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Das Palliativmedizinische Team - Allgemeine ethische Prinzipien der palliativmedizinischen Arbeit:
Vermeidung einer in die Länge gezogenen Sterbephase
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Kein Aufzwingen medizinischer Leistungen
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Kein Arzt hat das Recht, mit der Absicht einer
Lebensverlängerung das Sterben eines Patienten zu verlängern. Der
Hippokratische Eid verbietet die Herbeiführung des Todes eines Patienten. Ein
Arzt darf jedoch
einem sterbenden Patienten keine medizinischen Maßnahmen aufzwingen, die dieser
explizit ablehnt (beispielsweise künstliche Ernährung oder maschinelle
Beatmung). Auch die Beendigung einer medizinischen Maßnahme wie künstliche
Ernährung oder maschinelle Beatmung ist mit dem Hippokratischen Eid und einer
ethischen Handlung vereinbar, wenn sie dem Patienten keinen Nutzen mehr bringt
und auch das Leben des Patienten nicht verlängert, sondern diesen nur unnötig
belastet. Im Angesicht eines absehbaren Todeseintritts tritt der Versuch einer
Lebensverlängerung in den Hintergrund. Das Wohlbefinden des Patienten
während der Sterbephase steht im Mittelpunkt der Bemühungen des
palliativmedizinischen Teams.
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Ethische Einsatz medizinischer Maßnahmen
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Der angemessene und ethische Einsatz medizinischer Maßnahmen
kann durch Beachtung einiger Empfehlungen erleichtert werden:
- Ermittlung der Wünsche des Patienten
- Respektierung der Wünsche des Patienten bezüglich einer möglichen
Lebensverlängerung oder auch deren Ablehnung und damit auch
Respektierung der Autonomie und des Willens des Patienten
- Betonung, dass Sterbehilfe keine "mögliche Therapieform" darstellt, dass
man das Leben des Patienten jedoch auch nicht gegen dessen Willen und um
jeden Preis verlängern möchte
- Ermittlung der Gründe für den Wunsch eines Patienten nach einem raschen
Tod
- Betonung, dass niemand gegen seinen Willen "mit Maschinen" und "an
Schläuchen" am Leben gehalten wird
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Entscheidungen sind schwer
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Entscheidungen für oder gegen die Verlängerung des Lebens oder
Sterbens eines Patienten sind immer schwierig. Auch den Mitgliedern eines
palliativmedizinischen Teams fällt es unter Umständen schwer, die Beatmungs-
oder Ernährungstherapie eines sterbenden Patienten zu beenden, selbst wenn deren
Nutzlosigkeit deutlich geworden ist. Auch wenn die Entscheidung im Sinne des
Patienten ist, entsteht dabei leicht das
Gefühl, den Patienten "aufzugeben" und nichts mehr für ihn tun zu
können.
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Gespräche helfen
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Das
Lebensende verläuft bei jedem Patienten anders. Teammitglieder können sich nicht
immer sicher sein, ob das Ergreifen oder die Beendigung einer medizinischen Maßnahme im
Einzelfall eher das Leben oder das Sterben verlängert beziehungsweise verkürzt.
In derlei Überlegungen fließen zudem die individuellen Wünsche, Ängste und
Vorstellungen des einzelnen Patienten ein. Daher ist es insbesondere in
Situationen, in denen man die Einleitung oder Beendigung lebensverlängernder
Maßnahmen erwägt, wichtig, sich innerhalb des palliativmedizinischen Teams
gegenseitig zu helfen. Die Situation sollte mit dem Patienten und dessen
Angehörigen sowie innerhalb des Teams besprochen werden, damit möglichst viele
Blickwinkel und Argumente Berücksichtigung finden. Auch lassen sich
Entscheidungen leichter treffen, wenn sie von allen oder zumindest möglichst
vielen Beteiligten getragen werden. Unter Umständen ist es hilfreich, sich Rat
von erfahrenen Kollegen oder von einem Psychologen zu holen oder die Problematik
innerhalb einer Balint-Gruppe zur Diskussion zu stellen.
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