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Ursachen seelischer und geistiger Beschwerden bei Palliativpatienten
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Seelische und geistige Beschwerden haben bei Palliativpatienten zahlreiche
mögliche Ursachen. Diese Ursachen können miteinander in Zusammenhang stehen oder
unabhängig voneinander vorhanden sein. Zudem können mehrere Ursachen
gleichzeitig bestehen. |
Endogene Ursachen
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Unter den endogenen Faktoren für seelischer und geistiger Beschwerden, versteht man
solche Ursachen, die der Betroffene "in sich trägt" (endogen) und die nicht
beeinflussbar sind. Dies sind beispielsweise:
- familiäre Veranlagung beziehungsweise Vererbung: dies ist bei
Depressionen häufig der Fall
- Geschlecht: Frauen sind mehr als doppelt so häufig
von Depressionen betroffen wie Männer.
- Alter: Depressionen treten häufig erstmals im vierten
oder fünften Lebensjahrzehnt auf
- Persönlichkeit und Persönlichkeitsstörungen
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Psychosoziale Faktoren
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Psychosoziale Faktoren können dazu beitragen, dass ein
Palliativpatient unter seelischen und geistigen Beschwerden leidet. Zu diesen
Faktoren gehören unter anderem:
- Traumata, das heißt schwere körperliche Verletzungen sowie
insbesondere starke seelische Belastungen
- ungünstige Coping-Strategien (Unter Coping-Strategien versteht man
Strategien, um mit Belastungen umzugehen, beispielsweise Gespräche mit
Freunden, Ausgleich durch Sport und andere Hobbys oder das Führen eines
Tagebuches.)
- Bezugspersonen und Familienmitglieder, welche - je nach persönlichem
Verhältnis - einen günstigen, aber auch einen ungünstigen Einfluss auf
das seelische und geistige Wohlbefinden eines Palliativpatienten haben
können
- unzureichende soziale Kontakte, beispielsweise mit
Familienmitgliedern, Freunden, Vereinskameraden oder Berufskollegen
- Schulden, welche eine zusätzliche Belastung darstellen
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Veränderungen von Hormonsystemen oder des Gehirnstoffwechsels
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Aufgrund verschiedener Erkrankungen kann es zu Veränderungen von
Hormonsystemen oder des Gehirnstoffwechsels kommen. Das kann z. B. die Folge der schweren Grunderkrankung
sein, unter welcher ein Palliativpatient leidet, oder aber eine
Begleiterkrankung, die zusätzlich auftritt. Solche Veränderungen des
Stoffwechsels können das Auftreten seelischer und geistiger Beschwerden
begünstigen. Beispiele für solche Veränderungen sind:
- Veränderungen der Neurotransmitter: Neurotransmitter sind
Botenstoffe, die an der Informationsübertragung zwischen Nervenzellen
beteiligt sind. Störungen in diesem System können
die Gehirnfunktionen beeinträchtigen und auf diese Weise zur Entstehung
seelischer und geistiger Beschwerden beitragen.
- Veränderungen an der
Stresshormonachse
führen zur gesteigerten Ausschüttung von Stresshormonen wie
beispielsweise Adrenalin
- immunologische Veränderungen, welche die Funktion des Immunsystems
beeinträchtigen
- Veränderungen von Hirnstruktur und -funktion, beispielsweise bei
Demenzerkrankungen (Siehe auch:
Alzheimer - Was passiert im Gehirn?)
- Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose), was sich unter anderem
in Form einer allgemeinen Mattigkeit und eines allgemeinen Desinteresses
äußern kann
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Krankheits- oder therapiebedingte Faktoren
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Bei Palliativpatienten, die unter einer schweren,
lebensverkürzenden Erkrankung leiden, sind auch die Erkrankung selbst sowie
deren Therapie wichtige Gründe für die Entstehung seelischer und geistiger
Beschwerden. Dies betrifft unter anderem folgende Aspekte:
- schlechte Prognose der Erkrankung, beispielsweise sehr kurze
Lebenserwartung
- weit fortgeschrittenes Krankheitsstadium
- Funktionseinschränkungen, die durch die Erkrankung bedingt sind,
zum Beispiel Lähmungen, Bewegungseinschränkungen oder
Konzentrationsschwierigkeiten
- sichtbare Körperschäden wie amputierte Gliedmaßen oder große
Operationsnarben
- chronische Schmerzen
- therapiebedingte Nebenwirkungen wie beispielsweise Hautveränderungen
nach einer Bestrahlung, Haarausfall nach einer Chemotherapie oder
notwendige Bettruhe nach einer Operation
- Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose), die unter anderem nach
einer Bestrahlung im Halsbereich auftreten kann und unter Umständen zu
Mattigkeit und Desinteresse führt
- Vorliegen von Tochtergeschwülsten (Metastasen), was einerseits die
Prognose verschlechtert und daher eine schlechte Nachricht bedeutet und
andererseits konkrete Beschwerden verursachen kann, unter anderem
Funktionsbeeinträchtigungen und Schmerzen
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paraneoplastische Erkrankungen
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