Nierenerkrankungen - Nephrologie

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Steinleiden: ESWL / Steinzertrümmerung

Stoßwellen zertrümmern den Stein, der dann normal abgeht

ESWL ist eine Abkürzung für Extrakorporale Stoßwellen-Lithotrypsie. Bei Steinen, die einer Litholyse nicht zugänglich sind oder wenn eine Steinauflösung nicht gelingt, kommt die Stoßwellentherapie zur Anwendung. Bei der Stoßwellentherapie wird der Stein zertrümmert. Die Trümmerstücke werden auf natürlichem Wege ausgeschieden. Erstmals 1980 eingesetzt, gilt sie heute als vorherrschende Behandlungsform. Behandlungsbedürftige Harnsteine werden zu 90 Prozent mit der ESWL behandelt. Die Erfolgsrate liegt nach drei Monaten bei etwa 80 Prozent.

 

Der Harnabfluss muss häufig durch Katheter oder eine Harnleiterschiene sichergestellt werden

Häufig sind begleitende Maßnahmen erforderlich, die den Harnabfluss sicherstellen. Dazu gehört z. B. eine Katheterisierung des Nierengewebes oder eine Harnleiterschienung. Nicht angewandt werden darf die Stoßwellentherapie bei Gerinnungsstörungen, bei Einnahme von Thrombozytenaggregationshemmern oder von Marcumar (alle drei wegen verstärkter Blutungsgefahr), bei einer akuten bakteriellen Nieren- oder Harnwegsinfektion, bei Verengungen im oberen Harntrakt und während einer Schwangerschaft.

 

Große Steine und Steine unklarer Lage können nicht mit ESWL behandelt werden

Obwohl prinzipiell im gesamten Harntrakt anwendbar, gibt es auch Grenzen der ESWL. Zystinsteine und sehr große Harnsteine (über 2 Zentimeter), sind der Therapie nicht zugänglich. Das gleiche gilt für Steine, die nicht genau lokalisiert werden können. Hier kann das Gerät nicht zielgerichtet eingesetzt werden. In einem solchen Fall kann versucht werden, mit Hilfe eines Katheters den Stein vorsichtig in eine besser ortbare Lage zu verschieben.

 

Der Körper besitzt den gleichen Widerstand, wie Wasser. Ein Harnstein jedoch nicht

Bei der ESWL werden Stoßwellen erzeugt, die dort gebündelt werden, wo der Stein liegt. Auf diese Weise wird der Stein zertrümmert. Das Prinzip ist einfach: Stoßwellen setzen sich ohne Unterbrechung fort, solange sie sich in einem Medium gleicher Impedanz (= Wellenwiderstand) befinden. Da der Körper fast die gleiche Impedanz besitzt wie Wasser, können die Stoßwellen aus dem Wasser, wo sie erzeugt werden, ungehindert in den Körper eindringen und dort fortgeleitet werden. Treffen die Stoßwellen jedoch auf Grenzflächen unterschiedlicher Impedanz, wie z.B. einen Harnstein, kommt es innerhalb des Steins und an seiner Grenzfläche zu Entwicklung von unterschiedlichen Druck-, Zug- und Scherkräften. Diese Kräfte wirken auf den Stein zerstörerisch und führen zu seiner Zertrümmerung.

 

Die Stoßwellen werden auf einen Brennpunkt konzentriert

Die Stoßwellen werden durch Funkenentladungen unter Wasser erzeugt und anschließend durch einen „Stoßwellen-Spiegel" in einem Brennpunkt fokussiert. Die Funken sind dabei für den Menschen ungefährlich, weil sie mit dem Körper nicht in Berührung kommen. Früher mussten die Patienten hierzu auch in einem Wasserbad gelagert werden. Bei den neueren Geräten werden die Stoßwellen durch elektromagnetische oder piezoelektrische Elemente erzeugt, und die Einleitung der Wellen in den Körper erfolgt über ein Wasserkissen und auf die Haut aufgetragenes Gel.

 

Die Behandlung dauert zwischen 30 und 60 Minuten

Der Ort der Bündelung der Strahlen (Fokus- oder Brennpunkt) wird mittels Röntgen- oder Ultraschallortung bestimmt. Der Betroffene wird so positioniert, dass die Wellen dort im Körper ihre größte Kraft entfalten, wo sich der Stein befindet. Auf ihrem Weg durch das Körpergewebe verursachen sie keine Schäden. Die richtige Lage des Harnsteines relativ zum Brennpunkt der Wellen wird dabei während der Steinzertrümmerung ständig (entweder über Röntgen oder Ultraschall) kontrolliert. Die Dauer der Behandlung liegt zwischen 30 und 60 Minuten. Normalerweise werden nicht mehr als 2000 bis 3000 Stoßwellen verabreicht. Darüber hinaus besteht die Gefahr einer Gewebeschädigung. Die Betroffenen erhalten Beruhigungs- und Schmerzmittel oder eine Periduralanästhesie. Nur in Ausnahmefällen wird eine Narkose durchgeführt.

 

Es treten selten Komplikationen auf. Leichte Gewebeschäden verschwinden innerhalb weniger Wochen

Die Nebenwirkungen und Komplikationen der ESWL sind gering. Durch die Stoßwellen wird immer auch in geringem Umfang das Nierengewebe geschädigt. Deshalb kommt es nach der Behandlung nicht nur zu einem natürlichen Abgang der zertrümmerten Steinfragmente, sondern auch zu leichten Blutungen, die als Hämaturie nachweisbar sind. auch leichte Blutungen auf der Haut kommen vor. Diese Folgen verschwinden innerhalb weniger Wochen. Außerdem treten bei etwa 30 Prozent der Betroffenen nach der Steinzertrümmerung Koliken auf, die durch die abgehenden Steine verursacht werden. Selten kommt es zu Harnstauungen, die mit Hilfe von Drainagen entlastet werden müssen. Stoßwellen können unter Umständen zu Rhythmusstörungen führen können. Aus diesem Grunde werden die Stöße EKG-korreliert durchgeführt. Die Frequenz der Stoßwellenstöße wird an die Herzfrequenz angepasst, so dass die Wellen den Rhythmus nicht durcheinanderbringen können.

 

Nach mehreren Millionen von ESWL-Behandlungen weltweit konnten auch keine chronischen Schäden dieser Behandlung beobachtet werden.

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