| |
|
Top
Unzeitgemäßer Einsatz von Medikamenten
|
Medikamente
sind der Grundpfeiler der Therapie. |
Die
medikamentöse Behandlung bei chronischen Schmerzen ist ein Grundpfeiler jeder
Schmerztherapie. Grundlagen dafür sind neue Erkenntnisse aus der Schmerz- und
Analgetikaforschung sowie langjährige Erfahrungen mit dem WHO-Stufenschema
und Empfehlungen der einzelnen Fachgesellschaften. Trotzdem sind etwa 65 Prozent aller
Patienten mit chronischen Schmerzen unterversorgt oder sogar gar nicht versorgt. |
Nicht
nur Tumorschmerzen unterversorgt. |
Es
geht hier nicht nur um die Patienten, die Tumorschmerzen haben sondern auch um die viel
größere Gruppe der Patienten, die aus anderen Gründen an chronischen Schmerzen leidet. |
Viele
leiden unnötig. |
Diese
Patienten müssen meist ganz unnötig starke Schmerzen ertragen, obwohl eine adäquate
Linderung in den meisten Fällen möglich wäre. Sehr häufig ist in Deutschland die
Pharmakotherapie gerade in diesem Bereich von Unkenntnis und von Vorurteilen geprägt.
Dies betrifft im besonderen Maße die Indikationen für
Opioidanalgetika. |
Opioide
verursachen bei Schmerzpatienten keine Sucht. |
Die
Vorstellung, daß die Opioidtherapie zwingend Suchtverhalten
erzeugen muß, gehört nach Ansicht von Schmerztherapeuten ins Reich der Fabeln.
Medikamentöse Behandlungsregeln, die verfügbar sind, werden in Deutschland nicht oder
nicht konsequent angewendet - nicht einmal bei Patienten mit Krebsschmerzen. |
Ängste
und Hemmnisse bei der Verordnung von Opioiden sind international weit verbreitet. |
Sucht
ist ein ausgesprochen seltenes Problem bei Schmerzpatienten, daß haben viele
Untersuchungen der letzten Jahre ergeben. Dennoch sind Vorurteile und Ängste die
größten Hemmnisse bei der Verordnung von Opioiden. Eine internationale Umfrage des INCD
(International Narcotics Control Board) bei 65 Regierungen ergab 1996:
- 72 % haben Angst vor Sucht,
- 59 % fühlen sich ungenügend ausgebildet,
- 59 % fürchten die restriktive Gesetze,
- 47 % der Ärzte und Apotheker haben Angst vor legalen
Sanktionen,
- 38 % haben Angst vor Diebstahl,
- 38 % fürchten die aufwendigen Bestimmungen und
- 34 % bemängeln die unzureichende Verfügbarkeit aufgrund
von Import oder Herstellung.
|
|
Top
Fünf Regeln für die Anwendung von Analgetika
|
Regel
1: |
Die
Einzeldosis wird so festgelegt, daß die Schmerzmittel ihren Zweck erfüllen, das heißt,
sie dürfen nicht unterdosiert werden, aber wegen unerwünschter Begleiteffekte sollen sie
auch nicht überdosiert sein. Hier richtet sich in der Regel der Therapeut nach dem
pharmakologischen Wirkprofil der Substanz und nach den eigenen Erfahrungen. |
Regel
2: |
Die
Medikamenteneinnahme soll nach einem festen Zeitplan erfolgen, der sich an der Wirkdauer
des Medikaments orientiert und nicht nach dem Bedarf. Es werden dabei konstante
Plasmaspiegel erzielt und die Schmerzen bleiben gerade bei diesem antizipatorischen
Vorgehen anhaltend gelindert. Das Führen eines Schmerztagebuches ist sowohl in der
Einstellungsphase als auch zur laufenden Therapiekontrolle hilfreich. |
Regel
3: |
Aufgrund
einer gleichförmigen und langanhaltenden Wirkung sind die retardierten
Analgetika-Darreichungsformen allgemein vorzuziehen. Die nicht-retardierten Medikamente
nutzt man dagegen, um die intermittierenden Schmerzspitzen zu kupieren. |
Regel
4: |
Wenn
die oralen Applikationsformen keine zufriedenstellende Schmerzlinderung bewirken oder die
Nebenwirkungen unbeherrschbar werden, sollte der Therapeut frühzeitig auf andere
Applikationsformen übergehen. |
Regel
5: |
Keine
sinnlosen Kombinationen oder Mischpräparate einsetzen. |
|
Top
Neurolytische Blockade
|
Neurolytische
Blockaden werden eingesetzt, wenn das WHO-Stufenschema versagt. |
Wenn
es nicht möglich ist, eine zufriedenstellende Linderung der Schmerzen mit einer
medikamentösen Therapie nach dem WHO-Stufenschema zu erzielen,
stehen darüber hinaus lokale Betäubungsvarianten zur Verfügung. Hauptsächlich handelt
es sich hierbei um rückenmarksnahe Betäubungen, Blockierungen der großen
Nervengeflechte und der vegetativen Ganglien im Bauchraum, besonders des Ganglion
coeliacum. Mit einem Lokalanästhetikums sorgt man entweder für eine zeitweilige oder
für eine dauerhafte Blockade. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit einer einmaligen
sogenannten neurolytischen Blockade mit einem Mittel, das das Nervengewebe zerstört. Top |
|
Zur Übersicht
Medikamentöse
Schmerztherapie |
| |
|