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Antiarrhythmika
beeinflussen den Rhythmus des Herzschlags. |
Herzrhythmusstörungen werden
häufig mit Medikamenten behandelt, die Antiarrhythmika heißen. Zu ihnen gehören
unterschiedliche Wirkstoffe, die den Herzrhythmus
beeinflussen. Die Beeinflussung der einzelnen Wirkstoffe ist von den verschiedenen
Auswirkungen abhängig, die sie auf die elektrischen Abläufe in den Herzmuskelzellen
haben. Zum Verständnis der unterschiedlichen Wirkungsmechanismen sind zwei Begriffe
wichtig, die bei der Erregungsleitung des Herzens eine Rolle spielen: Aktionspotential und Refraktärperiode. |
Aktionspotentiale schalten den Schalter auf
"An". |
Aktionspotential ist ein anderes Wort für einen
Nervenimpuls, der zu einer Kontraktion führt. Verglichen mit einem Lichtschalter ist es
die Position "An". Das bedeutet vereinfacht: Ein Aktionspotential entspricht
einem Herzschlag. Lange andauernde Aktionspotentiale führen zu einem langsamen
Herzrhythmus. Schnelle Aktionspotentiale zu einem schnellen Herzrhythmus. Ausgelöst
werden Aktionspotentiale durch eine Verschiebung von Elektrolyten. Dabei strömen
Natrium-Ionen und Kalzium-Ionen in die Herzmuskelzellen ein und lösen eine Kontraktion
aus. Gleichzeitig treten Kalium-Ionen aus der Zelle aus, um das Gleichgewicht der
Elektrolyte wieder herzustellen. Der Lichtschalter springt automatisch auf
"Aus". |
In der Refraktärperiode ist die Zelle für Reize unempfänglich. |
Refraktärperiode: Unmittelbar während des
Aktionspotentials (eines Herzschlages) und auch eine ganz kurze Zeit danach kann die Zelle
keine weiteren Reize umsetzen. Das bedeutet: sie ist unempfänglich. Um bei dem Beispiel
Lichtschalter zu bleiben. Ist der Lichtschalter eingeschaltet, können Sie ruhig stärker
auf den Ein-Schalter drücken, das hat keinen Effekt auf das Licht. Die kurze Zeit nach
dem Aktionspotential kann man mit der Zeit vergleichen, die der Schalter braucht, um auf
"Aus" zu springen. Erst dann ist er wieder einsatzbereit. Das bedeutet, dass die
Herzschlagfrequenz sinkt. |
Antiarrhythmika
werden in verschiedene Klassen eingeteilt, die eine unterschiedliche Wirkung auf die
elektrischen Abläufe in den Zellen haben. |
Entsprechend dieser Auswirkungen werden verschiedene
Klassen (I bis IV) von Antiarrhythmika unterschieden:
- Antiarrhythmika der
Klasse I: Natriumantagonisten hemmen den Einstrom
von Natrium in die Zellen (z.B. die Wirkstoffe Ajmalin, Chinidin, Disopyramid,
Lidocain, Phenytoin, Flecainid und Propafenon).
- Klasse Ia: Verlängern die
Dauer des Aktionspotentials.
Wirkstoffe: Ajmalin, Disopyramid.
- Klasse Ib: Verkürzen die Dauer
des Aktionspotentials
Wirkstoffe: Lidocain; Mexiletin
- Klasse Ic: Keine Veränderung
des Aktionspotentials, dafür wird die Refraktärzeit verlängert.
Wirkstoffe: Flecainid, Propafenon
- Antiarrhythmika der Klasse
II: Betablocker (z.B. die Wirkstoffe
Metoprolol und Propanolol; diese Medikamente werden auch zur Behandlung des Bluthochdrucks und bei Herzschwäche eingesetzt). Sie bewirken eine
Reduzierung der Erregbarkeit des Herzmuskels, weil sie die Betarezeptoren, die durch
Adrenalin angeregt werden, blockieren. Dadurch wird der Herzschlag verlangsamt.
- Antiarrhythmika der Klasse
III: Kaliumantagonisten (z.B. die Wirkstoffe Amiodaron und Sotalol) Hemmen den
Kaliumausstrom aus den Zellen. Das bewirkt eine Verlängerung der Aktionspotentialdauer
und der Herzschlag wird langsamer.
Wirkstoffe: Amiodaron, Sotalol, Adenosin
- Antiarrhythmika der Klasse
IV: Kalziumantagonisten. Der langsame Kalziumeinstrom in die Zellen wird gehemmt. Dadurch
vermindert sich die Erregungsbildung und die Erregungsausbreitung. Auch hier ist der
Effekt eine Verlangsamung des Herzschlags.
Wirkstoffe: Verapamil, Diltiazem
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Erfahrung
ist notwendig. |
Die Verordnung von Antiarrhythmika sollte nur von
erfahrenen Ärzten durchgeführt werden. Der Grund dafür ist, dass der wirkungsvolle
Bereich, den diese Medikamente haben, relativ eng begrenzt ist. Richtig verordnet, können
sie das Leben der Betroffenen verlängern, während eine Fehlverordnung die Arrhythmie
sogar verstärken kann. |
Dauernde
Untersuchungen zur Kontrolle sind wichtig. |
Antiarrhythmika
sollten nur verordnet werden, wenn andere Behandlungsmöglichkeiten nicht ausreichend
sind. Wichtig ist, dass vor einer Behandlung die Konzentration der Elektrolyte gemessen
wird. Manchmal ist es ausreichend, einen Mangel oder einen Überschuss auszugleichen.
Werden Antiarrhythmika verordnet, so ist während der Einnahme eine dauernde Kontrolle der
Elektrolyte notwendig, um die Wirksamkeit der Therapie zu überwachen. Zur Kontrolle
gehört auch die Durchführung eines EKG. Top |
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