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Neurodermitis: Krankheitsbild und Verlauf im Säuglingsalter
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Wangen und behaarter Kopf sind besonders häufig betroffen
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Neurodermitis tritt beim Säugling in der Regel erst nach dem 3.
Lebensmonat in Erscheinung. In diesem Alter zeigt sich die Erkrankung vorwiegend im
Gesicht, besonders auf den Wangen, und am behaarten Kopf. Es entwickelt sich ein typisches
Krankheitsbild mit unscharf begrenzten Hautrötungen, die stark jucken. Deshalb sind sie
oft von Kratzspuren durchsetzt. Die Rötungen können zudem von feinen Hautschuppen
bedeckt sein. |
Die Haut ist sehr trocken
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Insgesamt ist die Haut sehr trocken. Das liegt vor allem daran, dass die
Talgdrüsen in den betroffenen Bereichen nur eingeschränkt arbeiten. Bei gesunder Haut
geben die Talgdrüsen ständig geringe Mengen an Talg ab, der die Haut geschmeidig hält.
Außerdem enthält der Talg Substanzen, die das Wachstum von Keimen unterbinden. Bei der
Haut eines an Neurodermitis erkrankten Säuglings fehlen in den betroffenen Hautregionen
diese schützenden Eigenschaften des Talgs bzw. sind sie nur eingeschränkt vorhanden.
Deshalb ist die Haut sehr trocken. |
Zusätzliche Infektionen können auftreten
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Durch die entzündlichen Veränderungen, welche die Neurodermitis
hervorruft, ist die Haut in ihrer Abwehr- und
Schutzfunktion beeinträchtigt. Das hat zur Folge, dass sich Bakterien oder Pilze
leichter ausbreiten können. Zusätzlich zur Neurodermitis kann es deshalb zu Infektionen
kommen. Diese Infektionen zeigen sich in der Regel in einer z. B. gelblichen
Farbveränderung des betroffenen Hautbereichs. Die Haut ist dort auch überwärmt und
Juckreiz und Rötung können sich verstärken. |
Der ganze Körper kann betroffen sein
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Neurodermitis im Säuglingsalter beschränkt sich nicht immer nur auf den
Bereich des Kopfes bzw. des Gesichts. Weitet sich die Erkrankung aus, so sind die
Streckseiten von Armen und Beinen - das sind die Rückseiten der Ellenbogengelenke und die
Region um die Kniescheiben - ebenfalls betroffen. Auch der Rumpf kann in die Ausbreitung
mit einbezogen sein. In der Regel bleibt dann jedoch der Bereich der Windel ausgespart.
Der Grund dafür ist, dass sich unter der Windel durch den Luftabschluss Feuchtigkeit
ansammelt. Das trägt dazu bei, die Haut feucht zu halten. Wegen des höheren
Feuchtigkeitsgehalts der Haut im Windelbereich wird diese dann nicht so leicht von der
Erkrankung betroffen. Das kann sogar dazu führen, dass sich der Wechsel der Windel
deutlich abzeichnet. Denn eine andere Windel kann unter Umständen einen etwas kleineren
oder etwas größeren Hautbereich abdecken, als die abgenommene Windel. Durch diese
wechselnden, jeweils etwas abweichenden Abdeckungen der Haut, bleiben dann jeweils
kleinere oder größere Hautbereiche von den Krankheitszeichen ausgespart. |
Es kann zur Lichenifikation, einer
Verdickung der Haut mit vergröberter Hautstruktur kommen
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Neben den beschriebenen typischen Krankheitszeichen kann die Neurodermitis
vielfältige Erscheinungsformen annehmen. Diese Erscheinungsformen sind im Wesentlichen
auf die entzündlichen Veränderungen zurückzuführen, die mit der Neurodermitis
einhergehen. So können sich beispielsweise auch Knötchen, Bläschen und Abschürfungen
bilden. Im Verlauf der Erkrankung ist es möglich, dass diese Hautveränderungen in so
genannte Lichenifikationen übergehen. Darunter versteht man eine Verdickung der Haut mit
Vergröberung der Hautstruktur. Gerade im Gesicht können häufig unpigmentierte und
dadurch weiße Regionen zu sehen sein, die oft auch spröde, trocken und schuppend sind
und starken Juckreiz auslösen. |
Beim Milchschorf trocknen nässende
Hautrötungen in Krusten ab
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Weitere Erscheinungsformen bestehen z. B. in der Bildung kleiner
Bläschen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind und aufbrechen bzw. nässen können. Es
können auch flächenhafte, nässende Hautrötungen entstehen. Beim Trocknen dieser
nässenden Regionen bilden sich Krusten, die in ihrem Aussehen an verbrannte Milch
erinnern. Daher leitet sich die für diese Erscheinung gebräuchliche Bezeichnung
"Milchschorf" ab. |
Die Lymphknoten im betroffenen Bereich können geschwollen sein
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Bei Säuglingen sind im Rahmen der Neurodermitiserkrankung häufig
Schwellungen der Lymphknoten zu
beobachten. Dies ist darauf zurückzuführen, dass durch die geschädigte Haut in
größerem oder kleinerem Umfang Krankheitserreger in den Körper gelangen. Die
Krankheitserreger werden in das Lymphgefäßsystem
aufgenommen und in die Lymphknoten weitertransportiert (z. B. sind dies bei einem
Eindringen von Krankheitserregern über betroffene Hautareale im Kopfbereich die
Lymphknoten des Halses). In den Lymphknoten kommt es dann zu einer Abwehrreaktion des
Immunsystems gegen die eingedrungenen Krankheitserreger. Dadurch vergrößern sich die
betroffenen Lymphknoten kurzzeitig. Das ist etwa vergleichbar mit Schwellung der
Halslymphknoten während eines grippalen Infekts. |
Das Lutsch- und Saugekzem bildet sich im Mundbereich
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Eine Besonderheit der Erkrankung im Säuglingsalter ist das so genannte
Lutsch- und Saugekzem. Darunter versteht man entzündliche Hautveränderungen im Bereich
des Mundes, die durch die Neurodermitis ausgelöst und durch Speichelfluss verstärkt
werden. Es zeigen sich Rötungen, Knötchen sowie gelegentlich nässende
Hautveränderungen und Krusten. |
Der Juckreiz ist sehr belastend
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Ein für die betroffenen Säuglinge sehr belastendes Krankheitssymptom ist
der quälende Juckreiz, der von den betroffenen Hautregionen ausgeht. Es ist sehr wichtig,
diesen Juckreiz, z. B. durch das Auftragen kühlender und beruhigender Lotionen, zu
lindern und die Kinder davon abzuhalten, die Haut aufzukratzen. Das kann beispielsweise
durch das Anziehen weicher Fausthandschuhe bewirkt werden. Das hat eine besondere
Bedeutung, denn offene, aufgekratzte Stellen an der Haut sind immer eine potenzielle
Eintrittspforte für Krankheitserreger. Das ist auch der Grund dafür, dass es auf dem
Boden der neurodermitischen Hautveränderungen zusätzlich zu Infektionen dieser Regionen
kommen kann. |
Die meisten Erkrankungen sind nur leicht ausgeprägt
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Bei vielen betroffenen Säuglingen heilt die Erkrankung von allein wieder
ab. So wurde beispielsweise festgestellt, dass 75 Prozent der Kinder, die als Säugling an
einer Neurodermitis litten, im Alter von 16 Jahren beschwerdefrei sind. Außerdem ist bei
den meisten betroffenen Säuglingen die Erkrankungsschwere als "leicht"
einzustufen. Von einer leichten Ausprägung kann gesprochen werden, wenn:
- die Erkrankung erst nach dem 6. Lebensmonat auftritt
- die Hautveränderungen auf wenige Regionen (z. B. das Gesicht) begrenzt sind
- die Hautveränderungen nur leicht ausgeprägt sind
- der Juckreiz nur gering ist
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