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Bedeutung der Palliativpflege bei der Schmerztherapie
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Schmerzen sind treten sehr häufig auf
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Viele Palliativpatienten leiden unter einer fortgeschrittenen, nicht mehr
heilbaren bösartigen Tumorerkrankung. Von diesen Patienten leiden wiederum 70
bis 90 Prozent unter Schmerzen. Allerdings können Schmerzen bei
Palliativpatienten auch aus anderen Gründen auftreten, beispielsweise aufgrund
von Magen-Darm-Beschwerden wie Verstopfung oder
Bauchwassersucht aber auch in
Form ganz "normaler" Kopfschmerzen. |
Kenntnisse sind wichtig
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Aufgrund der Häufigkeit von Schmerzen bei Palliativpatienten und
wegen der deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität und des Wohlbefindens
durch die Schmerzen ist dieses Symptom für die Patienten von großer Bedeutung.
Entsprechend müssen sich auch die palliativmedizinisch tätigen Krankenschwestern
und Krankenpfleger gut mit diesem Symptom auskennen, zumal sich die Schmerzen
auch durch pflegerische Maßnahmen positiv beeinflussen lassen.
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Wissen zu Schmerzen in der Palliativpflege muss weitreichend und
umfassend sein
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Insgesamt sollten Pflegekräfte in der Palliativpflege in Bezug
auf Schmerzen folgende Kenntnisse und Einsichten aufweisen:
- Kenntnis der Definition von Schmerz
- Kenntnis der Grundlagen von Schmerzentstehung und Schmerzleitung
- Kenntnis der unterschiedlichen Schmerzformen
- Kenntnis von Faktoren, die den Schmerz beeinflussen
- Kenntnis des Stufenschemas der Weltgesundheitsorganisation WHO, nach
dem Schmerzen unterschiedlicher Stärke angemessen behandelt werden
- Kenntnis gebräuchlicher Begleitmedikamente, die zwar nicht im
eigenen Sinne Schmerzmedikamente sind, die den Schmerz jedoch
trotzdem günstig beeinflussen können (beispielsweise einige Medikamente
gegen Depressionen oder gegen epileptische Anfälle)
- Kenntnis der Verfahren zur invasiven Schmerztherapie, beispielsweise
durch Anwendung von implantierbaren Schmerzpumpen oder
Stimulationsgeräten
- Kenntnis der Medikamente, die in der Palliativmedizin zur
Schmerzlinderung eingesetzt werden, insbesondere in Bezug auf
Darreichungsform (beispielsweise Tabletten, Säfte, Infusionen oder
Spritzen), Wirkdauer und Nebenwirkungen
- Einsicht, dass Schmerzen bei Palliativpatienten auf der einen Seite
sorgfältig beachtet und erfasst werden müssen, dass sie auf der anderen
Seite aber immer auch in einem ganzheitlichen Kontext zu sehen sind, der
unter anderem die Persönlichkeit und die gesamte Situation des
individuellen Patienten berücksichtigt
- Sensibilität und Respekt dafür, dass Schmerzen auch als Ausdruck von
anderweitigen Problemen des Patienten dienen können, die auf dem Weg
über den Schmerz kommuniziert werden, und dass Schmerzen unter anderem
durch die seelische Verfassung beeinflusst werden (beispielsweise
Schmerzverstärkung durch Angstgefühle)
- Einsicht, dass nur der jeweilige Palliativpatient selbst seine
Schmerzen einschätzen und beschreiben kann und dass sich Schmerzen nicht
objektiv "messen" oder erfassen lassen
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Häufiger Kontakt zu Patienten verbessert die Möglichkeiten der
Schmerztherapie
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Palliativmedizinisch tätige Krankenschwestern und Krankenpfleger nehmen durch
ihren engen, mehrmals täglich stattfindenden Kontakt zu den Patienten eine
zentrale Rolle in der Schmerztherapie ein. Durch die regelmäßigen und häufig
engen Begegnungen können sie ein schmerzbedingtes Unwohlsein eines Patienten
eher erkennen als beispielsweise der Stationsarzt, der den Patienten nur
einmal täglich bei der Visite sieht. Zudem berichten die Patienten häufig
eher den Pflegekräften von Beschwerden und Schmerzen, da sie zum Pflegepersonal
durch die häufigen Kontakte
oft ein gutes Vertrauensverhältnis entwickeln. Durch eine dadurch mögliche,
rasche Reaktion, beispielsweise die Gabe einer Bedarfsdosis eines
Schmerzmedikaments zur raschen Schmerzlinderung, lässt sich die Angst des
Patienten vor den Schmerzen häufig reduzieren. Außerdem wird das Vertrauen des
Patienten in das palliativmedizinische Team und seine gesamte Betreuung durch
eine gute, effektive Schmerztherapie bestärkt.
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Beurteilung der Wirkung
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Weiterhin ist es den Pflegekräften unter allen Berufsgruppen meist am besten
möglich, die gewünschte Wirkung eines Schmerzmedikaments (Schmerzlinderung),
aber auch eventuelle Nebenwirkungen (wie Übelkeit oder Müdigkeit durch Opioide) bei den einzelnen
Patienten zu beobachten, einzuschätzen und zu dokumentieren. Aus diesen
Beobachtungen können sich unter anderem wichtige Hinweise ergeben, die wiederum
eine Dosisanpassung oder einen Medikamentenwechsel zur Folge haben.
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Durchführung der Schmerztherapie und Dokumentation
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Eine weitere wichtige Aufgabe der Palliativpflege besteht in der eigentlichen
Durchführung und Dokumentation der Schmerztherapie. Nach der Erstellung eines
Medikamentenplanes durch den Arzt können die Pflegekräfte die Schmerztherapie in
der Regel eigenständig durchführen, beispielsweise durch die regelmäßige
Verabreichung von "Basismedikamenten" und die bedarfsweise Gabe zusätzlich
notwendiger Medikamente. Zudem können sie die Gabe der Schmerzmedikamente so in
den Tagesablauf des Patienten einbinden, dass sich eine bestmögliche
Schmerzlinderung ergibt. Unter anderem ist es sinnvoll, eine ohnehin notwendige
Schmerzmittelgabe eine kurze Weile vor einen geplanten, vermutlich unangenehmen
und schmerzhaften Verbandswechsel zu legen, damit die dabei auftretenden
Schmerzen möglichst gering sind. Zudem sind die palliativmedizinischen
Krankenschwestern und Krankenpfleger durch ihre umfassenden
palliativmedizinische und pflegerischen Kenntnisse meist sehr gut in der Lage,
die erforderlichen pflegerischen Maßnahmen möglichst schonend und schmerzarm
durchzuführen, zum Beispiel Verbandswechsel, Umlagerungen oder Maßnahmen zur
Körperpflege.
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Fragen der Patienten und Angehörigen
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Die wichtige Rolle, die palliativmedizinische Pflegekräfte für die Patienten
wie auch für deren Angehörige als Gesprächspartner haben, ist auch für die
Schmerztherapie von großer Bedeutung. Zwar sind das Anordnen und das Erläutern
einer Schmerztherapie ärztliche Aufgaben, aber dennoch sind die Pflegekräfte
hier vielfältig gefragt und gefordert: Sie werden von Patienten und Angehörigen
nach den Wirkungen und Nebenwirkungen der Medikamente gefragt, sie werden mit
Sorgen und Ängsten vor Nebenwirkungen und einer Abhängigkeit konfrontiert, und
sie werden häufig gebeten, die ärztlichen Erklärungen noch einmal näher zu
erläutern oder zum besseren Verständnis zu wiederholen. Auch aus diesem Grund
ist es wichtig, dass sich palliativmedizinische Pflegekräfte gut mit der
Schmerztherapie auskennen.
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Dosisanpassungen
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Zudem fällt den Pflegekräften die Aufgabe zu, die ärztlicherseits verordneten
Schmerzmedikamente nach einem genauen Zeitplan zu verabreichen. Diese zeitgenaue
Medikamentengabe beugt der Entstehung von Schmerzen vor und ist wichtig, um eine
möglichst dauerhafte Schmerzlinderung oder sogar Schmerzfreiheit zu erreichen.
Allerdings werden die Palliativpatienten durch die Schmerzmittelgabe immer
wieder aufs Neue daran erinnert, dass sie sehr krank sind und unter Schmerzen
leiden. Zudem gibt es häufig Rückfragen, ob man nicht auf ein bestimmtes
Medikament oder eine Medikamentengabe verzichten oder die Dosis der
Schmerzmedikamente reduzieren könne, wenn eine gute Schmerzlinderung besteht.
Entsprechende Überlegungen können durchaus berechtigt sein. Hier stellen die
Pflegekräfte häufig die Kommunikation zwischen Arzt und Patient her. Allerdings
ist es zur Beibehaltung der Schmerzlinderung und zur Aufrechterhaltung einer
guten Lebensqualität häufig notwendig, ein sinnvolles Therapiekonzept
beizubehalten; auch dies müssen die palliativmedizinischen Pflegekräfte bei der
Medikamentenverabreichung häufig immer wieder aufs Neue vermitteln und
erläutern.
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