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Suchtanamnese:
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Dauer, Konsummuster, Umstände und Funktion, bisherige
Behandlungsversuche
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Soziale Anamnese
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Familie und Freunde, Arbeit, Finanzen, Justiz
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Labor
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Drogenscreening, Urin und Blutuntersuchungen, Leber- und Nierenwerte.
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Folgeerkrankungen
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Psychiatrische Erkrankungen, psychiatrische
Komorbidität, körperliche Suchtfolgeerkrankungen.
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Süchtige verleugnen und verharmlosen ihr Verhalten fast immer.
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Die Situationen, in denen Abhängige einen Arzt aufsuchen, sind
unterschiedlich. Es kann sich, auch bei einmaligen Drogenkonsum, um eine akute Intoxikation handeln. Oder Betroffene kommen
aufgrund sekundärer Erkrankungen zum Arzt. Die meisten Betroffenen aber gehen wegen einer
anderen Erkrankung zum Arzt, etwa wegen einer hartnäckigen Erkältung oder aufgrund einer
Verletzung. Abhängige haben eine große Tendenz, ihre Situation zu beschönigen und zu
verleugnen. Häufige Arztbesuche wegen unklarer oder vager Beschwerden, wiederholte
Rezeptforderungen von Hustenmitteln, Schmerzmitteln oder Tranquillizern oder auch häufige
Unfälle können ein Hinweis auf eine verleugnete Abhängigkeit sein. |
In jeder Krankengeschichte sind Aspekte des Suchtmittelkonsums zu
finden.
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Der schädliche Gebrauch
von Suchtmitteln ist so weit verbreitet, dass ein Arzt
jeden Patienten, den er behandelt, nach der Einnahme von Suchtmittel befragen wird. An
erster Stelle steht hier wohl die Frage nach dem Rauchen. Auch Alkoholkonsum und der
Umgang mit Medikamenten werden in jedem Krankenblatt festgehalten. Bei entsprechendem
"Verdacht" werden dann die Fragen weiter gefasst. Eine vollständige
Suchtmittelanamnese ist wichtig, wenn ein Entzug stattfinden soll. Dann muss die Phase der Abhängigkeit ebenso festgestellt werden, wie das
Vorhandensein von psychiatrischen Komplikationen. |
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TIM nennt als Bestandteile der Suchtmittelanamnese:
- Dauer
- Konsummuster
- Einnahmefrequenz
- Aufnahmeweg
- Kombination von Suchtmitteln
-Veränderungen des Konsummusters, wie beispielsweise Abweichung von gesellschaftlichen
Konventionen des Alkoholkonsums oder Übergang von Inhalation zu intravenösem
Heroinkonsum
- Umstände und Funktion
- allein oder in Gesellschaft
- Zugehörigkeit zur Subkultur
- angestrebte Wirkung wie Anxiolyse (entspannend, angstlösend), Euphorisierung
- Vermeidung von Entzugssymptomen
- bisherige Behandlungsversuche
- Entgiftungsversuche (selbständig oder mit ärztlicher Hilfe, ambulant oder stationär)
- Entwöhnungstherapien
- Pharmakotherapie (Substitutionstherapie, Anti-craving-Substanzen = Substanzen, die das
Verlangen nach Suchtmitteln reduzieren.)
- psychiatrische Behandlungen
- Notwendigkeit der Behandlung von Komplikationen wie Überdosierungen, drogeninduzierten
Psychosen, somatischen Folgeerkrankungen usw.
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Der Laborcheck ist unumgänglich.
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Zur routinemäßigen Laboruntersuchungen gehört das Drogenscreening aus
dem Urin. Dort wird nach Hinweisen auf Opiate, Barbiturate, Benzodiazepine, Cannabis,
Kokain und Amphetaminen gesucht. Das Drogenscreening ist besonders dann wichtig, wenn der
Betroffene mehrere Substanzen zusammen eingenommen hat. Das ist recht häufig der Fall.
Oft erinnern sich die Betroffenen auch nicht mehr daran, was und wie viel sie konsumiert
haben. |
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Weitere Untersuchungen müssen vor allem dann durchgeführt werden, wenn
Infektionskrankheiten festgestellt werden, etwa Hepatitis oder Tuberkulose. Dann sind die
Leber- und Nierenwerte, ein Blutbild und eine Blutsenkung wichtige
Untersuchungsbestandteile. |
Auch die soziale Situation gehört ins Krankenblatt.
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Um eine Drogenabhängigkeit individuell sinnvoll behandeln zu können, ist
es wichtig, dass die soziale Situation des Betroffenen bekannt ist. Dazu gehören z. B.
die Aspekte der familiären Bedingungen, Freunde, Freizeitgestaltung, Ausbildung
und Beruf, Arbeitssituation, Finanzen oder rechtliche Belastungen. |
Folgeerkrankungen müssen festgestellt werden.
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Zur Diagnose bei Suchterkrankungen gehört ebenfalls, festzustellen, ab
die Betroffenen zusätzlich unter psychiatrischen Folgeerkrankungen leiden. Auch die psychiatrische Komorbidität muss diagnostisch
abgeklärt werden, denn sie gibt einen wichtigen Hinweis auf die Prognose. Auch andere,
körperliche Suchtfolgeerkrankungen, etwa eine Leberzirrhose bei Alkoholabhängigkeit,
müssen bei der Diagnostik erfasst werden.
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