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Palliativpflege bei Verstopfung
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Durch pflegerische Maßnahmen ist es möglich, unterschiedliche
Beschwerden von Palliativpatienten zu lindern. Diese pflegerischen Maßnahmen
können alleine zur Anwendung kommen oder als Ergänzung zu anderen Therapien
eingesetzt werden, beispielsweise als Ergänzung zu einer medikamentösen
Behandlung.
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Ursachen für Verstopfung bei Palliativpatienten
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Viele Palliativpatienten leiden unter einer
Verstopfung,
die häufig als sehr belastend erlebt wird. Verstopfung ist auf ganz
verschiedene Ursachen zurückzuführen, unter anderem:
- Bewegungsmangel durch Bettlägerigkeit
- Schwäche (sodass die "Bauchpresse" für die Durchführung des
Stuhlgangs nicht oder nicht kräftig genug eingesetzt werden kann)
- Nebenwirkung von Medikamenten (insbesondere bei starken
Schmerzmedikamenten aus der Gruppe der Opioide)
- falscher Umgang mit Abführmitteln
Gerade im pflegerischen Bereich gibt es jedoch verschiedene Möglichkeiten,
einer Verstopfung vorzubeugen beziehungsweise eine bestehende Verstopfung zu
lindern.
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Der Stuhlgang muss Gesprächsthema sein
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Vielen Patienten ist es unangenehm, Gespräche über den Stuhlgang und die
Darmtätigkeit zu führen. Allerdings ist dies gerade bei Palliativpatienten
häufig unumgänglich, insbesondere wenn aufgrund von Tumorschmerzen starke
Schmerzmittel zum Einsatz kommen, die unweigerlich eine Darmträgheit nach sich
ziehen. Da diese Nebenwirkung bekannt ist, werden in der Regel bereits
vorbeugend Medikamente gegen Verstopfung gegeben. Um deren
Wirksamkeit einschätzen zu können, ist es jedoch oft unvermeidlich, mit dem
Patienten über die Darmtätigkeit, den Stuhlgang sowie unter Umständen auch über
die Stuhlmenge und die Stuhlbeschaffenheit (beispielsweise hart, weich, geformt
oder breiig) zu sprechen. Daher ist dieser Bereich der medizinischen und
pflegerischen Betreuung sehr behutsam anzugehen, damit sich der Patient mit dem
Thema so wohl wie möglich fühlt und nicht unter Umständen aus Scham eventuelle
Probleme verschweigt. Auch sollte bei einer Obstipation mit ausbleibendem,
seltenem oder geringem Stuhlgang nicht von einer "Erfolglosigkeit" der
vorbeugenden Maßnahmen gesprochen werden, weil Patienten diesen Begriff eventuell auf sich
als Person beziehen und sich selbst als "erfolglos" empfinden könnten.
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Vorgehen bei Verstopfung
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Bei der pflegerischen Behandlung von Palliativpatienten mit Verstopfung hat
sich folgendes Vorgehen bewährt:
- zunächst Festlegung eines Behandlungsziels, beispielsweise Erreichen
eines weichen, kontrollierten Stuhlgangs innerhalb von 72 Stunden oder
-
bei drohendem Darmverschluss
- schnellstmögliches
Erreichen einer Darmentleerung innerhalb von 24 Stunden
- Gabe von Abführmitteln nach einem festgelegten Schema unter
Berücksichtigung sinnvoller Dosierungen und eventueller
Wirkverstärkungen bei kombinierter Verwendung verschiedener Abführmittel
- Anpassung der Behandlung in Abhängigkeit vom körperlichen Befund des
Bauches, der über das Abhorchen des Bauches mit einem Stethoskop
ermittelt wird, beispielsweise:
- Anwendung von Abführmitteln, welche die Darmtätigkeit anregen, wenn
diese mit Hilfe des Stethoskops nur spärlich wahrnehmbar ist
- Gabe eines "stuhlweichmachenden" Abführmittels, wenn die
Darmtätigkeit ausreichend oder sogar gesteigert ist
- Abwarten der Wirksamkeit der verabreichten Abführmittel, bevor
weitere Maßnahmen in Erwägung gezogen werden
- eventuell Überprüfung und Anpassung des Behandlungsziels
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Einläufe
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Bei nicht ausreichender Wirksamkeit von Abführmitteln kommen als weitere
Maßnahmen beispielsweise sogenannte rektale Anwendungen in Betracht, in der
Regel in Form von Einläufen. Viele Patienten verbinden damit jedoch negative
Assoziationen oder sogar schlechte Erfahrungen und stehen einem Einlauf daher
eher ablehnend gegenüber. Eine wichtige Aufgabe der palliativmedizinischen
Krankenschwestern und Krankenpfleger besteht daher darin, die Patienten (sowie
gegebenenfalls deren Angehörige) sorgfältig über den zu erwartenden Nutzen und
die genaue Durchführung des Einlaufs zu informieren. Außerdem sollte die
Durchführung selbst äußerst behutsam sowie in einer angenehmen und ruhigen
Atmosphäre erfolgen.
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Milch-Honig-Einlauf
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Auf Palliativstationen hat sich unter anderem ein Einlauf mit einem halben
Liter warmer Milch zusammen mit 3 Esslöffeln Honig bewährt - die Wärme regt die
Darmtätigkeit an, der Honig bindet das im Darm enthaltene Wasser, und das Fett
aus der Milch fungiert als Gleitmittel. Die Wirkung des Milch-Honig-Gemisches
setzt in der Regel 20 bis 60 Minuten nach der Durchführung des Einlaufes ein.
Diese Art des Einlaufes ist zudem für den Patienten wenig belastend und wird
durch die Verwendung der natürlichen Zutaten Milch und Honig häufig als schonend
empfunden.
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