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Von Menschen und Ratten Über das Scheitern der Justiz im Holzschutzmittelskandal,
Gutachter- und Grenzwertproblematik. |
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Prof.
Dr. Erich Schöndorf, Professor für Umweltrecht, Bad Vilbel |
Gutachter
stehen im Verdacht, einseitig für die Wirtschaft zu arbeiten. |
Zerstörte
Umwelt - kranke Menschen: Das ist auch ein juristisches Problem. Das Haftungsrecht soll
die entstandenen Schäden ausgleichen und das Strafrecht will abschreckend auf potentielle
Täter wirken. Umweltprozesse werden von Sachverständigen dominiert: Chemiker, Biologen,
Ärzte und Toxikologen. Was sie sagen, ist oftmals entscheidend für den Prozeß, schon
weil es der Richter nicht versteht. Gutachter stehen allerdings im Verdacht, einseitig
für die Wirtschaft zu arbeiten. Da ist etwas dran. Wie das gehen kann, hat der
Frankfurter Holzschutzmittelprozeß deutlich gemacht. |
Haben
Holzschutzmittel in den 70er und 80er Jahren Menschen krank gemacht? |
Haben
Holzschutzmittel in den 70er und 80er Jahren Menschen krank gemacht? Vor der
Umweltstrafkammer in Frankfurt hat ein Schweizer Toxikologe 1993 dazu Stellung genommen.
Er hat "Nein" gesagt und sein Votum unter Hinweis auf nicht überschrittene
Grenzwerte gerechtfertigt. Grenzwerte sind die Lieblingskinder der Naturwissenschaftler,
denn sie lassen sich mißbrauchen. |
Der
Holzschutzmittelprozeß hat gezeigt, wie Grenzwerte zustande kommen. |
Der
Holzschutzmittelprozeß hat gezeigt, wie Grenzwerte zustande kommen. Es ging dabei konkret
um die Frage, ob der in den Farben enthaltene Wirkstoff PCP die menschliche Gesundheit
schädigen kann. Der Schweizer Toxikolge, nennen wir ihn Prof. CH, hat einen Tierversuch
zu Rate gezogen. Danach vertrugen Ratten 3 mg PCP pro kg Körpergewicht und Tag. Der Stoff
war ihnen ins Futter gemischt worden. Daraus folgerte der Wissenschaftler, daß Menschen
0,3 mg pro Tag und kg Körpergewicht vertragen, denn ihre Stoffwechselgeschwindkigkeit,
sprich ihre Entgiftung, läuft zehmal langsamer ab. Nachdem Prof. CH nun ausgerechnet
hatte, daß Menschen, die sich in behandelten Wohnungen aufhalten, allerhöchstens ein
hundertstel dieser Menge aufnehmen, verneinte er die krankmachende Wirkung der Mittel. |
Der
Professor hat gemogelt? - Überall! |
Stimmt
das? Sicher nicht! Wo hat der Professor gemogelt? - Überall! Er hat in bezug auf die
Empfindlichkeit gegenüber chemischen Giften Ratten mit Menschen gleichgesetzt. Aber der
Mensch ist keine große Ratte und die Ratte ist kein kleiner Mensch. Schon die Tiere
reagieren nicht gleichförmig auf Gifteinflüsse. Ein Hamster verträgt 4.000-mal mehr
Dioxin als ein Meerschweinchen. Verschwiegen hat Prof. CH zudem, daß der fragliche
Versuch ein Fütterungsversuch war, während die Menschen in den behandelten Häusern das
Gift vor allem über die Atmung aufgenommen hatten. Eingeatmete Gifte sind aber hundert-
bis tausendmal wirksamer als oral aufgenommene. Weiter: Das PCP des Tierversuchs war zuvor
gereinigt worden, das in den Holzschutzmitteln aber nicht. Es enthielt als
produktionsbedingte Verunreinigung Dioxin - ein Supergift. Und: Der Großteil der
Beschwerden, den die mit Holzschutzmitteln belasteten Menschen geltend machten, waren
Müdigkeit, Antriebs- und Konzentrationsschwäche, Angst, Depressionen und ähnliches.
Diese Beschwerden waren jedoch im fraglichen Tierversuch gar nicht abgefragt worden. Es
ging allein um organische Veränderungen, denen man mit Wiegen und Messen auf die Spur
kommen wollte. |
Muß
das sein? |
So
einfach machen es sich die Naturwissenschaftler, weil sie mit Juristen leichtes Spiel
haben. Muß das sein? Top |
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