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Das Palliativmedizinische Team - Umgang mit den eigenen Gefühlen:
Anerkennung persönlicher und beruflicher Grenzen
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Formale Grenzen einer optimalen Versorgung
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Grenzen und Limitierungen, die sich bei der
palliativmedizinischen Betreuung schwer kranker und sterbender Menschen ergeben,
können ganz unterschiedliche Gründe haben. Beispielsweise ist der Einsatz von
Therapiemöglichkeiten durch die apparative und finanzielle Ausstattung eines
Krankenhauses oder einer palliativmedizinischen Abteilung sowie durch die
festgelegte Anzahl der Betreuungsplätze in einer palliativmedizinischen
Abteilung begrenzt. Auch sind momentan nicht genug Ärzte und Krankenschwestern
beziehungsweise Krankenpfleger im Fach "Palliativmedizin" ausgebildet, um alle
schwer kranken und sterbenden Menschen optimal zu versorgen. Auch die
Organisation der ambulanten palliativmedizinischen Versorgung ist vielerorts
noch verbesserungswürdig.
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Individuelle Bedürfnisse
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Weitere Grenzen der Palliativmedizin ergeben sich dadurch, dass
die einzelnen Patienten im Leben so individuell und unterschiedlich sind wie im
Sterben. Daher ist es im Einzelfall nicht immer möglich, auf alle Wünsche und
Vorstellungen von Patienten und Angehörigen einzugehen und den Patienten
in jedem Aspekt gerecht zu werden.
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Grenzen des Patienten
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Auch die Patienten selbst können den Möglichkeiten der Palliativmedizin Grenzen
setzen, beispielsweise wenn ein Patient aus Angst vor Nebenwirkungen eine
effektive Schmerztherapie ablehnt.
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Allgemeine Schwierigkeiten durch Komplexität
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Außerdem ergeben sich häufig allgemeine Schwierigkeiten, wenn - wie in der
Palliativmedizin - viele Menschen aus unterschiedlichen beruflichen Bereichen
zusammenarbeiten (unter anderem Ärzte verschiedener Fachrichtungen,
Pflegepersonal, Sozialarbeiter, Psychologen, Ergotherapeuten, Krankengymnasten
und Geistliche), wobei nicht selten unterschiedliche Vorstellungen aufeinander stoßen.
Die palliativmedizinische Arbeit erfordert ein hohes
Maß an positiven menschlichen Eigenschaften, die sich nur bedingt aktiv
erlernen lassen (beispielsweise Mitgefühl für seine Mitmenschen, Geduld und
Einsatzbereitschaft).
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Niemand ist perfekt
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Es gibt mehrere Möglichkeiten konstruktiv mit beruflichen
und persönlichen Grenzen umzugehen. Dazu gehört unter anderem die Einsicht, dass
niemand perfekt und fehlerfrei ist und dass jeder Mensch (also auch jedes
einzelne Mitglied des palliativmedizinischen Teams) persönliche Grenzen hat.
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Aus Erfahrung lernen
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Es ist auch möglich, aus eigenen Erfahrungen lernen (sich beispielsweise
vornehmen, sich das nächste Mal mehr Zeit für einen als sehr anstrengend
empfundenen Patienten zu nehmen, auch wenn dieser immer wieder dieselben Fragen
stellt).
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Hilfe suchen und annehmen
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Eine weitere Hilfe besteht darin, problematische Situationen und die
dabei empfundenen persönlichen Grenzen mit Kollegen und/oder einem Psychologen
zu besprechen. Dabei lassen sich unter Umständen konkrete Hilfestellungen
aufzeigen. Zudem empfinden es viele Menschen, die in der Palliativmedizin
arbeiten, als Erleichterung, sich mit Kollegen über die eigenen Grenzen und die
dadurch entstehenden Probleme auszutauschen. Das Gefühl, mit seinen Limitationen
nicht allein zu sein, kann sehr entlastend wirken.
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