|
Das Palliativmedizinische Team - Übermittlung
schlechter Nachrichten:
Die Übermittlung einer schlechten Nachricht
|
Von bekannten Fakten ausgehen
|
Zum Einstieg in ein Gespräch, in dessen Verlauf der Patient und seine
Angehörigen mit schlechten Nachrichten konfrontiert werden sollen, sollte
Bekanntes wiedergegeben werden. Sinnvoll ist es, wenn der Arzt zur
Beginn des Gesprächs kurz die wichtigsten Fakten zusammenfasst: die Erkrankung
des Patienten, die bisherige Diagnostik und deren Ergebnisse sowie die bisher
durchgeführte Therapie und deren Erfolge. Auf diese Weise wird der Patient
"dort abgeholt" wo er steht. Die Zusammenfassung stellt außerdem sicher, dass
alle am Gespräch beteiligten Personen auf dem gleichen Wissensstand sind und
dass eventuell Vergessenes wieder in Erinnerung kommt. Von diesen vertrauten
Bedingungen ausgehend schließt sich dann die Übermittlung der schlechten
Nachrichten an.
|
Informationen ruhig und deutlich vermitteln
|
Alle Informationen sollten nicht zu schnell und außerdem ruhig
und deutlich vorgetragen werden, damit sie gut verständlich sind. Zunächst
sollten die Informationen knapp sein und keine Ausschweifungen enthalten, um den
Patienten nicht mit Details zu überfrachten. Auf Einzelheiten kann später im
Rahmen von Folgegesprächen eingegangen werden. Zudem ergibt sich die Frage
nach Einzelheiten in der Regel ohnehin aufgrund des Wissensbedürfnisses des
Patienten.
|
Verständliche Sprache wählen
|
Selbstverständlich müssen alle Informationen allgemeinverständlich
sein, sodass der Arzt unbedingt auf medizinische Fachbegriffe verzichten sollte.
Beispielsweise kann er statt dem Begriff "metastasierende Tumorerkrankung" die
Formulierung "Ausbreitung der Krebserkrankung in verschiedene Organe" verwenden.
Es sollte auch auf drastische Formulierungen verzichtet werden. Die Aussage "haben
Krebs" mag zwar der Wahrheit entsprechen, ist aber unnötig direkt. Die
Formulierung "Die durchgeführten Tests deuten auf eine Krebserkrankung hin"
entspricht ebenfalls den Tatsachen, gibt dem Patienten jedoch die Möglichkeit,
sich langsam an die Vorstellung einer schweren und unter Umständen
lebensbedrohlichen Erkrankung zu gewöhnen.
|
Missverständliche Formulierungen meiden
|
Sehr wichtig ist das Wissen darum, dass einige Formulierungen
durchaus doppeldeutig sein können. So meinen Mediziner mit "positiven
Lymphknoten" solche, in denen sich Tochtergeschwülste (Metastasen) eines
bösartigen Tumors abgesiedelt haben. Ein medizinischer Laie assoziiert mit
"positiv" aber eventuell etwas Gutes und geht unter Umständen davon aus, dass
mit den erwähnten Lymphknoten alles in Ordnung ist. Speziell das Verständnis
eines Patienten in Bezug auf eine Krebserkrankung kann vom medizinischen Wissen
abweichen. Daher sollte der Arzt den Patienten direkt fragen, was er allgemein
unter einer Krebserkrankung sowie speziell unter seiner Krankheit versteht und
welche Vorstellungen er davon hat. Wenn der Patient beispielsweise mit der
Diagnose "Krebs" eine Vorstellung von Siechtum und unerträglichen Schmerzen
verbindet, kann der Arzt beruhigend einwirken. In dieser Situation ist unbedingt
zu betonen, dass sich Beschwerden und Symptome in der Regel gut lindern lassen,
auch wenn keine Aussicht auf Heilung besteht. Zudem muss der Patient wissen,
dass er in jedem Fall weiterhin gut und fürsorglich betreut und nicht
"aufgegeben" wird.
|
Verständnis des Patienten hinterfragen
|
Der Arzt sollte sich vergewissern, ob der Patient auch alles richtig
verstanden hat. Dazu sollte er im Laufe des Gespräches ruhig häufiger nach dem
Verständnis fragen. Um das Verständnis des Patienten zu bestätigen kann der Arzt
den Patienten am Ende des Gesprächs auffordern, mit eigenen Worten zusammenfassen, wie er
seine momentane Situation sieht. Der Arzt könnte den Patienten beispielsweise
durch folgende Bitte dazu auffordern: "Ich habe Ihnen nun sehr viele
Informationen gegeben, die zudem teilweise unerfreulich waren. Ich würde nun
gerne wissen, wie es Ihnen geht. Es wäre daher schön, wenn Sie mir kurz sagen
könnten, was Ihnen von unserem Gespräch am wichtigsten ist und womit Ihnen das
Behandlungsteam momentan am besten helfen kann. Selbstverständlich können Sie
auch später noch jederzeit auf uns zukommen."
|
Dem Patienten Zeit für eine Antwort geben
|
Dem Patienten sollte in dieser schwierigen Situation ausreichend
Zeit für eine Antwort gegeben werden. Beginnt er zu sprechen und kommt ins
Stocken, können Ermunterungen helfen, weiterzusprechen. Derartige Ermunterungen
können unter anderem in aufmunterndem Nicken, einfachen Äußerungen wie "Hmm"
oder einem auffordernden Blick bestehen. Auch das Aufgreifen der letzten Worte
vor einer Sprechpause stellt eine Hilfe dar, um den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen. Auf jeden Fall sollten die gesprochenen und die nonverbalen
(nicht gesprochenen) Botschaften übereinstimmen. Beispielsweise ist es sehr
ungünstig, den Patienten einerseits zum Weitersprechen zu ermutigen,
andererseits aber auf seine Armbanduhr zu schauen.
|
Auf die Äußerungen des Patienten eingehen
|
Auch Hinweise des Patienten wie "Mein Vater hatte dieselbe
Krankheit" können einen guten Ansatzpunkt darstellen, um die Bewertung des
Patienten bezüglich seiner Situation zu erfassen. Mögliche daran anschließende
Fragen wären beispielsweise "Wie haben Sie die Erkrankung Ihres Vaters
miterlebt?" und "Was wünschen Sie sich von uns an besserer Betreuung im
Vergleich zur Betreuung, die Ihr Vater erhalten hat?". In diesem Zusammenhang
ist auch der Hinweis hilfreich, dass sich die Möglichkeiten der
Beschwerdelinderung kontinuierlich verbessert haben, sodass Patienten
vermutlich effektiver betreut werden können als einen vor längerer Zeit
verstorbener Angehöriger.
|
|
|