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Pneumothorax

Pneumothorax

Inhaltsübersicht:
Was ist ein Pneumothorax?
Welche Formen des Pneumothorax gibt es?
Symptome
Diagnostik
Therapie und Vorbeugung

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Was ist ein Pneumothorax?

Eingedrungene Luft hebt den Unterdruck im Pleuraspalt auf

Gelangt Luft in den Pleuraspalt, so kommt es zum Krankheitsbild des Pneumothorax. Die Luft, die entweder über eine Verletzung der Brustwand (äußerer Pneumothorax) oder von innen über die Atemwege, z. B. durch geplatzte Lungenbläschen, in den Pleuraspalt eindringt (innerer Pneumothorax), hebt den Unterdruck im Pleuraspalt auf. Dadurch folgt die Lunge nicht mehr den Atembewegungen und ist in ihrer Ausdehnung behindert. Das kann auf einen Lungenflügel begrenzt sein, oder auch beide Lungenflügel betreffen. Die Menge der Luft kann gering sein, so dass der Betroffene kaum eine Beeinträchtigung verspürt. Die Luftmenge kann aber auch so groß sein, dass es zu einem Kollaps (Zusammenfallen) eines Lungenflügels kommt.

 

Schwere Fälle sind lebensbedrohlich

In jedem Fall bedeutet ein Pneumothorax, das die Lungenfläche, die für die Atmung zur Verfügung steht, eingeschränkt wird. Dadurch gelangt weniger Sauerstoff in das Blut und es kann zu einer Unterversorgung kommen. Bei schwereren Fällen kommt es zu einseitigen stechenden Schmerzen der Brust, zunehmende Atemnot, Herzklopfen und Herzrasen. In seltenen Fällen tritt auch Husten auf.

 

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Welche Formen des Pneumothorax gibt es?

Die Ursache ist entscheidend

Je nachdem, aus welchem Grund ein Pneumothorax entstanden ist, werden vier verschiedene Formen des Pneumothorax unterschieden.
  • Idiopathischer Spontanpneumothorax
  • Symptomatischer Spontanpneumothorax
  • Traumatischer Pneumothorax
  • Spannungs- oder Ventilpneumothorax

 

idiopathischer Spontan- Pneumothorax

Der idiopatische Spontanpneumothorax ist die häufigste Form eines Pneumothorax. Idiopatisch bedeutet "ohne erkennbare Ursache". Der idiopatische Spontanpneumothorax betrifft etwa 5 von 100.000 Einwohnern jährlich. Männer sind 3 mal häufiger betroffen, als Frauen. Der Altersgipfel liegt zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr. In seltenen Fällen ist diese Variante vererbbar, d. h., sie kann familiär gehäuft vorkommen. Betroffen sind vorwiegend schlanke Männer. Bei Frauen ab dem, 25. Lebensjahr tritt ein idiopathischer Spontanpneumothorax in seltenen Fällen in den ersten beiden Tagen der Menstruation auf. Man spricht dann von einem katamenialen Pneumothorax. Über 90 Prozent der Betroffenen sind Raucher.

 

Beim idiopatischen Spontanpneumothorax kommt es zu einem Riss (medizinisch: Ruptur) im Lungengewebe der Lungenspitze, an der sich kleine Emphysembläschen befinden, die den Betroffenen bisher keinerlei Beschwerden bereitet haben.

 

Symptomatischer Spontan- Pneumothorax

Der symptomatische Spontanpneumothorax entsteht ebenfalls ohne äußere Ursache, allerdings bei Menschen, die bereits an einer Lungenerkrankung leiden. Verursacht wird der Pneumothorax in diesen Fällen durch die Vorschädigung der Bronchien bzw. des Lungengewebes. Dazu gehören z. B. Pleuraschäden durch Narbenbildung, bullöses Lungenemphysem, Tuberkulose, Asthma bronchiale, Bronchialkarzinom, Lungenfibrose, Mukoviszidose (zystische Fibrose), COPD. Der symptomatische Spontanpneumothorax tritt vorwiegend im Alter zwischen 55 und 65 Jahren auf. Dabei kommt es zu einem Riss im Lungenfell (Pleura visceralis), so dass Luft aus der Lunge in den Pleuraspalt eindringt und einen Pneumothorax hervorruft.

 

Die Luft kommt von innen

Der idiopathische und der symptomatische Spontanpneumothorax werden auch oft als "geschlossener oder innerer Pneumothorax" bezeichnet, weil die Luft, die in den Pleuraspalt eindringt, aus der Lunge kommt.

 

Bei Verletzungen dringt die Luft von außen ein

Bei einem offenen  oder äußerer Pneumothorax dagegen dringt die Luft über eine Öffnung in der Brustwand in den Pleuraspalt ein. Ursache ist hier eine Verletzung, weshalb diese Form des Pneumothorax auch traumatischer Pneumothorax genannt wird. Ursache der Verletzung kann z. B. ein Messerstich, ein Rippenbruch, bei der ein Bruchende in die Lunge eindringt, oder eine Operation sein. Es gibt aber auch stumpfe Thoraxverletzungen, die zu einem Pneumothorax führen, z. B. bei einem Autounfall, wenn der Oberkörper gegen das Lenkrad geschleudert wird. Schall durch tiefe Bassfrequenzen und Druckveränderungen beim Tauchen oder Fliegen können ebenfalls zu einem traumatischen Pneumothorax führen.

 

Gefährlich ist der Spannungs- Pneumothorax, bei dem die Luft nicht mehr entweicht und verstärkten Druck auf die gesunde Seite und das Herz ausübt

Der Spannungs- oder Ventilpneumothorax ist eine äußerst gefährliche Sonderform des Pneumothorax. Wie bei einem Ventil kann die Luft hier nur in einer Richtung strömen. Der Rückweg ist verschlossen. Dadurch gelangt Luft in den Pleuraspalt, die nicht wieder ausströmt. Dadurch erhöht sich der Druck auf die betroffene Lunge immer mehr. Der zunehmende Überdruck führt zu einem vollständigen Zusammenfallen (Kollaps) des Lungenflügels. Der Mediastinalraum, in dem sich das Herz befindet, wird zusammengedrückt und verlagert sich hin zur gesunden Seite. Dadurch kommt es ebenfalls zu Druck auf den gesunden Lungenflügel. Das Zwerchfell wird ebenfalls ständig nach unten gedrängt. Auch die Blutzirkulation wird durch den Druckanstieg behindert, so dass es durch mangelnden venösen Rückfluss zu einem Blutdruckabfall kommt. Ein Spannungs- oder Ventilpneumothorax ist ein lebensbedrohlicher Zustand.

Bei Pneumothorax dringt Luft in den Pleuraspalt ein und lässt die Lunge kollabieren

 

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Symptome

Stechende Schmerzen und Atemnot treten auf

Kennzeichen eines Pneumothorax sind plötzliches Auftreten eines einseitigen stechenden Schmerzes im Brustraum, begleitet von ebenso plötzlicher Atemnot. Dazu kann ein trockener Reizhusten kommen. Das Ausmaß dieser Beschwerden ist abhängig vom Ausmaß des Pneumothorax, sie können bei einem gering ausgeprägten Spontanpneumothorax sogar so diskret sein, dass sie zunächst wenig, beachtet werden.

 

Die Haut färbt sich blau

Liegt ein Spannungspneumothorax vor, nimmt die Atemnot rasch fortlaufend zu, es kommt zu Blauverfärbung der Haut und Schleimhäute infolge starken Sauerstoffmangels, die Halsvenen sind gestaut, bis es schließlich zu einem schweren Schockzustand kommt.

 

Ein weiteres Symptom ist die asymmetrische Atmung. Die erkrankte Seite führt kleinere Atembewegungen aus, die zudem zeitlich verzögert sind.

 

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Diagnostik

Einseitig veränderte Atemgeräusche und Klopfschall

Bei der körperlichen Untersuchung stellt der Arzt beim Abklopfen wegen des erhöhten Luftgehaltes auf der betroffenen Seite einen besonders lauten und hohl klingenden Klopfschall fest (hypersonorer Klopfschall). Das Atemgeräusch ist beim Abhören abgeschwächt oder ganz aufgehoben. Das Zwerchfell steht auf der betroffenen Seite tief. Bei einem Spannungspneumothorax zeigen sich deutliche Schocksymptome, insbesondere Zeichen der mangelnden Sauerstoffversorgung (Zyanose) mit Blauverfärbung der Haut und Schleimhäute und gestauten Halsvenen. Der Pulsschlag ist stark erhöht, der Blutdruck verringert.

 

Röntgen

Durch eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs (Thoraxröntgen) kann ein Pneumothorax eindeutig nachgewiesen werden, über die Ausdehnung gibt ein CT am genauesten Auskunft. Im Labor können die Blutgaswerte bestimmt werden.

 

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Therapie und Vorbeugung

Erste Hilfe kann Leben retten

Ein Pneumothorax wird stationär behandelt. Vor der Aufnahme in ein Krankenhaus können Erste Hilfe Maßnahmen lebensrettend sein. Natürlich muss zunächst ein Notruf durchgeführt werden. Dann erfolgt die Versorgung des Betroffenen. Eingedrungene Gegenstände sollen in der Wunde bleiben. Man kann sie gegebenenfalls abpolstern. Bei intakter Atmung sollte der Betroffene auf der kranken Seite gelagert werden, damit die gesunde Lunge besser beweglich ist. Ist der Betroffene bewusstlos und ohne Atmung, so muss eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchgeführt werden. Im Krankenhaus findet dann die weitere Behandlung statt.

 

Sauerstoffgabe und Pleurodese

Bei einem kleinen idiopathischen Spontanpneumothorax resorbiert sich die Luft im Pleuraraum meistens von selbst. Hier ist meistens Bettruhe, unterstützt durch die Gabe von Sauerstoff über eine Nasensonde ausreichend. Die Veränderungen müssen dabei aber in kurzen Abständen immer wieder kontrolliert werden. Die Wiederholungsrate des idiopathischen Spontanpneumothorax ist mit 30 Prozent sehr hoch. Häufen sich solche Vorkommnisse, so können bei dem Betroffenen die beiden Pleurablätter durch Einspritzung eines Medikaments miteinander verklebt werden, so dass keine Luft mehr in den Pleuraspalt eindringen kann (Pleurodese).

 

Eine Drainage saugt die Luft aus dem Pleuraspalt

Bei einem größeren Pneumothorax, z. B. bei symptomatischem Spontanpneumothorax oder bei einem traumatischen Pneumothorax, wird eine Pleurasaugdrainage angelegt, die durch kontinuierlichen Sog die Luft aus dem Pleuraspalt abzieht. Durch diese Maßnahme entsteht wieder ein Unterdruck und die Lunge kann sich wieder entfalten. Dieser Vorgang wird mit Hilfe des Ultraschalls kontrolliert. Der Sog wird so lange aufrecht erhalten, bis sich die Lunge voll entfaltet hat. Danach wird die Drainage abgeklemmt, bleibt aber noch für mindestens 24 Stunden an Ort und Stelle. Erst, wenn es in dieser Zeit nicht wieder zu einem Rückfall kommt, wird die Drainage vollständig entfernt. Die Rückfallquote (Rezidiv) liegt beim symptomatischen Spannungspneumothorax bei 40 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit eines Rezidivs ist in den ersten 3 Monaten nach dem ersten Ereignis am höchsten und nimmt mit fortschreitender Zeit immer mehr ab.

 

Luft wird direkt mit der Nadel abgesaugt

Der Spannungspneumothorax ist ein lebensbedrohender Zustand. Hier muss aufgrund der Notfallsituation eine sofortige Entlastung des Überdrucks erfolgen. Das geschieht durch eine Punktion mit einer großen Kanüle durch die die Luft entweichen kann.

 

Die Prognose hängt von der Schwere ab

Die Prognose eines Pneumothorax ist von der Schwere der Erkrankung und der Begleitumstände abhängig. Leidet ein Betroffenen unter einer schweren Grunderkrankung, z. B. einem schweren Lungenemphysem oder zystische Fibrose, so beträgt die Sterblichkeit  zwischen 10 und 50 Prozent.

 

Körperliche Schonung und Rauchstopp

Nach einem Spontanpneumothorax wird zur Vermeidung eines erneuten Pneumothorax eine körperliche Schonung über mehrere Monate und Aufgabe des Rauchens empfohlen. Fliegen ohne Druckausgleich und Gerätetauchen sollte für ca. 6 Monate unterlassen werden, da dies eine Wiederholung auslösen könnte.

 

Um einen traumatischen Pneumothorax nach ärztlichen Eingriffen sofort erkennen und behandeln zu können, wird nach manchen Eingriffen zur Kontrolle eine Röntgenaufnahme gemacht.

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Oder weiter mit: Anatomie der Pleura - Einleitung Pleuraerkrankungen - Pneumothorax - Brustfellentzündung - Pleuritis - Pleuraerguss - Hämatothorax - Pleuramesotheliom

 


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