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Palliativpflege bei
Wunden durch aufbrechende Tumoren
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Durch pflegerische Maßnahmen ist es möglich, unterschiedliche
Beschwerden von Palliativpatienten zu lindern. Diese pflegerischen Maßnahmen
können alleine zur Anwendung kommen oder als Ergänzung zu anderen Therapien
eingesetzt werden, beispielsweise als Ergänzung zu einer medikamentösen
Behandlung.
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Offene Wunden und schlechte Gerüche
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Fortgeschrittene bösartige Tumoren können, wenn sie an Größe zunehmen, durch
die Haut hindurch wachsen und dadurch nach außen "aufbrechen". Man spricht medizinisch von
einem sogenannten exulzerierenden Tumorwachstum beziehungsweise von einer
Exulzeration. Eine derartige Tumorexulzeration ist für den betroffenen
Palliativpatienten in der Regel eine erhebliche Belastung. Zum einen führt
das durchbrechende Tumorwachstum zu einer körperlichen Beeinträchtigung, zum
anderen wird das Tumorleiden auf diese Weise sowohl für den Patienten selbst als
auch für die Menschen in seiner Umgebung deutlich sichtbar. Aufbrechende Tumoren
verströmen außerdem häufig einen sehr unangenehmen Geruch.
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Exulzerationen sind in der Palliativpflege selten
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Ein exulzerierendes Tumorwachstum kann verschiedene
Erscheinungsformen haben, von kleinen, trockenen Hautverkrustungen bis zu
großflächigen, reichlich Wundsekret absondernden, schlecht riechenden Wunden.
Bei Letzterem kann die aufgebrochene Tumorfläche zudem durch Bakterien infiziert
werden oder bluten, was weitere Probleme nach sich zieht. Die Geruchsentwicklung
ist dabei durch die Bakterien oder auch durch absterbendes Tumorgewebe bedingt.
In jedem Fall ist eine Tumorexulzeration für die palliativmedizinischen
Krankenschwestern und Krankenpfleger eine große Herausforderung.
Glücklicherweise kommen
derartige Situationen auch in der Palliativmedizin nicht sehr häufig vor.
Dadurch ist aber die pflegerischen Erfahrungen mit dieser speziellen Art der Wundpflege
häufig begrenzt sind.
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Soziale Isolation
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Für Palliativpatienten kann eine fortschreitende Tumorerkrankung und
in besonderer Weise das "Aufbrechen" eines Tumors eine soziale Isolierung zur
Folge haben. Durch das Voranschreiten einer bösartigen Tumorerkrankung sind die
körperlichen Aktivitäten des Patienten meist eingeschränkt, sodass die
Möglichkeiten der Kontaktpflege abnehmen. Durch eine Tumorexulzeration wird der
Tumor sichtbar. Das Aussehen und auftretende Gerüche erschweren dann das Aufrechterhalten regelmäßiger Kontakte
noch weiter. Das
kann einerseits durch Schamgefühle des betroffenen Patienten selbst bedingt
sein, andererseits aber auch durch Hilflosigkeit, Ängste oder sogar Ekel von
Familienmitgliedern und Freunden.
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Zielsetzung bei der Behandlung von Wunden exulzerierender Tumoren
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Die pflegerische Behandlung einer solchen Wunde unterscheidet sich von der
Behandlung anderer Wunden. Grund dafür ist vor allem, dass sich durch das
weitere Tumorwachstum in der Regel keine Abheilung erreichen lässt. Die einzelnen Ziele der
pflegerischen Behandlung von Wunden, die durch eine Tumorexulzeration entstehen,
sind:
- Erhaltung beziehungsweise Verbesserung des Wohlbefindens und der
Lebensqualität des Patienten
- Förderung der Selbstständigkeit und der sozialen Integration des
Palliativpatienten
- Vermeidung zusätzlicher Wundbeschwerden sowie Vermeidung von
Wundinfektionen und Wundblutungen
- Verhinderung beziehungsweise Bekämpfung unangenehmer Gerüche, die von
der Tumorwunde ausgehen
Dabei ist bei allen pflegerischen Maßnahmen zur Wundbehandlung darauf zu
achten,
- die Grenzen der Wundbehandlung zu erkennen und zu akzeptieren,
- die Belastungsgrenzen des Palliativpatienten sowie seiner Angehörigen
zu erkennen und zu respektieren und
- die einzelnen therapeutischen Maßnahmen am Allgemeinzustand des
Palliativpatienten sowie an seinen Wünschen und Vorstellungen
auszurichten.
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Spülung der Wunde
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Die pflegerische Wundbehandlung bei Palliativpatienten mit exulzeriertem
Tumor muss in jedem einzelnen Fall individuell auf den entsprechenden Patienten
abgestimmt werden. Die Reduktion eines eventuellen unangenehmen Geruchs und ein
kosmetisch zufriedenstellender Verband lassen sich durch verschiedene Maßnahmen
erreichen. Beispielsweise ist es erforderlich, die Wunde regelmäßig zu reinigen
und zu spülen. Zu diesem Zweck wird am besten Ringer-Lösung oder
0,9-prozentige NaCl-(Kochsalz-)Lösung verwendet. Bei Patienten, die baden oder duschen
können, ist auch eine Wundreinigung im Rahmen der normalen Körperpflege möglich.
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Antibiotika
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Eine Geruchsentwicklung lässt sich unter anderem durch Bekämpfung der
Wundbakterien verringern, die sich auf der Wunde ausgebreitet haben. Die
Feststellung, um welche Bakterien es sich dabei im Einzelnen handelt, ist mit
Hilfe eines Abstrichs mit anschließender mikrobiologischer Untersuchung möglich.
Nach dieser Untersuchung wird die Wunde regelmäßig mit dem am besten geeigneten
Antibiotikum gespült, um die Bakterien abzutöten und auf diese Weise die
Geruchsentwicklung zu reduzieren. Nur in sehr hartnäckigen Fällen ist es
sinnvoll, die Antibiotika zusätzlich als Tablette oder Infusion zu verabreichen,
sodass sie systemisch, das heißt auf den gesamten Körper, wirken können.
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Kohletabletten
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Eine weitere Möglichkeit zur Bekämpfung unangenehmer Gerüche besteht darin,
Kohletabletten (welche normalerweise zur Behandlung von Durchfallerkrankungen
eingesetzt werden) in einem Mörser zu zerkleinern und das dabei entstehende Pulver in eine saugfähige Kompresse zu
füllen. Für den anschließenden Wundverband wird zunächst eine Gaze aufgelegt.
Diese verhindert, dass die weiteren notwendigen Verbandmaterialien mit der meist
feuchten Wunde verkleben. Insbesondere bei blutenden Wunden ist die Verwendung
von Gaze empfehlenswert. Die Kompresse mit den zermörserten Kohletabletten wird
dann als nächste Schicht auf die Gaze aufgelegt. Durch das Kohlepulver werden
sowohl Gerüche als auch Flüssigkeiten gebunden. Alternativ kann eine
2-prozentige Chlorophyll-(Blattgrün-)Lösung auf die Wunde aufgetragen werden. Diese
Lösung wirkt geruchsbeseitigend und lässt sich zudem leicht auftragen und auch
leicht wieder entfernen, allerdings bringt sie den Nachteil mit sich, dass sie
die Wunde grünlich verfärbt, sodass diese sich nicht mehr so gut beurteilen
lässt.
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Wundabdeckung
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Die nächste Schicht der Wundabdeckung besteht in der Regel aus saugfähigem
Material, beispielsweise Windeleinlagen, um die aus der Wunde austretende
Flüssigkeit wirkungsvoll aufzusaugen. Anschließend werden die Wundränder mit
Zinkpaste bestrichen und die saugfähigen Auflagen sorgfältig fixiert,
beispielsweise mit ganz normaler Frischhaltefolie. Die Enden der
Frischhaltefolie kommen dabei auf der zuvor aufgetragenen Zinkpaste zu liegen.
Auf diese Weise kommt es zu einem sehr dichten Wundverschluss. Über die
Frischhaltefolie wird im nächsten Schritt der Wundabdeckung eine kleine
Einmalunterlagen gelegt, die man mit dehnbarem Pflaster fixiert. Damit ist die
eigentliche Wundabdeckung abgeschlossen. Ergänzend ist es möglich, ein
Kräuterkissen auf die abgedeckte Wunde aufzulegen, welches zusätzlich dazu
beiträgt, eventuell noch durch die Wundabdeckung gelangende unangenehme Gerüche
zu absorbieren. Das Kräuterkissen kann der Patient zudem beim Verbandwechsel zum
Riechen an die Nase halten, um den bei dieser Maßnahme in der Regel austretenden
Wundgeruch zu überdecken. Der Verbandwechsel erfolgt am besten einmal täglich.
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Verbesserung der Raumluft
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Neben der Versorgung der Tumorwunde an sich kann einem unangenehmen Geruch
ergänzend durch eine Verbesserung der Raumluft begegnet werden. Dies ist
beispielsweise durch Duftlampen oder künstliche Geruchsbinder
möglich.
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