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Für die Ernährung bei Gicht:
Lebensmitteltabellen für Purine und Harnsäure

Gicht- Arthritis urica
 

Gicht
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Kurzinfo: Gicht - Arthritis urica
Symptome Akut: Plötzliche starke Schmerzen in einem Gelenk, heftige Schmerzen bei Berührung, das Gelenk ist gerötet, stark geschwollen und überwärmt, allgemeine Entzündungszeichen wie Fieber, vermehrte weiße Blutkörperchen im Blutbild und eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit und erhöhte Harnsäurewerte, selten Kopfschmerzen, Erbrechen, Tachykardie
Chronisch: Häufigere Schmerzattacken, Harnsäurekristallablagerungen in Gelenken, Gichttophi, Gelenkdeformation, Nierensteine, Nierenversagen
Therapie Diät mit purinarmer Kost, Gewichtsreduktion, viel trinken. Für die Ernährung bei Gicht: Lebensmitteltabellen für Purine und Harnsäure.
Medikamente akut: Kolchizin, NSAR, Glukokortikoide. Chronisch: Allopurinol, Urikosurika (z.B. Benzbromaron, Probenecid), Zitronensäurezitratgemische.
Inhaltsübersicht:
Gicht und Hyperurikämie
Krankheitsbild
Ursachen
Hintergrund: Harnsäure und Purine
Therapie
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Gicht und Hyperurikämie
Harnsäure bildet Kristalle, die sich in Gelenken und Geweben ablagern. Die Gicht nimmt bei den rheumatischen Erkrankungen eine Sonderstellung ein. Eigentlich ist sie nämlich eine Störung des Purinstoffwechsels, bei der es ständig zu einem viel zu hohen Harnsäurewert im Blut kommt. Die Harnsäure wird dann nicht mehr in ausreichendem Maße über die Nieren und den Darm ausgeschieden. Deshalb kann sie sehr feste, harte Kristalle bilden. Diese Kristalle lagern sich dann in Gelenken oder auch anderen Geweben ab. Aus diesem Grund wird die Gicht auch als Harnsäurekristallablagerung oder - bei Gelenkablagerung - als Arthritis urica bezeichnet.

 

Ein gesunder Erwachsener scheidet am Tag ungefähr 400 bis 800 mg Harnsäure über den Urin oder über den Stuhl aus. Die Normwerte für Männer und Frauen sind unterschiedlich:

Normwerte Harnsäure

Männer 3,5 - 7,0 mg/dl
Frauen 2,5 - 5,7 mg/dl

 

Gicht betrifft zu 95 % Männer. Frauen werden durch Östrogen geschützt. Eine Erhöhung der Harnsäurekonzentration im Blut nennt sich in der Fachsprache Hyperurikämie. Ursache der Hyperurikämie kann zum einen eine Überproduktion an Harnsäure sein. Diese Überproduktion kann genetisch bedingt sein und wird dann primäre Hyperurikämie genannt. Sie kann aber auch ohne ersichtlichen Grund (idiopatisch) auftreten. Bei sekundären Hyperurikämien kommt es zu einer Überproduktion z. B. durch exzessive Purinaufnahme, verschiedene Erkrankungen oder auch extreme Muskelarbeit. Eine weitere grundsätzliche Möglichkeit der Hyperurikämie liegt in der verringerten Harnsäureausscheidung. Das ist z. B. bei einer chronischen Niereninsuffizienz, Bluthochdruck, Überproduktion der Nebenschilddrüse und durch die Einnahme verschiedener Medikamente möglich.

Unter Hyperurikämie leiden in Deutschland ungefähr 25 Prozent der Gesamtbevölkerung. Gicht entwickelt sich bei etwa 10 Prozent der Hyperurikämiker. Männer sind mit 95 Prozent deutlich häufiger betroffen, als Frauen. Außerdem zeigt sich die Gicht bei Männern häufig früher. Der Altersdurchschnitt für erste Zeichen einer Gicht liegt bei Männern bei 30 - 45 Jahren, während Frauen erst mit 50 - 60 Jahren, nach den Wechseljahren, davon betroffen sind. Die Zunahme der Krankheitszahlen von Frauen nach den Wechseljahren erklärt sich aus der schützenden Wirkung der Östrogene, die nach den Wechseljahren nicht mehr produziert werden.

 

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Krankheitsbild
Der akute Gichtanfall wird von extremen Schmerzen begleitet. Gicht kann sich in zwei verschiedenen Formen darstellen, in einem akuten Gichtanfall oder in Form einer chronischen Gicht. Häufig ist der akute Gichtanfall das erste Zeichen, dass der Harnsäurewert viel zu hoch ist. Dann kommt es zu einer regelrechten Attacke, meistens am frühen Morgen oder nachts. Der akute Gichtanfall ist gekennzeichnet durch:
  • plötzlich beginnende starke Schmerzen in einem Gelenk
  • heftige Schmerzen bei Berührung
  • das Gelenk ist gerötet, stark geschwollen und überwärmt
  • allgemeine Entzündungszeichen wie Fieber, vermehrte weiße Blutkörperchen im Blutbild und eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit
  • selten Kopfschmerzen, Erbrechen, Tachykardie

 

Schmerzen des Gichtanfalls erreichen nach 1-2 Tagen ihren Höhepunkt. Am häufigsten ist das Großzehengrundgelenk betroffen. Weitere Gelenke sind das Daumengrundgelenk und in seltenen Fällen auch das Sprunggelenk oder das Kniegelenk. Auslöser sind meistens Stress, Wetterwechsel, Fasten, Ess- und Alkoholexzesse. Die Beschwerden erreichen nach 1 bis 2 Tagen ihren Höhepunkt und lassen nach etwa 10 Tagen, auch ohne Medikamente, wieder nach.

 

Die Ablagerungen zerstören den Gelenkknorpel und letztendlich den Knochen. Sinkt nach einem solchen Anfall die Harnsäurekonzentration nicht unter einen Wert von 9 mg/dl ab, so kann man davon ausgehen, dass die Gicht chronisch wird. Dann treten die Schmerzattacken häufiger auf. Durch die Kristallablagerungen werden die Gelenke unbeweglich. Letztendlich kommt es zu Verformungen der Gelenke, weil die Ablagerungen den Gelenkknorpel zerstören und den Knochen angreifen. Es können sich auch Gichttophi (Knötchen) bilden. Das sind Harnsäureablagerungen in Geweben außerhalb der Gelenke. Meistens sind die Knötchen am Ohrläppchen, an Händen, Füßen, Ellenbogen und außerhalb der Kniegelenke zu finden. Bei langanhaltender chronischer Gicht muß man außerdem damit rechnen, dass die Nieren nicht mehr richtig funktionieren. Es können sich Nierensteine bilden.

 

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Ursachen
Erbliche Disposition und falsche Ernährung sind die häufigsten Ursachen. Ursache der Hyperurikämie bzw. der Gicht kann primär eine Funktionsstörung für die Ausscheidung von Harnsäure sein. Diese Störung tritt familiär gehäuft auf. Die Ursache ist bisher nicht geklärt. Als primäre Störung gilt auch die Manifestation der Gicht durch eine überhöhte Zufuhr von Purinen aus der Nahrung. Auslöser für einen akuten Gichtanfall sind meistens Stress, Wetterwechsel, Fasten, Ess- und Alkoholexzesse.

 

Gicht kann auch die Folge anderer Erkrankungen sein. Bei der sekundären Hyperurikämie kommt es zur Gicht als Folge einer Grunderkrankung. Zu diesen Erkrankungen zählen alle, die entweder zu einer vermehrten Bildung von Harnsäure führen, oder bei denen zu wenig Harnsäure über die Nieren ausgeschieden wird. Zur ersten Gruppe gehören u.a. Leukämien, Zytostatika- und Strahlentherapie bei Krebs und Hämolyse (=Auflösung der roten Blutkörperchen). Zu verminderter Harnsäureausscheidung kommt es bei Nierenerkrankungen, als Folge von Fastenkuren oder auch Diabetes mellitus.

 

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Hintergrund: Harnsäure und Purine
Viele Menschen werden sich sagen: "Okay, dass ich Harnsäure mit dem Urin über die Nieren ausscheide, das kann ich ja noch verstehen. Aber wie kommt die Harnsäure bloß in meine Gelenke? Ich dachte immer, Harnsäure kommt nur im Urin vor. Und was um Gottes Willen sind Purine? Das ist ein ganz schönes Durcheinander."

 

Harnsäure ist ein Abbauprodukt, das in jeder Körperzelle gebildet wird. Ganz so kompliziert ist es nicht. Harnsäure ist auch nichts Schlimmes, sondern etwas ganz natürliches. Der Mensch produziert ständig Harnsäure in allen seinen Körperzellen. Sie entsteht bei Abbau- und Umbauprozessen, dem sogenannten physiologischen Zellabbau. Der Mensch besteht ungefähr aus 100 Tausend Milliarden Zellen. Da wird eine Menge Harnsäure produziert. Mit dem Blut gelangt die Harnsäure dann in Niere und Darm. Dort wird sie herausgefiltert und ausgeschieden.

 

Purinbasen sind Bestandteile der Erbinformation jeder Zelle. Harnsäure steht aber erst am Ende der Reaktionskette des physiologischen Zellabbaus. Was aber sind die konkreten Quellen? In jeder Zelle in unserem Körper sind im Zellkern alle unsere Erbinformationen gespeichert. Die Informationen befinden sich in den Chromosomen. Die Chromosomen bestehen aus DNS (Desoxyribonukleinsäure) oder der RNS (Ribonukleinsäure).

Die gesamte Erbinformation ist, wie in einem Computer, codiert. Der Code besteht nur aus 4 verschiedenen "Einzelteilen", die unterschiedlich zusammengesetzt sind. Diese Einzelteile sind die Basen Adenin, Guanin, Thymin und Cytosin. Die Basen Thymin und Cytosin sind die Pyrimidinbasen. Die Basen Adenin und Guanin werden Purinbasen genannt.

Jetzt sind wir den Purinen schon deutlich näher auf der Spur. Sie stecken praktisch in jeder Zelle. Und das ist nicht nur beim Menschen so. Auch die Tier- und Pflanzenwelt ist aus den gleichen Bausteinen aufgebaut.

 

Menschen essen Erbinformationen. Diese Tatsache hat eine direkte Auswirkung auf unsere Ernährung. Purine kommen besonders in Lebensmitteln vor, die viele Zellen enthalten. Dazu gehören insbesondere tierische Nahrungsmittel wie Fleisch, Wurst, Fisch. Aber auch einige pflanzliche Lebensmittel sind purinreich, z. B. Hülsenfrüchte und daraus hergestellte Produkte. Für eine purinarme Ernährung ist es oft notwendig, seine Ernährung grundlegend umzustellen. Hier helfen Lebensmitteltabellen.

 

Harnsäurebiosynthese Die Purine aus dem Stoffwechsel in unseren Zellen und die Purine aus der Nahrung werden in einem Abbauprozess zu Hypoxanthin umgewandelt. Mit Hilfe des Enzyms Xanthinoxidase wird Hypoxanthin zu Xanthin und schließlich zu Harnsäure verarbeitet. Unser Körper produziert ungefähr 700 mg Harnsäure pro Tag, die dann über den Darm und die Nieren ausgeschieden werden. Den Vorgang, der sich auch Harnsäurebiosynthese nennt, finden Sie auf der nebenstehenden Grafik dargestellt. Ist dieser Mechanismus in irgendeiner Weise gestört, so kann sich die produzierte Harnsäure im Blut anreichern. Dann bilden sich Harnsäurekristalle (Urate), die von den weißen Blutkörperchen aufgenommen werden. Die weißen Blutkörperchen laden dann ihre "Last" wieder ab, so dass sich die Harnsäurekristalle dann in Gelenken und Geweben absetzen.

 

Wenig Purine zu essen, ist die wirkungsvollste Vorbeugung gegen Gicht.
Für die Ernährung bei Gicht:
Lebensmitteltabellen für Purine und Harnsäure.
Ein Betroffener kann in diesen Stoffwechselkreislauf selbst eingreifen. Er braucht bloß darauf zu achten, dass er mit der Nahrung wenig Purine zu sich nimmt. Dann kann er häufig die Beschwerden vermeiden, oder wenigstens verringern. Genaue Angaben, wie viel Purine in den einzelnen Nahrungsmitteln enthalten sind, haben wir in Tabellen zusammengefasst. Die Tabellen enthalten auch gleich eine Umrechnung, die angibt, wie viel Harnsäure aus diesen Purinen produziert wird. Außerdem greifen Medikamente in diesen Abbauprozess ein: Allopurinol hemmt das Enzym Xanthinoxidase. Deshalb wird nicht mehr so viel Harnsäure hergestellt. Kolchizin hindert die weißen Blutkörperchen daran, Harnsäurekristalle aufzunehmen.

 

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Therapie
Erste Maßnahme bei Gicht: Ernährungsumstellung.
Buch dazu anzeigenRat und Hilfe bei Gicht.
Die Therapie bei Gicht richtet sich danach, ob ein akuter Gichtanfall behandelt wird oder chronische Gicht. Das einmalige Vorkommen eines akuten Gichtanfalls rechtfertigt nicht die Durchführung einer medikamentösen Langzeittherapie. Bei allen Betroffenen, die einen erhöhten Harnsäurespiegel haben, ist die Umstellung der Ernährung erforderlich. Häufig wird damit schon eine Normalisierung der Harnsäurewerte erreicht.

 

Buch dazu anzeigenAbwechslungsreiche Diät bei Gicht.

 

Wer selber umrechnen will:
1 mg Harnsäure = 0,42 mg Purine
1 mg Purine = 2,4 mg Harnsäure

 

Für die Ernährung bei Gicht:
Lebensmitteltabellen für Purine und Harnsäure.

Maßnahmen der Ernährungsumstellung sind:
  • Essen Sie purinarme Kost. Die Nahrungsaufnahme sollte nur zu einer Bildung von 300 mg Harnsäure pro Tag führen. Genaue Angaben, wie viel Purine in den einzelnen Nahrungsmitteln enthalten sind, haben wir in Tabellen zusammengefasst. Die Tabellen enthalten auch gleich eine Umrechnung, die angibt, wie viel Harnsäure aus diesen Purinen produziert wird. Problematisch sind insbesondere Fleisch, Fleischprodukte und Innereien. Aber auch Ölsardinen, Sprotten, Fertigsuppen und -soßen, sowie Hülsenfrüchte.
  • Viel Trinken ist angesagt. Täglich sollten es etwa 2 Liter Flüssigkeit sein. Das erhöht die Urinausscheidung und senkt so den Harnsäurespiegel. Aber: Hände weg vom Alkohol. Er hemmt die Harnsäureausscheidung. Außerdem liefert besonders Bier erhebliche Mengen an Purinen. Wenn Alkohol, dann darf es höchstens mal ein Gläschen Wein sein.

 

Die begünstigende Faktoren müssen ebenfalls behandelt werden. Auch andere Risikofaktoren, die eine Erhöhung der Harnsäurewerte begünstigen, sollten behandelt werden. Dazu gehören insbesondere:

 

Medikamente bei akutem Gichtanfall: Die medikamentöse Therapie des akuten Gichtanfalls wird häufig durchgeführt mit:
  • Kolchizin
  • NSAR: Ausnahme ist die Acetylsalicylsäure, weil sie die Harnsäureausscheidung hemmt. Häufig wird die Verwendung von Indometacin empfohlen.
  • Glukokortikoide

Linderung bringt häufig zusätzlich die Ruhigstellung des betroffenen Gelenkes und die Kühlung mit Alkoholumschlägen und andere Kälteanwendungen.

 

Medikamente bei chronischer Gicht. Die chronische Gicht wird, neben diätetischen Maßnahmen, medikamentös behandelt mit:
  • Allopurinol. Die Dosierung sollte langsam beginnen und allmählich gesteigert werden. Eine zu schnelle Steigerung kann einen Gichtanfall auslösen.
  • Urikosurika. Das sind Medikamente (z.B. Benzbromaron, Probenecid), die die Harnsäureausscheidung über die Nieren fördern. Ganz wichtig: Bei dieser Medikation müssen die Betroffenen unbedingt viel trinken (mind. 2 Liter), sonst können sich die Harnsäurekristalle in der Niere absetzen und dort Nierensteine bilden.
  • Medikamente, die die Löslichkeit der Harnsäure verbessern, Zitronensäurezitratgemische.

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