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Redeflussstörungen - Stottern und Poltern
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Stottern
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Hemmung und Unterbrechung des Sprechablaufs
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Unter Stottern versteht man einen durch Hemmung und Unterbrechung des
Sprechablaufes gestörten Redefluss. Dabei werden unabhängig vom Willen des
Sprechers Laute und Silben blockiert und/oder wiederholt. Während der
Sprachentwicklung ist eine mangelnde
Sprachflüssigkeit im 2,5. bis 4. Lebensjahr normal. |
Jungen und Männer häufiger betroffen als Mädchen und Frauen
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Von Stottern sind etwa 4 Prozent der Kinder und ein Prozent der
Gesamtbevölkerung betroffen, und zwar unabhängig von der Sprache und dem
Kulturkreis des Betroffenen. Bei Männern und Jungen kommt Stottern häufiger
vor als bei Frauen und Mädchen. Man konnte feststellen, dass stotternde
Patienten in der Regel eine durchschnittliche bis überdurchschnittlich hohe
Intelligenz aufweisen. |
Ursache unbekannt
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Eine konkrete Ursache des Stotterns ist nicht bekannt. Es wird jedoch
angenommen, dass folgende Faktoren an der Entstehung beteiligt sind:
- Vererbung
- Übererregbarkeit des Gehirns
- psychische Faktoren
- Umgebung, in der ein Kind aufwächst beziehungsweise in der ein
erwachsener Patient lebt
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Es gibt tonisches und klonisches Stottern
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Je nach der Ausprägung des Stotterns wir ein tonisches Stottern von einem
klonischen Stottern unterschieden.
- Beim tonischen Stottern ist der
Sprechablauf am Satzbeginn und/oder am Wortbeginn blockiert. Parallel zu den
Bemühungen, den Satz oder das Wort zu beginnen, ist die gesamte
Körperspannung des Patienten erhöht.
- Im Gegensatz dazu ist das klonische
Stottern durch Laut-, Silben- und Wortwiederholungen charakterisiert.
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Veränderung von Gestik, Mimik und Körperfunktionen
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Bei
beiden Formen des Stotterns kann es parallel zum Stottern zu Veränderungen
der Atmung, der Mimik, der Gestik und vegetativer Körperfunktionen wie
Atmung oder Herzschlag kommen (die vegetativen Körperfunktionen können nicht
willentlich gesteuert werden, sondern unterliegen der Kontrolle des vom
Willen unabhängigen vegetativen Nervensystems).
Die Stottersymptome verschwinden häufig, wenn der Patient flüstert oder
singt. Auch bei tauben Patienten kommt es in der Regel nicht zum Stottern.
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Die Diagnostik klärt vor allem psychische, emotionale und soziale
Faktoren ab
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Bei einem stotternden Patienten werden durch die Diagnostik folgende
Punkte abgeklärt:
- Sprechangst und daraus folgendes Vermeidungsverhalten (beispielsweise
bei Kindern die Vermeidung der aktiven Teilnahme am Schulunterricht oder
bei Erwachsenen das Meiden geselliger Zusammentreffen, um nicht sprechen
zu müssen)
- Körpergefühl
- Veränderlichkeit des Stotterns, zum Beispiel in Abhängigkeit von
äußeren Umständen und Umgebungsreizen
- Beginn und bisheriger Verlauf des Stotterns
- soziales Umfeld des Patienten (Familie, Freunde, Beruf
beziehungsweise Schule)
- Eigenwahrnehmung des Stotterns durch den Patienten selbst
- Wahrnehmung des Stotterns durch Familienmitglieder oder andere
Menschen aus der sozialen Umgebung des Patienten
- Einstellung des Patienten zum Stottern
- Gefühle des Patienten in Bezug auf das Stottern
- Erwartungen des Patienten an eine Besserung des Stotterns
- Motivation des Patienten, aktiv an der Besserung der Sprechstörung
mitzuwirken
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Die Therapie bessert die Symptome
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Da dem Stottern keine konkrete, zu behebende Ursache zugrunde liegt, ist
die Therapie eher auf eine Besserung der Symptome ausgerichtet. Dabei gibt
es keinen Behandlungsstandard, an dem man sich orientieren könnte. Vielmehr
wird für jeden einzelnen Patienten ein individuelles Therapiekonzept
erstellt. |
Behandlungselemente
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Bei der Behandlung des Stotterns kommen unter anderem folgende
Therapieelemente zum Einsatz:
- Verbesserung der Eigenwahrnehmung
- Erreichen eines gewissen Gleichmuts gegenüber dem Stottern
- Erlernen spezieller Sprechtechniken, die das Stottern positiv
beeinflussen
- Stabilisierung von Sprechverbesserungen durch Anbindung an eine
Selbsthilfegruppe
- im Einzelfall Unterstützung der Therapie durch Medikamente, die zu
einer seelischen Beruhigung des Patienten beitragen (sogenannte
Tranquilizer)
Durch die Therapie kommt es bei ungefähr einem Drittel der Patienten zu
einer vollständigen Beseitigung des Stotterns und bei etwa einem weiteren
Drittel zu einer Besserung. Beim verbleibenden Drittel lässt sich keine
Besserung erreichen.
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Poltern
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Hastiger Redefluss und undeutliche Sprechweise
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Poltern zeichnet sich durch einen beschleunigten, hastigen und zerfahrenen
Redefluss sowie eine undeutliche Sprechweise aus. Das Gesprochene ist unter
Umständen schwer verständlich, da der Sprecher Laute, Silben oder ganze Wörter
auslässt, verstellt oder "verstümmelt". Die Sprache klingt monoton und
unmusikalisch. Diese Störung ist weniger auf eine Störung des Sprechvorgangs an
sich als vielmehr auf eine Störung der gedanklichen Vorbereitung des Sprechens
zurückzuführen.
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Silben- und Wortwiederholungen
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Häufig bauen die Patienten Silben- oder Wortwiederholungen und -dehnungen
ein. Auf diese Weise "gewinnen sie Zeit", während der sie sich überlegen können,
was sie sagen möchten. Eine Besserung des Polterns ergibt sich in der Regel bei Zuwendung des
Gesprächspartners, Konzentration und bewusster Reduktion des Sprechtempos.
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Zusätzliche Symptome beim Poltern
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Bei Patienten mit Poltern lassen sich häufig parallel folgende Symptome
feststellen:
- Konzentrationsschwierigkeiten
- geringe Merkfähigkeit
- Störungen in Denkabläufen
- Lese- und Schreibschwierigkeiten
- ungleichmäßige Atmung
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Ursache
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Eine Ursache des Polterns ist nicht bekannt. |
Häufigkeit
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Das Poltern kommt mit einer Häufigkeit von ungefähr 0,4% aller Menschen vor.
Bei Kindern in einem Alter zwischen 3 und 5 Jahren ist Poltern als Teil der
Sprachentwicklung normal.
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Ein erwachsener Patient mit Poltern empfindet das Poltern häufig selbst nicht
als Sprechstörung. Daher ist in der Regel auch keine Behandlung erforderlich.
Allerdings kann dem Patienten seine Sprechstörung bewusst gemacht werden,
beispielsweise durch das Vorspielen einer Tonbandaufnahme.
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Logopädische Übungsbehandlung oft erfolgreich
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Besteht bei erwachsenen Patienten der Wunsch nach einer Besserung des
Polterns, kommt eine sprachtherapeutische (logopädische) Übungsbehandlung in
Betracht. Auch eine Verbesserung der Aufmerksamkeits- und
Konzentrationsfähigkeit kann das Poltern positiv beeinflussen. Nach einer
mehrmonatigen Behandlung lässt sich in der Regel eine gute Besserung des
Polterns erreichen. Bei Kindern mit Poltern besteht meist begleitend eine weitere Sprechstörung,
deren Behandlung im Vordergrund steht und dessen Besserung häufig auch eine
Besserung des Polterns mit sich bringt. |
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Unterscheidungsmerkmale zur Abgrenzung von Stottern und Poltern
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Es gibt einige Kriterien, mit deren Hilfe man ein Stottern gut von einem
Poltern unterscheiden kann:
- Sprechgeschwindigkeit: beim Stottern normal bis langsam, beim Poltern
schnell
- Satzbau: beim Stottern gut, beim Poltern schlecht
- Sprechangst: beim Stottern vorhanden, beim Poltern nicht vorhanden
- bewusste Konzentration beim Sprechen: Verschlechterung beim Stottern,
Verbesserung beim Poltern
- Alkoholeinfluss: Verschlechterung beim Stottern, Verbesserung beim
Poltern
- soziale Isolierung des Patienten: Verbesserung des Stotterns, keine
Veränderung des Polterns
- Übermittlung wichtiger Mitteilungen: Verschlechterung des Stotterns,
Verbesserung des Polterns
- Sprechen mit Fremden oder Respektspersonen, beispielsweise
Vorgesetzten: Verschlechterung des Stotterns, Verbesserung des Polterns
- Sprechen mit Freunden, Familienmitgliedern oder Bekannten:
Verbesserung des Stotterns, Verschlechterung des Polterns
- Lesen von bekannten Texten: Verbesserung des Stotterns,
Verschlechterung des Polterns
- Lesen von unbekannten Texten: Verschlechterung des Stotterns,
Verbesserung des Polterns
- Persönlichkeit: bei stotternden Patienten eher introvertiert, bei
polternden Patienten eher extrovertiert
- Blickkontakt: bei stotternden Patienten eher Vermeidung, bei
polternden Patienten normal
- Haltung gegenüber dem eigenen Sprechen: bei stotternden Patienten
Nervosität, bei polternden Patienten Gleichgültigkeit
- Sprechen unter Stress: beim Stottern Verschlechterung, beim Poltern
Verbesserung
- Sprechen in einer entspannten Situation: beim Stottern Verbesserung,
beim Poltern Verschlechterung
- Sprechen mit Wiederholungen: beim Stottern Verbesserung, beim Poltern
Verschlechterung
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