Bild
1212a
Punktanalyse Pedografie: Die Pedographie ist
eine Methode der statischen und dynamischen Fußdruckmessung. Diese Fußdruckmessung ist
vor allem bei Diabetikern mit neuropathischem Fuß außerordentlich wichtig, da der
Orthopädieschuhmacher die druckentlastenden orthopädischen Maßschuhe bzw.
druckentlastende Einlagen nach dem Ergebnis der Fußdruckmessung gestalten kann.
Bild 1212b:
Die Pedografie kann auch als
Qualitätskontrolle für den ordnungsgemäß hergestellten Maßschuh eingesetzt werden.
Dabei werden Meßsohlen mit einer Vielzahl von Meßpunkten in den Maßschuh eingelegt und
mit einem Computersystem zur Registrierung verbunden. Während des Gehens wird dann der
entsprechende Druckaufbau an der Fußsohle dreidimensional dargestellt. Somit kann der
Orthopädieschuhmacher sowohl im Stehen als auch im Gehen die Qualität seiner
druckentlastenden orthopädischen Maßschuhe prüfen. Diese Druckentlastung ist zur
Vermeidung diabetischer Geschwüre an der Fußsohle (Mal perforans) die wichtigste
therapeutische Maßnahme. Im Bild 1212a dargestellt ist ein Diabetiker mit neuropathischem
Ulkus im Vorfußbereich. Das linke Bild zeigt den Zustand vor Versorgung mit
orthopädischem Maßschuh. Dabei sind Druckspitzen sowohl im Vorfußbereich als auch im
Bereich der Ferse zu erkennen. Nach Versorgung mit einem orthopädischem Maßschuh sind
beide Druckspitzen optimal korrigiert.
Bild 1212c:
Die Klinik Bavaria in Kreischa/ Sachsen mit
der Diabetes-Klinik
Bild 1212d:
Luftaufnahme der Klinik Bavaria, die nur 12km
entfernt von der sächsischen Landeshauptstadt Sachsen liegt
|
10-Gesundheit (Infos zum Thema Diabetes finden Sie bei MedizInfo®Diabetes.)
1212 Gut zu Fuß: Dem diabetischen Fuß vorbeugen,
Amputationen verhindern!
Fußprobleme bei Diabetikern, von Ärzten heute oft als "diabetischer Fuß" oder
"diabetisches Fußsyndrom" bezeichnet, sind von erheblicher Bedeutung für die
Gesundheit der Patienten mit Diabetes mellitus. An der Diabetes-Klinik in Kreischa
beispielsweise kann eine eklatante Zunahme der Einweisung von Diabetikern aller
Altersklassen mit Amputationen der unteren und oberen Extremitäten festgestellt werden.
Diese sind mit enormem menschlichen Leid verbunden.
Daten aus den Jahren 95 und 96 zeigen, daß in Deutschland jährlich etwa 22 000 bis 28
000 Amputationen durchgeführt werden, die durch Diabetes bedingt sind. Dies sind ca. 70
Prozent aller nicht durch Unfälle verursachten Amputationen. Sehr saubere Daten zur
Epidemiologie von Amputationen bei Diabetikern konnten erst jüngst von Kollegen des
Diabetes-Forschungsinstitutes Düsseldorf an der Leverkusener Bevölkerung erhoben werden.
Die Häufigkeit von Amputationen war dabei bei Diabetikern im Durchschnitt 20mal höher
als bei Nichtdiabetikern. Diese Zahl sagt noch nicht viel, da es sich um eine
Durchschnittszahl aller Altersgruppen handelt. Das Risiko einer Amputation war in den
jüngeren Altersgruppen (40-59 Jahre) 53mal so hoch wie bei Nichtdiabetikern und bei den
60-79jährigen noch 16mal so hoch wie bei der Vergleichsgruppe ohne Diabetes.
Nun ist seit vielen Jahren bekannt, daß durchaus eine Reduktion der Ober- und
Unterschenkelamputation um 45 bis 85 Prozent erzielt werden kann. Diese Daten entsprechen
den immer wieder zitierten und beschworenen Zielen der St. Vincent.-Deklaration, deren
Umsetzung für Deutschland aber wohl eher als gescheiter betrachtet werde kann und dies
ganz besonders im Lichte der derzeitigen gesundheitspolitischen Situation.
Die beschriebene drastische Senkung der Amputationsrate ist möglich durch
Patientenschulung und Behandlung in spezialisierten Diabetes-Fuß-Amulanzen, ind denen
eine enge Kooperation zwischen Diabetologen, Chirurgen, Fußpflegern, Krankenschwestern
und Orthopädieschuhmachern erfolgen kann. Auch die spezialisierte
Diabetes-Rehabilitationsklinik kann beste Voraussetzungen bieten, um die Füße des
Diabetiker optimal zu betreuen.
Der diabetische Fuß ist ein sehr vielfältiges Krankheitsbild, daß von der einfachen
"Fußpilz"-Infektion bis hin zu massiven Fußnekrosen reichen kann. Drei
wesentliche pathologische Zustände liegen der Erkrankung zugrunde:
1. die periphere sensible und autonome Neuropathie
2. arterielle Durchblutungsstörungen
3. Infektionen.
Danach müssen drei Hauptformen der Fußschädigung bei Diabetikern unterschieden werden
und diese kann zumindest teilweise auch der gut geschulte Patient differenzieren:
* der neuropathisch-infizierte Fuß
* der durchblutungsgestörte (ischämisch-makroangiopathische) Fuß und
* die Kombination aus Neuropathie und Durchblutungsstörungen (der
neuropathisch-ischämische Fuß).
Entscheidend für die Behandlung des neuropathischen Fußes, also der Abheilung eines
solchen Geschwürs ist die konsequente Druckentlastung, z.B. durch Unterarmstützen,
Vorfußentlastungsschuh, Orthese oder Rollstuhl. Die Umsetzung einer solchen Strategie ist
besonders schwierig, da den betroffenen Diabetikern leider noch zu oft von manchem Haus-
und auch Klinikarzt das genaue Gegenteil empfohlen wird. Selbst das gelegentliche
Auftreten und ein Geschwür im Ballenbereich kann die Abheilung verhindern.
Als einprägsames Beispiel sei eine noch junge Diabetikerin genannt, deren Geschwür im
Vorfußbereich in der Klinik durch konsequente Druckentlastung fast vollständig abgeheilt
war. Bei einer Beurlaubung war diese Frau trotz bester Schulung Tanzen! Im Ergebnis war
das Geschwür in alter Größe aufgebrochen. Druckentlastung ist somit keine kurzfristige
Therapie bis zur Geschwürabheilung, sondern muß mittels orthopädischer Maßschuhe
dauerhaft angelegt sein. Schwielen um ein Geschwür und abgestorbenes Gewebe müssen
abgetragen werden. Dies sowie die tägliche Wundbehandlung ist Aufgabe des diabetologisch
versierten Arztes. Meist sind auch Antibiotika erforderlich, da oft eine Infektion in der
Tiefe des Fußes vorliegt. Wichtig ist, daß Sie die nicht betroffenen Fußanteile
regelmäßig mit einer Fettcreme eincremen.
Als Endstation des neuropathischen Fußes kann der sog. Charcot-Fuß angesehen werden. Das
Fußskelett ist vollständig zusammengebrochen, Brüche im Vor- und Mittelfußbereich
können auftreten und der Fuß ist oft grotesk deformiert. Trotz der Deformierung belasten
die Patienten den Fuß weiter, da kein Schmerz wahrgenommen wird. Auch für den
Charcot-Fuß gilt die konsequente Druckentlastung als wichtigste Maßnahme. Hier ist der
erfahrene Orthopädieschuhmacher ganz besonders gefragt und gefordert. In Einzelfällen
kann eine chirurgische Korrektur sinnvoll sein. Besondere Erfahrungen mit derartigen
Eingriffen haben die Ärzte der Klinik für Technische Orthopädie der Universität
Münster. Aber auch alle Diabetes-Fuß-Zentren werden Ihnen mit Rat und Tat zur Seite
stehen.
Klassisches Symptom der Durchblutungsstörung der Beine ist das Auftreten von Schmerzen
beim Gehen und zwar im Wadenbereich und oft schon nach geringer Gehstrecke. Die Erkrankung
wird deshalb auch als Schaufensterkrankheit bezeichnet., da die Betroffenen wegen der
Schmerzen im Wadenbereich immer wieder Pausen einlegen müssen. Wichtiges Maß für die
Schwere der Durchblutungsstörung ist u.a. die sog. "schmerzfreie Gehstrecke".
Liegt diese unter 200m oder nimmt sie innerhalb kurzer Zeit rapide ab, dann liegt in der
Regel eine gravierende Durchblutunsstörung vor. Besonders gefährlich wird es, wenn der
Wadenschmerz bereits in Ruhe auftritt. Im fortgeschrittenen Stadium wird sich der Fuß
bläulich verfärben und kalt anfühlen. Im Gegensatz zum neuropathischen Fuß sind vor
allem die Zehen und auch der Fersenbereich betroffen.
Dem Arzt stehen eine ganze Reihe von diagnostischen Möglichkeiten zur Verfügung: Zuerst
das Tasten und Abhören der Pulse sowie verschiedene Ultraschall- und
Gefäßröntgenverfahren.
Die vom Diabetologen und Gefäßspezezialisten erhobenen Befunde werden immer im Team mit
Röntgenärzten und Gefäßchirurgen besprochen, um die jeweils effektivsten und
schonendste Behandlungsmethode für den betroffenen Patienten zu finden. Eine ganze Reihe
moderner Verfahren stehen abhängig vom Ausmaß der Durchblutungsstörung zur Verfügung.
Dabei handelt es sich vor allem um den Einsatz von Ballonkathetern, mit denen enge Stellen
im Gefäßsystem gesprengt werden können und um neuere gefäßchirurgische Verfahren im
Unterschenkel- und Fußbereich. Dies hier zu erklären wurde den Rahmen des Beitrages
überschreiten, zumal die Entscheidung, welche Behandlungsmethode sinnvoll ist, immer
individuell mit dem Patienten besprochen werden muß Hier soll aber hervorgehoben werden,
daß die Gefäßverkalkung im Unterschenkelbereich heute durchaus auch mit
Bypass-Operationen behandlet werden kann. Leider wird die Möglichkeit einer solchen
Operation noch nicht für alle Betroffenen in Betracht gezogen. Insbesondere in
Krankenhäuser, die über keine eigene Gefäßchirurgie verfügen, wird bei Diabetikern
mit durchblutungsgestörtem Fuß schnell eine Ober- oder Unterschenkelamputation
durchgeführt.
Wichtigste Maßnahme zur Reduktion der Häufigkeit des diabetischen Fußes ist eine
optimale Diabeteseinstellung. Dies gilt sowohl für Typ I- als auch für Typ
II-Diabetiker.
Vorbeugung kann nur greifen, wenn Sie über diese Dinge entsprechend informiert und
geschult sind. Eine effektive Patientenschulung ist das A und O bei der Vorbeugung des
diabetischen Fußes und natürlich auch bei der Verhütung von Komplikationen bei bereits
vorhandener Fußschädigung.
Die Patienten sollen über die Gefährdungsmöglichkeiten ihrer Füße unterrichtet und
mit der richtigen Fußpflege vertraut gemacht werden. Sie lernen, daß Fußverletzungen
unverzüglich von einem Arzt behandelt werden sollen und daß Wunden entlastet werden
müssen. Schließlich wird sich auch nur der gut informierte Diabetiker bei evtl.
anstehender Amputation sehr genau deren Notwendigkeit und Amputationshöhe erklären
lassen und möglichst sich Rat in einem Diabetes-Fuß-Zentrum holen. Dieses Recht steht
Ihnen zu! Eine sofortige Amputation ist nur in den allerseltensten Fällen notwendig.
Mehrere Arbeitsgruppen im In- und Ausland haben inzwischen nachweisen können, daß durch
die Diabetiker-Schulung allein und besser noch durch zusätzliche Behandlung in einer
Diabetes-Fuß-Amulanz eine Verringerung der Ober- und Unterschenkelamputation um 45 bis 85
Prozent erreicht werden kann.
Sie können also selbst durch Information und Kenntnis der Problematik des diabetischen
Fußes sehr viel zur Amputationsverhütung beitragen. Aus gesundheitspolitscher Sicht und
auch aus Kostengründen erscheint eine weitere Verbreitung der Diabetes-Fuß-Ambulanzen
und Dieabetes-Fuß-Zentren dringlich erforderlich, um eine flächendeckende,
spezialisierte Behandlung und Vorbeugung von Fußschäden bei Diabetikern sicherzustellen.
Auch dieses Ziel kann nicht allein durch die (noch) kleine Zahl der engagierten
"Fußärzte" erreicht werden, sondern bedarf der Unterstützung durch das Heer
der betroffenen Diabetiker!
Die Unterscheidung ist hinsichtlich des klinischen Bildes recht einfach und hat enorme
Bedeutung für die Wahl der Behandlung. Der neuropathisch-infizierte Fuß ist die
häufigste Form der diabetischen Fußschädigung. Etwa 60 Prozent der Fußläsionen sind
neuropathisch bedingt, 15 Prozent rein durchblutungsgestört und in 25 Prozent der Fälle
liegen Mischformen vor.
Der neuropathisch-infizierte Fuß (neuropathisches Geschwür) ist seit dem Altertum
bekannt und läßt sich aufgrund des typischen Bildes als "Blickdiagnose"
erkennen. Die Lokalisation ist nahezu immer an der Fußsohle, meist im Vorderfußbereich
unter dem Großzehen- bzw. Kleinzehenballen. Ganz charakteristisch sind die Hornschwielen
um das Geschwür und die Schmerzlosigkeit des Ulkus. Die Zeichen der Neuropathie mit
herabesetzter Berührungs-, Schmerz-, Temperatur- und Vibrationsempfinden können Sie
selbst und natürlich Ihr Arzt mit einfachen Tests nachweisen. So kann das
Vibrationsempfinden mit einer speziellen Stimmgabel und das Berührungsempfinden mit dem
Nylon-Filament geprüft werden. Wenn keine zusätzliche Durchblutungsstörung vorliegt,
ist der Fuß rosig und gut durchblutet. Bei der Untersuchung findet der Arzt kräftige
Fußpulse. Bedingt durch die autonome Nervenschädigung sind die Füße trocken und
schuppig.
Durch Minderung oder per Verlust der Empfindung sind Fußschäden durch äußere
Einflüsse häufig. Beobachtet wurden Verbrennungen durch heiße Fußbäder, Wärmflaschen
oder Barfußlaufen auf heißem Mittelmeerstrand, chemische Schäden durch die Anwendung
von Hühneraugenpflastern (Salizylsäure) und mechanische Verletzungen durch falsche
Fußpflege (insbesondere durch Schneiden der Fußnägel) oder Barfußlaufen.
Ausgesprochen häufig sind Geschwüre durch zu enges Schuhwerk oder gar Fremdkörper im
Schuh, die durch den Verlust der Schmerzwahrnehmung nicht erkannt werden.
Schauen Sie sich deshalb regelmäßig Ihre Fuße und Schuhe an und tasten Sie auch den
Schuh innen nach Fremdkörpern (bspw. Nägel) ab. Patienten mit diabetischen Augenschäden
sollten diese Fuß- und Schuhinspektion durch Angehörige tätigen lassen und sie sollten
auch die Fußpflege dem versierten Fußpfleger (Nachweis der Qualifikation!) überlassen.
Nicht nur Verletzungen bedingen Geschwüre am neuropathischen Fuß. Auch die Mechanik des
Fußes ist gestört. Insbesondere die Störung der Abrollbewegung des Fußes führt zu
einer Verlagerung der Belastung von Zehen hin zum Vorfußbereich. Zusätzlich wird die
Fußmuskulatur schwächer und es bilden sich Krallenzehen aus. All diese einzelnen
Komponenten führen zu massiven Druckbelastung im Ballenbereich, die der Diabetiker bei
gestörter Empfindung nicht bemerken kann und somit den Fuß nicht entsprechend entlastet.
Erstes Zeichen der Drucküberlastung sind Schwielen. Durch Einblutung, Gewebszersetzung
und Infektion kann der Prozeß bis zum Vollbild des infizierten Geschwürs fortschreiten.
Diesen Ablauf können Sie durch regelmäßige Inspektion der Füße und die Abtragung der
Hornschwielen verhindern.
Text: Dr. Med. Habil. M. Weck, Chefarzt der Abt. Diabetes, Stoffwechsel und Endokrinologie
an der Klinik Bavaria Kreischa
Information: 08551-99-0 Freyung
Internettip: www.klinik-bavaria.de
Internettip: Themenservice MedizInfo®Diabetes.
siehe auch: 1215 Patienten nach Amputationen kann
jetzt auch in Kissingen professionell geholfen werden
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