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Gentechnik bei Nahrungsmittelpflanzen Anspruch und Wirklichkeit liegen weit auseinander. |
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Dr.
med. Wolfgang Ritter, Arzt für Allgemeinmedizin und Umweltmedizin, Wertheim |
Ohne
Gentransfer gäbe es keine Evolution, aber der eingeschlagene Weg ist der falsche. |
Die
Natur macht es uns vor: Ständig erfolgt ein Austausch von genetischem Material. Ohne
Gentransfer gäbe es keine Evolution. Die Gentechnik wird von Kritikern auch nicht
grundsätzlich und pauschal abgelehnt, wohl aber der von Saatgutherstellern und
Pestizidproduzenten eingeschlagene Weg: Der Einbau eines bestimmten Gens aus dem
Agrobacterium tumefaciens in die Zuckerrübe, Mais oder Raps, welches die Pflanze
resistent macht gegen Totalherbizide wie Glyfosat, Handelsname Roundup ultra. Beim
Spritzen sterben alle Pflanzen auf dem Acker ab, nur die genmanipulierte Pflanze überlebt
den Chemieangriff. Durch das eingeschleuste Gen ist die Pflanze in der Lage, das Gift im
Tonoplasten, in der Vakuole und in der Zellwand in unlösliche Rückstandsverbindungen
umzuwandeln und zu deponieren. Die Pflanze kann jetzt trotzdem weiter wachsen. |
Das
Gift gelangt beim Menschen wieder in Freiheit. |
Das
Gift gelangt erst beim Verzehr durch den Menschen wieder in Freiheit und schädigt dessen
Stoffwechsel im Niedrigdosis-Bereich durch irreversible Enzymblockaden im Shikimat- und
ATP-Zyklus. Die akute Toxizität beim Menschen ist sehr gering. Da es sich um ein
Speichergift handelt, ist jedoch mit einer schädlichen Langzeitwirkung zu rechnen,
ähnlich wie beim DDT. Die Aussage des Herstellers, Glyfosat werde im menschlichen
Organismus abgebaut, ist eine Halbwahrheit. Die Substanz zerfällt lediglich in zwei
Metaboliten: in die giftige Glyoxalsäure und die sehr giftige Amino-Methyl-Phosphonsäure
(AMPA). Weitere Abbauschritte sind nicht bekannt, zumindest nicht veröffentlicht. |
Halbwahrheiten
verschleiern die Tatsachen. |
Hersteller
werben mit der Aussage, die Gentechnik sei umweltfreundlicher als die konventionelle
Landwirtschaft, weil weniger gespritzt werden müsse. Auch das ist nur eine Halbwahrheit.
Zwar wird nur noch ein Totalherbizid vor der Aussaat gespritzt, dieses jetzt aber in 3-
bis 5-fach höherer Konzentration, um einen gewissen Vorratseffekt zu erzielen. |
Herbizidrückstände
werden zunehmend problematischer. |
Der
Mensch kommt sicherlich nicht direkt durch das in die Nahrungspflanze eingeschleuste Gen
zu Schaden, wohl aber indirekt durch die Herbizidrückstände, die dann im Zucker, im
Maismehl, in Sojaprodukten, in Fertignahrung, in Babykost und anderen Lebensmitteln zu
finden sind. Dies ist derzeit zwar noch kein größeres Problem, da in den Handelsketten
eine Vermischung zwischen gentechnisch und konventionell erzeugten Nahrungsmitteln
vorgenommen wird. Der Vorteil dieses Verdünnungseffektes schwindet aber mit zunehmendem
Anteil an gentechnisch produzierter Ware, die derzeit erst 2 - 10 % ausmacht. Schon jetzt
laufen Bestrebungen über Italien, die Grenzwerte von Roundup-Rückständen um den Faktor
100 anzuheben, um dann über EU-Recht Allgemeingültigkeit zu erlangen. |
Gift
wird permanent produziert und vom Menschen aufgenommen. |
Ein
weiteres Anwendungsgebiet der Gentechnik sind Kulturpflanzen, die selbst ein Insektizid
produzieren. Dabei wird ein Gen aus dem im Boden vorkommenden Bacterium thuringiensis (Bt)
in die Erbmasse der Pflanze eingeschleust. Dieses Bt-Gen produziert jetzt in der
Kulturpflanze das spezifische Protein selbst, welches bei fressenden Raupen eine tödliche
Durchfallerkrankung erzeugt. Bisher hat man das Bt-Insektizid nur versprüht, wenn ein
tatsächlicher Raupenbefall vorgelegen hat. Bis zum Erntezeitpunkt war das Gift mehr oder
weniger abgebaut. Jetzt wird das Bt-Toxin permanent bis zum Erntezeitpunkt in der Pflanze
produziert und beim Verzehr durch den Menschen aufgenommen. |
Gifte können tödliche Auswirkungen haben. |
Bei
einer Toxizitätsbelastung ist nicht nur die Menge des produzierten Giftes in der Pflanze
von Bedeutung, sondern auch die Ausstattung mit passenden Rezeptoren beim
Empfängerorganismus. So können Giftstoffe sogar im Bereich von Mikro- und Nano-mol
tödliche Auswirkungen haben. |
Gibt es richtige und falsche Anwendungsmethoden der Gentechnik? |
Die
Frage lautet nicht pro oder contra Gentechnik, sondern: Gibt es richtige und falsche
Anwendungsmethoden. Der Fortschritt ist zwiespältig. Die Wissenschaft ist nicht neutral.
Ihre Vertreter haben sich in der Geschichte der Völker nicht weniger mißbrauchen lassen
als andere Berufsgruppen. Der Zug der Genforschung ist längst abgefahren. Die Frage ist
nur, wo er entgleist und wie hoch die Zahl der Opfer sein wird. Top |
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