Untersuchungen
belegen additive Schäden und synergistische Effekte. |
Untersuchungen
über die additiven und synergistischen Kombinationswirkungen von Xenobiotika (Pestiziden)
in subtoxischen Konzentrationen auf menschliche Fibroblasten [11] belegten bei vielen
Chemikalien nicht nur additive Schädigungen, sondern auch vielfache synergistische
Effekte. Und dies bei subtoxischen Konzentrationen! So werden die starken
Lipophilitätsunterschiede der kombinierten Substanzen als mögliche Ursachen der
synergistischen Effekte diskutiert [12]. |
Frühsymptom:
Ausfall eines Sinnesorgans. |
Neben
sensiblen und motorischen Störungen gehören die Fehlfunktionen der Sinnesorgane bis hin
zum kompletten Ausfall eines Sinnesorgans (z. B. Hörsturz) zu den Frühsymptomen einer
neurotoxischen Schädigung. So bedingen Xenobiotika-Belastungen eine Vorschädigung
beziehungsweise erhöhte Empfindlichkeit von Sinneszellen (z. B. Innenohr, Netzhaut).
Verschärft wird diese Situation durch eine immunotoxische Ödembildung der Endothelien in
den Gefäßen mit nachfolgender Verminderung der Durchblutung [13]. |
Funktionalität
der Blut- Hirn- Schranke wird herabgesetzt. |
Die
Permeabilität der Gehirngefäße wird durch die Bluthirnschranke bestimmt und kann manche
Substanzen am Übertritt in das Zentralnervensystem (ZNS) hindern [14]. Andererseits
können Chemikalien, Metalle und Arzneimittel die Permeabilität der Bluthirnschranke
erhöhen [15, 16]. |
Der
Hirnstamm ist häufig betroffen. |
Sehr
häufig betroffen ist der Hirnstamm mit seiner Ansammlung wichtiger Schaltstellen
verschiedenster Nerven und Regelkreise. Eine Ursache hierfür könnte sein, daß im
Bereich der Formatio reticularis und im Bereich des Hypothalamus [17] keine
Bluthirnschranke vorhanden ist. |
Untersuchungen
belegen eine Verminderung der D2-Rezeptoren. |
Neueste
Untersuchungsergebnisse belegen, daß der Hirnstamm bei Menschen mit entsprechenden
Vorbelastungen oder Expositionen am Arbeitsplatz eine statistisch signifikante
Verminderung der dopaminergen D2-Rezeptoren im Corpus striatum aufwies. So bestand eine
Korrelation mit der Dauer der Schadstoffexposition und der Schädigung der
Dopamin-D2-Rezeptoren an den postsynaptischen Membranen [18]. |
Hypothese
für die Wirkung von Schadstoffen im ZNS. |
Hypothese
für die Schadstoffwirkungen im ZNS könnte sein, daß die Schadstoffe an den
Hirngefäßen zu chronisch-rezidivierenden Vaskulitiden mit immunogenen
Entzündungsstadien führen. Schadstoffe wirken auf das Immunsystem und induzieren eine
Antikörperbildung, die zu einer Dopamin-Blockade an der postsynaptischen Membrane führt
[19]. So können Chemikalien mit niedrigem Molekulargewicht native Proteine verändern,
als Hapten wirken und eine Autoimmun-Reaktion bewirken [20, 21]. |
Besonderheit:
hohe Konzentration des Ah-Rezeptors und Affinität für Dioxine, PCBs und andere
chlororganische Stoffe. |
Diese
anatomischen und pathophysiologischen Besonderheiten könnten Ursache für die erhöhten
Konzentrationen an Schwermetallen und Organochlorverbindungen im Hirnstamm bei
entsprechend exponierten Versuchstieren sein [22]. Eine weitere Besonderheit ist die hohe
Konzentration des Ah-Rezeptors (aromatic hydrocarbon receptor), der in hohen
Konzentrationen im Hirnstamm (Thalamus, Thymus) vorkommt und eine hohe Affinität für
Dioxine, PCBs und andere chlororganische Stoffe hat [23, 24]. Dieses Rezeptor-Protein
beeinflußt die Aktivität der Arylhydrocarbonhydroxilase (AHH) einerseits und verbindet
sich andererseits als Rezeptor-Liganden-Komplex mit Zellkernbestandteilen und beeinflußt
hierdurch die Gen-Expression [25]. |
Ähnlichkeit
zwischen Ah- und Steroid-Rezeptor. |
Große
physiologische Ähnlichkeiten bestehen zwischen dem Ah-Rezeptor und den Steroid-Rezeptoren
[26]. Allerdings ist derzeit noch unklar, ob der Ah-Rezeptor der Familie der
steroidalen/thyreoidalen und retinalen Rezeptoren zugerechnet werden kann [27, 28]. |
Der
inhalative Pfad über die Schleimhaut von Nase, Rachen und Bronchialbaum wurde bisher zu
wenig beachtet. |
Neben
der oralen Aufnahme von Fremdstoffen (Ingestion) wurde der inhalative Pfad über die
Schleimhaut von Nase, Rachen und Bronchialbaum bisher zu wenig beachtet. Inhalierte
Moleküle/Substanzen (z. B. Toxine) werden über die weniger als 0,6 Mm dünne
Luft-Blut-Schranke der Alveolen und/oder die Nasenschleimhaut in Sekunden bzw. Minuten ins
Gehirn transportiert [29], insbesondere in die rhinencephalen Strukturen, den Hypothalamus
(limbisches System), die temporalen Hirnregionen und den Hirnstamm. Der Hypothalamus und
der Hippokampus mit Amygdala sind ein Hauptziel für die Toxine [30, 31]. Damit sind die
wichtigsten Schaltstellen neuronaler Informationswege betroffen: das autonome Nervensystem
ebenso wie die hormonelle Steuerung der Hypophyse [32-34]. |
HNO-Arzt
und Otoneurologe tragen eine hohe Verantwortung. |
Diese
pathophysiologischen Gegebenheiten und moderne diagnostische Verfahren inklusive subtiler
elektrophysiologischer Meßmethoden weisen dem HNO-Arzt und Otoneurologen eine wichtige
Stellung in der Früherkennung und Diagnostik neurotoxischer Schäden zu [35]. |
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Dieser
Beitrag enthält Auszüge eines Vortrages, gehalten auf dem 2. deutschsprachigen Kongreß
für praktische Umweltmedizin vom 16.-18.10. 1998 in Hamburg. Literatur beim Verfasser:
Dr. med. Michael R. Jaumann, Marktstraße 25, 73033 Göppingen
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