0-4. Tag
Hämostase
Phagozytose durch Makrophagen
Stimulation von Fibroblasten
Es bietet sich an, den Prozeß der Wundheilung in Phasen zu erörtern, aber man muß bedenken, daß diese Ereignisse sich überschneiden. Ferner sollte man daran denken, daß diese Ereignisse so beschrieben werden, wie sie sich idealerweise abspielen. In Wirklichkeit zeigen Patienten mit Wunden oft keinen idealen Heilungsprozeß. Die Entzündungs- oder Reaktionsphase beginnt unmittelbar nach der Verletzung und hält ungefähr vier Tage an. Die ersten Aktivitäten sind die Hämostase oder Blutstillung und die Phagozytose, d.h. die Neutralisierung von Bakterien und die Aufbereitung der Wunde für ein Debridement durch Makrophagen.
Sofort nach der Verletzung kommt es zu einem Platzen von Thrombozyten aus dem Blutstrom bei Kontakt mit Kollagen. Eiweißstoffe im Blut bilden zusammen mit den Thrombozyten ein Fibringerinnsel.
Gerinnselbildung und Vasokonstriktion von verletzten Gefäßen verringern den Blutverlust.
Eine Erweiterung nahegelegener Gefäße führt zum Flüssigkeitsaustritt aus den Gefäßen und somit zu einem Gewebsödem.
Diese Flüssigkeit wird Wundsekret oder Exsudat genannt und besteht aus Plasma, das durch weiße Blutkörperchen entsprechend aufbereitet wurde. Sie enthält außerdem Serumproteine, Enzyme, Antikörper und Wachstumsfaktoren, die für die Heilung wesentlich sind.
Neutrophile bzw. polymorphkernige Leukozyten sind frühe Abwehrmittel gegen eine mikrobielle Invasion. Danach verdauen die Makrophagen die Mikroben und Zelltrümmer (Phagozytose) und setzen gefäßerweiternde Stoffe frei, was zur Rötung (Erythem) und Schwellung (Ödem) führt, den klinischen Zeichen einer Entzündung.
Innerhalb von 24 Stunden nach der Phagozytose von Bakterien und Zelltrümmern sterben die Neutrophilen ab und bilden den in einer Wunde sichtbaren »Eiter«. Die Makrophagen sind die hauptsächlichen Entzündungszellen und »dirigieren« den Heilungsprozeß. Indem Makrophagen Leukozyten ersetzen, stimulieren sie die Einwanderung von Fibroblasten und die Proliferation. Fibroblasten ihrerseits verstärken die Produktion von Kollagen, dem Hauptbestandteil des Bindegewebes.
Klinisch erscheint eine Wunde in der Entzündungsphase gerötet und geschwollen. Die Entzündung ist absolut wesentlich für die Wundheilung, wobei jedoch ein sehr feines Gleichgewicht zu erreichen ist. Der Entzündungsprozeß muß in Gang gesetzt werden, damit die Abheilung beginnen kann; er muß aber auch ein zeitlich begrenzter Prozeß sein, der abklingen muß, bevor eine Heilung weiter fortschreiten kann.
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