Jedes zugrundeliegende Problem kann einen ausgeprägten Effekt auf die Heilung haben. Wie gut eine Wunde heilt, spiegelt den gesundheitlichen Gesamtstatus des Menschen wider. Selbst wenn lokale Faktoren und die Wundversorgung ideal sind, beeinträchtigen systemische Faktoren mitunter die Heilung.
Medikamente
Eine Überprüfung der Medikation empfiehlt sich bei Patienten mit gestörter Wundheilung, die Kortikosteroide und andere lmmunsuppressiva einnehmen. Sonstige Medikamente oder Behandlungen, die die Wundheilung beeinflussen könnten, sind Zytostatika, Antikoagulanzien, Chemotherapeutika Prostaglandinhemmer und eine Strahlentherapie.
Alter
Mit zunehmendem Lebensalter verringert sich die Wundheilungsfähigkeit. Außerdem kann die Effizienz des kardiovaskulären und respiratorischen Systems beeinträchtigt sein, was zum Problem beiträgt.
Psyche
Die psychische Verfassung des Menschen beeinflußt den physiologischen Prozeß der Heilung. Begleitende Maßnahmen zur Stabilisierung der Seelenlage des Patienten unterstützen daher den Abheilungsverlauf.
Durchblutung, Mobilität
Eine ausreichende Sauerstoffversorgung ist für alle Phasen der Wundheilung wesentlich. Desgleichen ist eine ausreichende Blutmenge im Intravasalraum für die Gewebsperfusion notwendig. Die Bewegung des Patienten wirkt sich günstig aus, da sie die Durchblutung fördert.
Jeder Zustand, der mit einer kardiovaskulären Insuffizienz einhergeht, kann den Wundheilungsprozess beeinträchtigen.
Immunstatus
Bei Patienten, die durch eine Erkrankung wie HIV-Infektion oder Krebs immungeschwächt sind oder Medikamente wie Kortikosteroide oder Chemotherapeutika erhalten, ist die Wundheilungsfähigkeit herabgesetzt. Der Entzündungsprozeß wird unterdrückt; es gibt nicht genügend weiße Blutkörperchen, um den Wiederherstellungsprozeß in Gang zu setzen.
Ernährung
Gute Ernährung ist absolut wesentlich für die Wundheilung. Nährstoffmangel kann den Ablauf der Heilung verzögern oder gar verhindern. Patienten mit Wunden brauchen mehr Kalorien und sonstige Nährstoffe als andere Personen; unterernährte Patienten haben daher große Schwierigkeiten bei ihrer Wundheilung. Darüber hinaus ist ausreichende Flüssigkeitszufuhr notwendig.
Auch die Vitamine A, C, B 10 und B 12 haben aktiven Anteil am Wundheilungsprozeß. Vitamin C ist sogar unerläßlich für die Kollagenproduktion. Mineralstoffe wie Eisen, Kalzium und Zink sind ebenfalls wichtig.
Bei postoperativen Patienten kann die Abheilung von Wunden wegen eingeschränkter oraler Nahrungsaufnahme gestört sein, insbesondere wenn ihr präoperativer Ernährungszustand nicht optimal war.
Allgemeiner Gesundheitszustand
Ausgangspunkt ist die Begutachtung des allgemeinen Gesundheitszustandes des Patienten, insbesondere der Herz-Lungen-Funktion.
Jede Erkrankung, die den Kreislauf und die Durchblutung unterbricht oder verringert, kann in die normale Versorgung mit Sauerstoff, Zellnährstoffen und Bestandteilen der Immunreaktion eingreifen. Dies kann die Fähigkeit des Körpers beeinträchtigen, Leukozyten und Makrophagen zu transportieren, jenen Zellen, die für die Infektionsabwehr verantwortlich sind. Ohne diese Zellkörper ist die Wundheilung ernsthaft gestört.
Wunden können durch pathophysiologische Prozesse in Venen oder Arterien bedingt sein. Man achte auf eventuelle Begleitkrankheiten, die die Wundheilung beeinflussen könnten, beispielsweise Diabetes mellitus, Atherosklerose oder Veneninsuffizienz. Weitere Faktoren, die die Heilung nachteilig beeinflussen, sind Streß, Rauchen und Körperbau. Bei der Begutachtung des Wundheilungsprozesses ist es unerläßlich, alle systemischen Faktoren zu berücksichtigen.
Dies ist keinesfalls eine erschöpfende Begutachtungsliste, sondern eher eine Ausgangsbasis. Es sind stets die individuellen Charakteristika und Bedürfnisse des Patienten zu berücksichtigen.
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