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Therapie der Herzschwäche: Betablocker

Inhaltsübersicht:
Was sind Betarezeptoren?
Wirkung bei Herzschwäche
Therapie mit Betablockern

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Was sind Betarezeptoren?

Schlüssel-Schloss-Prinzip Rezeptoren sind "Andockstellen" für Hormone und andere "Botenstoffe" an den Zellen. Sie funktionieren nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip: Jeder Rezeptor ist ein Schloss, dass nur mit einem bestimmten Schlüssel (Hormon) aufgeschlossen werden kann. Eine genaue Darstellung dieses Prinzips finden Sie hier.

 

Betarezeptoren sind in den Muskelzellen verschiedener Organe.

Die Betarezeptoren reagieren auf die Hormone Adrenalin, Noradrenalin oder Isoprenalin. Es gibt Betarezeptoren in der Muskulatur von Blutgefäßen, in der Herzmuskulatur, den Bronchien und im Magen-Darm-Trakt. Verschiedene Typen von Betarezeptoren, die Beta-1, Beta-2 und Beta-3-Rezeptoren, unterscheiden sich in ihrer Wirkung. Alpharezeptoren wirken auf die gleichen Hormone, wie Betarezeptoren, haben aber eine hemmende Wirkung. Kommen an einem Organ sowohl Betarezeptoren, als auch Alpharezeptoren vor, so bedeutet das meistens, dass mit der Belegung des Alpharezeptors funktionell die gegenteilige Wirkung erreicht werden kann.

 

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Wirkung bei Herzschwäche

Adrenalin und Noradrenalin erhöhen den Herzschlag und den Blutdruck.

Am Herzen wirken Beta-1-Rezeptoren. Wenn an ihnen die Hormone Adrenalin und Noradrenalin - die sogenannten Stresshormone - gebunden werden, kommt es zu einer Beschleunigung der Herzfrequenz und gleichzeitig wird die Menge des Blutes, die mit jedem Herzschlag ausgeworfen wird, erhöht.

 

Betablocker senken den Herzschlag.

Früher ging man davon aus, dass es bei einem schwachen Herzen sinnvoll ist, diese Wirkung nicht zu unterdrücken. Betablocker belegen den Betarezeptor am Herzen und verhindern, dass Adrenalin und Noradrenalin wirksam werden. Betablocker bewirken einen verlangsamten Herzschlag und führen zunächst dazu, dass die Auswurfmenge verringert wird. In der Theorie ging man davon aus, dass die Versorgung des Körpers mit Blut und Sauerstoff dadurch weiter abnehmen würde.

 

Ein Teufelskreis wird durchbrochen und das Herz kann sich erholen.

Dennoch wurden schon in den 60er Jahren Betablocker bei Patienten mit Herzschwäche angewandt. Es zeigten sich erstaunliche Ergebnisse. Die Betablocker führten zu einer Verbesserung der Krankheitssymptome und zu einer verbesserten Herzleistung. Wie ist dieser "Widerspruch" zu erklären? Im Text "Das körpereigene Reparaturteam im Dauerstress" wird aufgezeigt, dass körpereigene Mechanismen schon zu Beginn einer Herzschwäche dazu führen, dass sich ein Teufelskreis entwickelt, der die Herzschwäche immer weiter verschlimmert. In der Behandlung muss dieser Mechanismus durchbrochen werden. Und genau das tun die Betablocker, denn sie verhindern, das Adrenalin und Noradrenalin ihre anregende Wirkung entfalten können.

 

Studien belegen die Wirksamkeit der Betablocker - Therapie auch bei schwerster Herzschwäche.

Betablocker verlangsamen den Herzschlag und geben dem Herzen so die Möglichkeit, sich zu erholen. Eine Abnahme der Herzgröße wurde beobachtet. Dadurch wird das Herz wieder leistungsfähiger. Es kann pro Herzschlag mehr Blut auswerfen. Diese Parameter sind messbar und wurden in vielen Studien nachgewiesen. Insgesamt verbessern Betablocker die Symptomatik und die Sterblichkeit der Herzinsuffizienz. Das bezieht sich auf die Substanzen Carvedilol, Bisoprolol und Metoprolol. Die Abnahme der Sterblichkeit lag in verschiedenen Studien (CIBIS II, Lancet 1999, 353: 9-13 / MERIT-HF Lancet 1999, 353: 2001-2007) zwischen 34 und 37 Prozent bei Betroffenen mit Herzschwäche in den Stadien II und III. Auch bei Betroffenen mit Herzschwäche NYHA IV konnte mit 35 Prozent eine deutliche Abnahme der Sterblichkeit festgestellt werden. Diese Studienergebnisse liefert die COPERNICUS-Studie (NEJM 344:1651-1658, 2001).

 

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Therapie mit Betablockern

Therapie muss einschleichend beginnen.

Zu Beginn einer Therapie mit Betablockern muss damit gerechnet werden, dass sich das Beschwerdebild vorübergehend verschlechtert. Der therapeutische Erfolg einer Betablocker-Therapie setzt meistens erst nach drei Monaten ein. Die Dosis muss niedrig angesetzt und dann gesteigert werden. Betablocker dürfen deshalb nur bei Betroffenen verabreicht werden, die sich seit einiger Zeit in einem stabilen Zustand befinden. Außerdem sollten Betablocker zusätzlich zu einer Standardtherapie eingesetzt werden.

 

Nebenwirkungen sind möglich.

Betablocker dürfen nicht verabreicht werden bei bestimmten Herzrhythmusstörungen, bei sehr langsamem Herzschlag, bei extrem niedrigem Blutdruck, Asthma und einigen anderen Erkrankungen. Es können außerdem Nebenwirkungen auftreten zu denen u.a. gehören: allergische Hautreaktionen, Müdigkeit, Schlafstörungen, verminderter Tränenfluss, Verdauungsstörungen, schwankende Blutzuckerwerte, vermehrte Atemnot, Potenzstörungen usw. Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sollten beachtet werden.

 

Engmaschige Kontrollen durchführen.

Werden Kontraindikationen beachtet, so besteht für alle Betroffenen einer Herzinsuffizienz ein Nutzen in der Anwendung von Betablockern. Diese Therapie sollte deshalb immer zusätzlich zu einer Standardtherapie eingesetzt werden. Betablocker sollten vorwiegend von Fachärzten (Kardiologen) und von qualifizierten und erfahrenen Ärzten anderer Fachrichtungen angewandt werden. Wichtig ist die einschleichende Dosierung und eine dauernde enge Kontrolle und Überwachung des Betroffenen.

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Herzschwäche / Herzinsuffizienz

 


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