen
führen? Der Hirnstamm von Migräne-Patienten ist übersensitiv. Sie haben eine
Reizverarbeitungsstörung. Die Patienten können mit externen Reizen, wie Licht, Geruch
oder akustischen Reizen nicht adäquat umgehen, meist auch nicht mit internen Reizen wie
Gefühlen und Gedanken. Von Kindheit an stimulieren sie ihr Gehirn mit solchen Reizen und
überfluten dabei total das Hirn. Es kommt zu einer Überforderung, zu einer
Reizüberflutung. Der jetzt auf den PET-Bildern gefundenen Migräne-Generator im Hirnstamm
wird aktiviert und die Migräne-Attacke wird ausgelöst. |
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Therapie
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Die
allgemeine übliche Medikation hilft schon vielen. |
Akut kann den meisten Patienten medikamentös geholfen werden.
Gegen Übelkeit und Erbrechen, die gastrointestinalen Beschwerden, die meist mit einer
Migräne-Attacke einhergehen, sind Antiemetika wie Metoclopramid oder Domperidon wirksam.
Durch diese Mittel wird auch die Resorption von Analgetika verbessert. Bei leichten bis
mittelschweren Kopfschmerzen wird üblicherweise zu Standard-Analgetika geraten, etwa zu
Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Paracetamol, Naproxen oder Metamizol. |
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Triptane
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Triptane
bringen Bewegung in die Migränetherapie. |
Ist bei starken Kopfschmerzen damit keine ausreichende Linderung
zu erreichen, sind entweder Ergotamin-Präparate indiziert oder auch Triptane. Gerade
durch die Triptane ist Bewegung in die Migräne-Therapie gekommen. Fünf Jahre nach der
Einführung des Klassikers Sumatriptan konzentriert sich die Forschung vor allem auf die
Verbesserung dieser Substanz. Hier ging es hauptsächlich um Verbesserung der oralen
Bioverfügbarkeit und Verlängerung der Halbwertzeit, was zu einer Senkung der Dosierung
geführt hat. Zwei dieser Nachfolgesubstanzen - Naratriptan und Zolmitriptan - sind
bereits in Deutschland eingeführt, weitere sollen in den nächsten zwei Jahren folgen. |
Wie
wirken Triptane? |
Wie wirken die Triptane, auch 5 HT1B/D-Agonisten oder
Serotonin-Agonisten genannt? Der genaue Wirkmechanismus ist nach wie vor nicht
vollständig geklärt. Die Entwicklung dieser Substanzgruppe orientierte sich an der
Vorstellung, daß Substanzen, die selektiv zerebrale Gefäße, nicht aber andere
Gefäßabschnitte verengen, effektive Migränemittel sein müßten. |
Wirkung
an zerebralen Gefäßen. |
Danach haben die Agonisten an zerebralen Gefäßen mindestens zwei
Effekte: Sie hemmen die Ausschüttung vasoaktiver Neuropeptide über 5HT1D-Rezeptoren
,verursachen jedoch auch vasokonstriktive Effekte durch 5 HT1B-Rezeptoren, die auf der
glatten Gefäßmuskulatur liegen. Außerdem stellte sich heraus, daß 5HT1B/D-Rezeptoren -
wenn auch in geringem Umfang - in den nozizeptiven Strukturen des Hirnstamms exprimiert
werden. Sie können also auch hier binden und zentral wirken. Eine dritte Möglichkeit ist
aber auch die Kombination aus peripherer Wirkung am Gefäß mit der Bindung an zentralen
Strukturen. |
Die
Wirkung wurde nachgewiesen. |
Die Wirkung von Sumatriptan ist mittlerweile in über 85
Multicenter-Studien mit über 30.000 Migräne-Patienten und damit bei mehreren Millionen
Attacken überprüft worden. |
Zolmitriptan
passiert die Blut- Hirn- Schranke besser. |
Zolmitriptan ist seit August letzten Jahres auf dem
deutschen Markt erhältlich. Es ist derzeit nur in der oralen Form verfügbar, eine
intranasale Darreichungsform soll folgen. Zolmitriptan hat gegenüber Sumatriptan eine
wesentlich verbesserte orale Bioverfügbarkeit und eine bessere Passierbarkeit der
Blut-Hirn-Schranke. |
Naratriptan
hat kaum noch Nebenwirkungen. |
Naratriptan ist seit 10/97 in Deutschland zugelassen. Die
orale Bioverfügbarkeit beträgt 60 - 70 Prozent, die Halbwertzeit ist mit 5 bis 6 Stunden
fast dreimal so lang wie die von Sumatriptan. In niedriger Dosierung etwa von 2,5 mg oral
hat Naratriptan keinen vasokonstriktiven Effekt mehr, wirkt etwas weniger effektiv als 50
mg Sumatriptan, hat dann aber auch fast keine Nebenwirkungen mehr. Nachteil der niedrigen
Substanzmenge und der langen Halbwertzeit ist die langsame Anflutungszeit, die bei 2,5 mg
über zwei Stunden betragen kann, bis der maximale Plasmaspiegel erreicht ist. Dadurch
wird eine Schmerzreduktion oder Schmerzfreiheit erst oft nach vier Stunden erreicht, was
bei den anderen 5HT-Agonisten schon nach zwei Stunden erzielt wird. |
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Vorbeugende Behandlung
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Vorbeugende
Medikamente: |
Aber nicht nur bei akuten Attacken sondern auch zu Prophylaxe gibt
es Medikamente. Dazu zählen die Betablocker Metoprolol und Propanolol und der
Kalziumantagonist Flunarizin. |
Der
Patient sollte auslösende Reize vermeiden. |
Ganz wichtig zur Prophylaxe ist jedoch, daß die Patienten alles
versuchen, die Reizüberflutung des Gehirns einzudämmen. Sie müssen lernen - und dabei
kann der Arzt helfen - die Reize zu erkennen, mit denen sie sich stimulieren, um diese in
der Spitze abzuschwächen. Solche vermeidbaren Reize können Lärm und grelles Licht sein
oder auch Nahrungsmittel wie Käse oder Schokolade. Das Thyramin im Käse und das Koffein
in der Schokolade fördern die noradrenerge Aktivität im Gehirn. |
Bereiten
Sie sich auf die Attacke vor. |
Betroffene Patienten sollten im Sommer eine Sonnenbrille tragen
und die Klingel des Telefons oder an der Tür leiser stellen. Dagegen ist es praktisch
nicht durchführbar, alle Reize abzustellen. Trotzdem sollte ein Patient, der weiß, daß
er alle 14 Tage seine Attacke bekommt, in dieser Phase auf entsprechende Reize verzichten
und vor allem den "Turbo im Kopf" deutlich herunterfahren. Top |
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